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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0033
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rNeggendorfers Humoristische Blätter.

29

das sie mir in die lViege gelegt, da brauch' ich dann bloß
mein Büchelchen anfzuschlagen und die schöne stolze Zabl
zu zeigen. Ls wird ein ganz ansehnlicher Batzen merden.
Bedenke, dreißig bis vierzig Iahre glaube ich doch noch
mitzumachen. Stück aus Stück in der langen Zeit hinzu-
gelegt und nie etwas weggenommen, das rechnet, — das
rechnet ganz barbarisch.

5chließlich aber, wenn das Lebenslicht nur noch müde
zuckh und der Notar vor mir steht und mich mit unanqe-
nehmer Deutlichkeit sragt: ,N)as soll hieraus werden?ß
da will ich bestimmen, daß die Studenten dort, wo ich am
Neckar saß, kommersieren und den putzigen alten Lserrn
leben lassen sollen. Da soll ein junger Aünstler nach Italien
reisen und das Leben genießen. Die llkänner des Geistes
aber und der Feder, die sollen ein Mahl rüsten mir zum
Gedenken und eine Rede dabei halten mir zu Lhren. So
wird dann wenigstens einer alljährlich etwas lesen müssen
von meinen Schreibereien. Ich aber kann mich beruhigt
zur Ruhe legen: non ornnis rnoriur, ein Stückchen Un-
sterblichkeit, wcnn auch nur zwischen Braten und Lis, ist
gerettetl"

Das Dienstmädchen war eingetreten und sragte, ob sie
zu Abend decken sollte.

„Natürlichl" brach er aus, „denkst Du, Reden macht
satt? N)as aber essen wir? Ich kann mich doch heute,
heute an diesem Freudentage nicht zu einem Schinkenbrot
hinsetzen und eine Flasche Bier dazu trinken. Geh schnell
hinüber zum lVeinhändler und hole eine Flasche Lhampag-
ner: Mumm oder j)ommery oder bseidsieck, und dann zum
Delikateßhändler: eine Gänseleberpastete, etwas Lachs,
Rheinlachs natürlich, einen schönen Lamembert, ganz durch,
und was Du so siehst. Und schließlich vom Ligarrenhändler
die beste Upmann, die er hat. Gder —", unterbrach er
sich und wandte sich zur jungen Frau, „geh doch bitte selber
mit, das Mädchen weiß ja nicht so genau, was gut schmeckt.
Ls sind ja nur ein xaar 5chritte."

„Ia-"

„U)as denn: ,Aber?^ ,Geld?^ Da liegt es ja mitten
aus dem Tisch!"

„Ia — aber —"

„5ei doch nicht so kleinlich! Tausende habe ich mit
einem Federstriche verschenkt, und Du willst knickern um
ein einziges Stück?"

Schweigend nahm sie das Geld und ging zur Thüre.
Er holte sie ein und umschlang sie mit seinen Armen:

„5ei nicht böse, Aind! Eei nicht böse! bjeute wollen
wir zwei das erste Liebesmahl seiern. Die späteren werden
es ja doch nur pro forrnu thun. N)er kennt auch den
gütigen Epender besser, als wir beide?"

Lang war der Uuß, wie die Noffnung: ein Nichts wie
sie, und doch eine Eeligkeit.

Der errtwaffnete Bapa.

nach «Lisch werde ich Dir wieder eininal ordentllch die Uose^ aus-
klopsen!" — — —

Der kleine j)epi: „lsier, bitte j)axa, wenn Du so gut sein willff!"

Wie rnan's nimmt.

— „N)ie, das Unternehmen ist die reinste Goldgrube?" ^

— "Za, alle Aktionäre sallen da mit ihrem Gelde 'rein!"

Nachmännisches Bedauern.

fförster (bei der Betrachtung eines neugeborenen unechten Dackels): „Noch
so jung und schon so — verdorben!"

Ausficht.

Freund: „Also morgen steigst Du ins Lramen . . . wie wrrd's
aussallen?" .

Student: „bsm, meine Angehörigen haben diesmal grotze
Boffnung!" _

Sonderbare (benugthuung.

Student: „U)ie, Sie wagen es, meine Schweffer zu kützen? Dasür
werden Sie mir Genugthuung geben!"

Schneider (z°rknirsch.): „was soll ich Ihnen denn anmesten, emen
Anzug oder einen Ueberzieher?"
 
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