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Bä e g gl e n d o r s e r s u m oristische Blät 1 er
Zweifel.
0 i n t e r l au e r n i o ä e t >"NI seinoni Schntz >» der Menagerie)!
„Aha — 5eehnnd! 5o hat mi der Anterosfizier innner g hcißen, mie
i no beim INilitär war. — 5o arg is aber do net, gelt Stasi?"
Äas Lbrcngeschenk.
er Schriststeller Apollonius Rodbert, Ncrsasser zahlreicher
durch scharssinnige Lrfindung ausgezeichneter Ariminal-
romane, seierte sein fünsundzwanzigstes Berussjubiläunn
Bon allen Sciten regnete es Gratulationen und Geschenke, nur
die Staatsbehördcn nahmen, wie dies in Deutschland Schrist-
stellern und Publizisten gegenüber gebräuchlich, von dem Lhrcn-
tage keine Botiz. Ls war gcgen zwöls llhr mittags, der Strom
der Gratulanten hatte sich verlausen, und Apollonius Rodbert
saß in seinem Salon, mitten in einer Laube von Blüten und
Blattpslanzen und umgeben von cinem ganzcn INuseum von
silbernen Lösseln, goldencn Gassen, Cigarrenctuis, Stickereien,
Botivtaseln, Gemälden, sdhotographien in s. w., noch ganz
atemlos von den Reden, die er gehalten und angehört hattc,
nnd licß den Blick schmunzelnd und beseligt über all die cherrlich-
keiten hinschreitcn, als das lllädchen eintrat und cinen cherrn
meldete, der ihn zu sxrcchen wünsche.
Batürlich war er angenehm, und gleich draus trat cr ein,
ein elegant gekleideter lserr von aristrokratischen Allüren, dem
ein Dienstmann cin großes, sorgsältig verschnürtes sdaket nach-
trug. Der i>.räger stellte seine §ast aus einen Stuhl und entsernte
sich, der chrcmde aber schritt mit höslicher Bcrbeugung aus deu
Iubilar zu und hub an:
„lllein Bame ist ^chulze. Gestatten Sie mir, jsthnen die
Glückwünsche eines jghrer eisrigsten Oerehrer darzubrinqen, der
Ihnen nicht nur manche genußreiche Stunde verdankt,
sondern auch noch in anderer weise zu hoher Dank-
barkeit verpslichtet ist. Lrlauben Sie mir, Ihnen als
Ausdruck meiner Bewunderung und Dankbarkeit dieses
bescheidene Geschenk zu überreichen."
Der Iubilar, tief gerührt, crgriss warm die dar-
gebotene lfiand.
„lserzlichsten Dank sür Ihre liebenswürdige Absicht.
Ich habe ja gar nicht die Lhre Sie zu kennen, und
weiß wirklich nicht, wodurch und in welcher lhinsicht es
mir gelungcn ist, Sie zu besonderem Danke zu verpflichten."
„Und doch ist es der chall," erwiderte der Besucher
begeistert. „Ich verdanke Ihnen vicl, ja eigentlich
alles, was ich mein nenne — erzEigen Sie mir die
Ehre, meine kleine Gabe huldreich anzunehmen, Sie
werden in dem beiliegenden Briefchen alle nähere Aus-
klärung finden."
Apollonius acceptierte in liebenswürdigster Form,
und der Fremde empsahl sich mit höslichen lVorten.
Neugierig öfinete der Iubilar sogleich das jdaket,
uud siehe, der herrlichste und kostbarste Taselaussatz
blitzte ihm entgegen, den seine Augen je bewundert
hatten. Eine Arbeit in reicher Vergoldung, eine sinnige
Allegorie darstcllend, mit wahrhast kunstvollen Figuren
und zierlichen Säulen aus gediegen silberner Unterlage
- das cherz lachte ihm im Leibe, er rief unverzüglich
seine chrau und seine beiden Töchter herbei, und alle drei
jubelten lant vor Tnthusiasmus und Vcrzückung.
Dbenaus lag ein Touvert; der Iubilar riß es
aus — aber siehe, beim Durchlesen bewölkte sich seine
Denkerstirne.
„lvas gibt's denn, lNännchen?"
„M, dies ist ein seltsamer Vorsall! lsört einmal,
was hier geschrieben steht: ,chochverehrter Uerr! Tm-
psangen Sie anbei ein kleines Lhrengeschenk mit der
ldersicherung meiner glühendsten Dankbarkeit. j)ch bin
von Berus, was man einen internationalen Spitzbuben
nennt, habe in meinem Gewerbe glänzende Trsolge
anszuweisen und bin stcts gl-ücklich den sahndenden lhänden der
jdolizei entgangen. Alles das — meine Lrsolge, meine bisher
unangetastete chreiheit — verdanke ich der Lektüre Ihrer aus-
gezeichneten, geistvollen Romane. Ich war stets der Erste, welcher
ein Tremxlar eines neu erschienenen lVerkes aus Ihrer cheder er-
warb, uud indem ich ohne Verzug die von Ihnen crsonnenen Aunst-
grifie zur praktischen Anwendung brachte, gelang es mir nicht nur,
mir im Lause der Iahre ein ansehnliches Vermögen zusammen-
zustehlen, sondern mich auch stets der Versolgung zu entziehen.
)n Ihrer Schule bin ich geworden, was ich bin, Ihrem llnter-
richt danke ich meine Geschicklichkeit. Ts ist daher nicht mehr
als billig, daß ich darnach trachte, mich zu revanchieren, indem
ich Ihuen an Ihrem Lhrentage eine tiefgesühlte Ausmerksamkeit
erweise, indem ich aus ausrichtigem löerzen der lfiofinnng llus-
druck gebe, daß Ihrer scharssinnigen Feder noch recht viele
Romane von gleich- wertvoller Lrfindung entfließen möchten.
In qlühender Verehrung und Bewunderung Ihr ewig dankbarer
chriedrich Schnlze, internationaler lsochstapler?"
Das war ein kalter lvafierstrahl aus den Lnthusiasmus
der Beschauer, der Iubilar selbst war rccht kleinlaut, und man
erörterte die chrage, was in diesem Falle zu thun sei.
„Zurückgeben können wir das Geschenk nicht, da wir die
Adrefie dcs Spenders nicht kennen," seuszte Apollonius, „das
beste wäre wohl, die Gabe dcr 2lrmenkasse zur Verwcrtung
sür wohlthätige Zwecke zu überweisen."
„Aber es ist ein so wunderbarcr Taselaussatz," flötete
Bä e g gl e n d o r s e r s u m oristische Blät 1 er
Zweifel.
0 i n t e r l au e r n i o ä e t >"NI seinoni Schntz >» der Menagerie)!
„Aha — 5eehnnd! 5o hat mi der Anterosfizier innner g hcißen, mie
i no beim INilitär war. — 5o arg is aber do net, gelt Stasi?"
Äas Lbrcngeschenk.
er Schriststeller Apollonius Rodbert, Ncrsasser zahlreicher
durch scharssinnige Lrfindung ausgezeichneter Ariminal-
romane, seierte sein fünsundzwanzigstes Berussjubiläunn
Bon allen Sciten regnete es Gratulationen und Geschenke, nur
die Staatsbehördcn nahmen, wie dies in Deutschland Schrist-
stellern und Publizisten gegenüber gebräuchlich, von dem Lhrcn-
tage keine Botiz. Ls war gcgen zwöls llhr mittags, der Strom
der Gratulanten hatte sich verlausen, und Apollonius Rodbert
saß in seinem Salon, mitten in einer Laube von Blüten und
Blattpslanzen und umgeben von cinem ganzcn INuseum von
silbernen Lösseln, goldencn Gassen, Cigarrenctuis, Stickereien,
Botivtaseln, Gemälden, sdhotographien in s. w., noch ganz
atemlos von den Reden, die er gehalten und angehört hattc,
nnd licß den Blick schmunzelnd und beseligt über all die cherrlich-
keiten hinschreitcn, als das lllädchen eintrat und cinen cherrn
meldete, der ihn zu sxrcchen wünsche.
Batürlich war er angenehm, und gleich draus trat cr ein,
ein elegant gekleideter lserr von aristrokratischen Allüren, dem
ein Dienstmann cin großes, sorgsältig verschnürtes sdaket nach-
trug. Der i>.räger stellte seine §ast aus einen Stuhl und entsernte
sich, der chrcmde aber schritt mit höslicher Bcrbeugung aus deu
Iubilar zu und hub an:
„lllein Bame ist ^chulze. Gestatten Sie mir, jsthnen die
Glückwünsche eines jghrer eisrigsten Oerehrer darzubrinqen, der
Ihnen nicht nur manche genußreiche Stunde verdankt,
sondern auch noch in anderer weise zu hoher Dank-
barkeit verpslichtet ist. Lrlauben Sie mir, Ihnen als
Ausdruck meiner Bewunderung und Dankbarkeit dieses
bescheidene Geschenk zu überreichen."
Der Iubilar, tief gerührt, crgriss warm die dar-
gebotene lfiand.
„lserzlichsten Dank sür Ihre liebenswürdige Absicht.
Ich habe ja gar nicht die Lhre Sie zu kennen, und
weiß wirklich nicht, wodurch und in welcher lhinsicht es
mir gelungcn ist, Sie zu besonderem Danke zu verpflichten."
„Und doch ist es der chall," erwiderte der Besucher
begeistert. „Ich verdanke Ihnen vicl, ja eigentlich
alles, was ich mein nenne — erzEigen Sie mir die
Ehre, meine kleine Gabe huldreich anzunehmen, Sie
werden in dem beiliegenden Briefchen alle nähere Aus-
klärung finden."
Apollonius acceptierte in liebenswürdigster Form,
und der Fremde empsahl sich mit höslichen lVorten.
Neugierig öfinete der Iubilar sogleich das jdaket,
uud siehe, der herrlichste und kostbarste Taselaussatz
blitzte ihm entgegen, den seine Augen je bewundert
hatten. Eine Arbeit in reicher Vergoldung, eine sinnige
Allegorie darstcllend, mit wahrhast kunstvollen Figuren
und zierlichen Säulen aus gediegen silberner Unterlage
- das cherz lachte ihm im Leibe, er rief unverzüglich
seine chrau und seine beiden Töchter herbei, und alle drei
jubelten lant vor Tnthusiasmus und Vcrzückung.
Dbenaus lag ein Touvert; der Iubilar riß es
aus — aber siehe, beim Durchlesen bewölkte sich seine
Denkerstirne.
„lvas gibt's denn, lNännchen?"
„M, dies ist ein seltsamer Vorsall! lsört einmal,
was hier geschrieben steht: ,chochverehrter Uerr! Tm-
psangen Sie anbei ein kleines Lhrengeschenk mit der
ldersicherung meiner glühendsten Dankbarkeit. j)ch bin
von Berus, was man einen internationalen Spitzbuben
nennt, habe in meinem Gewerbe glänzende Trsolge
anszuweisen und bin stcts gl-ücklich den sahndenden lhänden der
jdolizei entgangen. Alles das — meine Lrsolge, meine bisher
unangetastete chreiheit — verdanke ich der Lektüre Ihrer aus-
gezeichneten, geistvollen Romane. Ich war stets der Erste, welcher
ein Tremxlar eines neu erschienenen lVerkes aus Ihrer cheder er-
warb, uud indem ich ohne Verzug die von Ihnen crsonnenen Aunst-
grifie zur praktischen Anwendung brachte, gelang es mir nicht nur,
mir im Lause der Iahre ein ansehnliches Vermögen zusammen-
zustehlen, sondern mich auch stets der Versolgung zu entziehen.
)n Ihrer Schule bin ich geworden, was ich bin, Ihrem llnter-
richt danke ich meine Geschicklichkeit. Ts ist daher nicht mehr
als billig, daß ich darnach trachte, mich zu revanchieren, indem
ich Ihuen an Ihrem Lhrentage eine tiefgesühlte Ausmerksamkeit
erweise, indem ich aus ausrichtigem löerzen der lfiofinnng llus-
druck gebe, daß Ihrer scharssinnigen Feder noch recht viele
Romane von gleich- wertvoller Lrfindung entfließen möchten.
In qlühender Verehrung und Bewunderung Ihr ewig dankbarer
chriedrich Schnlze, internationaler lsochstapler?"
Das war ein kalter lvafierstrahl aus den Lnthusiasmus
der Beschauer, der Iubilar selbst war rccht kleinlaut, und man
erörterte die chrage, was in diesem Falle zu thun sei.
„Zurückgeben können wir das Geschenk nicht, da wir die
Adrefie dcs Spenders nicht kennen," seuszte Apollonius, „das
beste wäre wohl, die Gabe dcr 2lrmenkasse zur Verwcrtung
sür wohlthätige Zwecke zu überweisen."
„Aber es ist ein so wunderbarcr Taselaussatz," flötete