Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0043
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Me gg en d o r f e r s 1) u m o r i st i s ch e Llätter

39

Älles umsonst.

- „5ag', Emma, erreichst
Du denn bei Deinem
Mann nichts durch
Thränen?"

- „G neinl N)ie er
bei mir nur eine
Thräne sieht, rust er
gleich: nur kein Wasser I

- und laust ins Wirts-
baus."

(Lenüasam.

Zcherchrage.

Frage: !Vas ist
trauen?

Zlntwort: lVenn sich

ein!Nilli 0 när im Dickich
eines lValdes von einem
vagabundierenden Fri
seur rasieren läßt.

Zmponierend.

- „Nun, wie sind 5ie
denn mit Ihrem neuen
Vausarzte zusrieden?"

- „5ie, das ist Ihnen ein
tüchtiger Nann, der ver-
ordnet uns gerade das Gegen-
teäl von dem, was sein Vorgänger
verordnetel"


(öenüglam.

'Mch brauch' nicht das Gold,

das im sernen Land
Inr Felsen verborgen ruht —;

Ich sahr' meinem Liebchen durch
Lockenhaar —

Das glänzt in goldiger Flut. —

Ich brauch' die Norallen —

die j?erlen nicht —

Ties unten am Meeresgrund —;

Ich hab' es ja leichter-ich küsse

mein Lieb

Aus den roten, blühenden INund.-

Ich brauche die Sterne

am Lsimrnel nicht —

Die leuchten in stiller Nacht —;

Ich blick' meinem herzigen lNädchen
ins Aug' —

Nnd sehe der 5terne jdracht. —

Ich brauch' nicht den Schatz,

den man heben kann 11
In der Thristnacht — iin düster'n Mald — XVt
lVeil ich meinen Tchatz seit lVochen schon
Beglückt in den Armen halt' . . .

Ernst Staus.



rn



(öroö.

Eulalia: „lVollen 5ie das Neueste wissen? Zch werde
mit einem Zirkuskünstler verloben."
lherr: „lllit dem ,dummen Augusll?"

mich

Wemr

ein junger Dokior
lolid lein uüll.

Aus dem Nachkleben gegriffen

von I»,-. Hugo Beuedikt.

eine jdromotion war
eben vorüber. Am
selben Tage gab mir meine
Verbindung eine Lhren-
kneixe.

Dieselbe verlies äußerst
animiert, crnste und heitere
Toaste, Lieder, eine humori-
tzilche Zeitung, ein Drama
in drei Akten süllten in an-
genehmer Abwechslung die
Zeit, dunkles Bier den
lllagen, und dicker Rauch
den 5aal. llm zwei Uhr
nachts hoben wir die
Rneipe auf, meine Kolle-
gen begaben sich zur wei-
teren Amtshandlung ins
Lase, während zwei junge Dok-
toren und ich, zur lllanisestation unserer
lVürde nach Vause gingen, uin unsere
Lagerstätten auszusuchen.

Ich lag gerade im ersten süßen
Echlummer und träumte von Ehren-
stellen, von viertausend Gulden Ge-
halt, da weckte mich der Echall eines
Thores urwüchsiger Etimmen von der
Etraße herauf und ich vernahm, wie
in rythmischem Viertakt unten der
lllännerchor sang: „Doktor heraus!"
„Doktor heraus!" Ich sür meinen Teil
hattc kcine Lust, die Vvation entgegen-
zunehmen und mich dem Volke zu zei-
gen, sondern glaubte ruhig weiter-
schlasen zu sollen, — zu sollen! plötz-
lich löste geisterhaste Etille den Lärm
aus. 5o hatte meine kluge, zurück-
haltende jdolitik — dachte ich mir —
die Leute unten zu Ruhe gebracht.
llnd ich richtete mich wieder — drei
llhr nachts — zuin Echlafen zurecht.

jdlötzlich klopst es schüchtern an der
lVohnungsthüre. lllein lsund erhebt
ein wütendes Bellen. Aus dcn andern
Zimmern, in denen Tltern und Ge-
schwister schlasen, hört man verhaltenes
Flüstern und lVisxern. Ich denke, es
sei der Bäckerjunge, und drehe mich
auf die andere Seite. Nun kloxft es
stärker und stärker. lllein lhund antwortct
mit noch stärkerem Bellen, das sein Tcho
in den andern Zimmern sindet. Ich entschließe
mich, da niemand ausmacht, die Thüre selbst zu öffnen. Die
Thüre wird ausgestoßen, und mit wuchtigen Tchritten tritt
mein liollege Richard lValner ein, ihm solgen lValter Nagel,
wolf und als letzter, der jüngste Fuchs, der merkwürdigerweise
lsuhn heißt. 5ie umringen mich, der ich in — man verzeihe
das harte lVort — in vollständiger Nachttoilette sie empfange
 
Annotationen