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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0057
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INeggendorfers Humoristifche Blätter.

55


Die Hauptfache.

Bedingung auferlegt, daß er ihr den verlobungskuß erst an
seinem Geburtstage geben dürfe, welcher, wie wir vernommen
haben, im Februar stattfinden würde. Sie war eine äußerst
romantisch angelegte Natur und träumte sich in eine fieberhafte
Glückseligkeit hinein, deren ksöhexunkt jener Tag, den sie jedoch
vorläufig noch nicht kannte, bilden sollte. Ihre neugierige
Frage, an welchem Tage er sein lViegenfest seiere, hatte er
unbeantwortet gelassen und bei ihren stürmischen Lrkundig-
ungen nur immer trübselig vor sich hingelächelt. — Der Februar
neigte sich bereits seinem Lnde zu, ohne daß sie den gewünschten
Aufschluß erhalten hätte. Ia, Lrwin schien bei ihren ferneren
Fragen noch verschlossener und betrübter als srüher zu sein.
Lndlich konnte sie ihre Ungeduld nicht länger bemeistern. Sie
ging zu dem Meldebureau, ließ sich von dem betresfenden Be-
amten gegen Lsinterlegung der üblichen zwanzig j)fennig den
Anmeldezettel ihres verlobten aufschlagen und erfuhr zu ihrem
Lntsetzen, daß das ihr so lange verschwiegene Oatum der —
— — neunundzwanzigste Februar war. Leichenblaß verließ sie
das Meldeamt und irrte mit stürmischen Gesühlen in der wogen-
den Brust durch die jdarkanlagen, die sich um das massive Ge-
bäude zogen, stundenlang umher. —-

wir sind am Morgen des ersten März angelangt. Unter
den Briefen, die Trwin erhielt, befand sich auch ein großes
Louvert, welches einen ominösen Inhalt vermuten ließ. Mecha-
nisch öffnete er es, um demselben einen großen lvand-
kalender zu entnehmen, über welchem mit schöngemalten Buch-
staben die worte standen: „kserzlichen Glückwunsch zum Ge-
burtstage, Trudchen" — und als sein Blick den Ralender ver-
wundert überflog, bemerkte er, daß hinter dem achtund-
zwanzigsten der neunundzwanzigste ^ebruar mit roter Tinte
eingetragen war, während der erste März sehlte. — —

„V Frauennatur, wie bist Du doch so uner-
gründlich und erfinderischl" flüsterte er selig vor
sich hin und wollte eben seinen Gedanken
eine Schleuse öffnen, damit sie sich
voll und ganz über jenes unüberseh-
bare und unbegrenzte Gebiet ergießen
könnten, als sich die Thüre öffnete,

Trudchen hereineilte, ihrem Trwin
enthusiastisch um den Hals fiel, um ihn
stürmisch zu küffen. „Du Böser,"
rief sie ein über das andere Mal,

„hätte ich gewußt, daß Du erst im
Iahre wieder Geburtstag hast,
so würde ich mir diese harte Beding-
ung nicht auserlegt habenl" — —

Lr erwiderte ihre Zärtlichkeit glück-
selig und gab nunmehr selbst seine
bisher verschwiegene Ansicht kund,
daß die Schaltjahre sür einen der-
artigen Vorsatz, wie ihn Trudchen
gefaßt hatte, eine sehr unpraktische,
ja sogar unangenehme Linrichtung
seien. — —

Daß sür jenes Liebesxaar der
Nonat Närz im Iahre ^yoo nur
dreißig Tage gehabt hat, läßt sich
nach dem vorhergesagten kaum be-
zweifeln. i>. o.

„Ich finde, Dein kjeinrich ist recht maulfaull
„Der? Der küßt in einer Tourl"

RuPfche Weisbeit.

(A)u willst ein weib Dir nehmen, Iunge?"

Spricht Vnkel mit bedächt'ger Zunge.
„Rennst Du denn auch, mein lieber Sohn,
Das wackre russ'sche Sprichwort schon?

Stets that es gut, wo ich's emxfahl —:
lver in den Rrieg geht, bet' erst 'mal,
lver auf die See, bet' zweimal,
lver in die Lhe — dreimall" —

„Ach, Gnkel, sieh sie nur erst anl
Lrst mußt Du seh'n, urteile dann." —

Und andern Tags bringt er die Braut. —
Raum hat der Gnkel sie beschaut,
lvinkt er dem Neffen leis' und spricht:

„Du, trau' dem russ'schen Sprichwort nichtl
Nein, jetzt gehorche mi r 'mal —-:

Bet' dreimal nicht, ^bet' viermall"

Edwin Bormann.

Äln Scbwärmer.

--- -

Mslmist.

— „lvo ich die letzten drei lvochen

war? Auf der kjochzeitsreise."

— „Ah, ich dachte mir gleich, daß^

Ihnen 'was xassiert sein muß."

Fräulein: „lvas ist eigentlich Jhre liebste Lektüre?"
Ljerr: „Ihre Augenl"
 
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