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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0157
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INeggendorfers Humoristische Blätter

t53

Schon mformiert.

„Mie Ihnen die Dame dort
drüben fortwäbrend init
den Augen telegraphiert
. . . da wenn !^ie an-
halten würden . . .1"
„Geht nich' — drahtlose
Telegraphie!"

Kpruch.

bfat auch Reinecke

der Fuchs

5ich verfangen schon

im Tisen,

Ganz unschädlich ist
er nichti

tsüte Dich, er kann

noch beißenl
G. S.

Zerstörte Zltuston.

Tochter des thauses:
„thaben Sie gehört, wie
^ gestern Abend im Garten
^i'sdie Nachtigall so sütz
geflötet hat?"

Röchin: „Iawohl . . .

das war mein Bräuti-
gam, gnä' Fräulein."

Ariliokratische Legitimation.


- „Ivodurch können Lie sich als
Gras von uraltem Adel legiti-
mieren?"

- „Na, hören 5ie 'mal, 'n je-
wöhnlicher 5terblicher kann
solche Glatze wie ich doch
überhaupt nich' haben."

Bosbaft.

kserr (der eiri sehr zerkratztes Geftchi bat>: „Neine chrau ist leider taubstumm, die spricht nur
mit den Fingern!"

- „5o . . . da hat sie Ihnen wohl gestern Abend eine Gardinenpredigt gehalten?"

Warum ööerr lRendemann ja sagte.

otte Bendemann stand
am chenster und schau-
te in die Dämmerung
hinaus.

5chon verhüllten
leichte, durchsichtige
Schleier die Ferne —
nicht lange mehr, und
die Glocken läuteten
die heilige Nacht ein.

Die !?tratze war
sast leer. Nur eine
einzige, hohe INän-
nergestalt im grau-
en Gssiziersmantel
schritt langsam an
der kleinen, ziemlich
einsam gelegenen Nil-
la vorbei. Tin sor-
schender Blick flog
über ihre chenflerreihe. tiotte Bendemann ivurdc schr rot, als dicscr

Blick aufleuchtend dem ihren begegnete. 5ie winkte warnend
ab, als sich die chand des jungen Vssiziers grüßend, zur
Mütze heben wollte — nickte aber leicht mit dem bsaupt
und flog dann, schnell wie ein jdseil, die Vortreppe der Veranda
hinunter und dem einsainen Teil des Gartens zu. Dort flngen
sie, noch im Laus, zwei offene Arme aus und drückten sie sest
und innig an ein kloxsendes kserz.

„Lotte, hast Du keine lllleihnachtsbotschast sür mich?" flüsterte
er, indem er sie zärtlich küßte.

5ie legte warnend den chinger aus den Nund und zog ihn
weiter hinein in den bseckenweg. Schwere 5chritte nahten,
gingen vorüber und verklangen.

„Das war Mnkell" sagte sie. „Ach Malter, es ist immer
dasselbe. Ich gräme mich noch tot. Tante will heut' noch einmal
versuchen ihn umzustimmen — vor dem Baumanzünden —
aber ich hoffe nichts mehr." Und Lotte Bendemanns Lixxen
zitterten bedenklich. —

Tr hob sanst den gesenkten Aoxs empor und küßte ihr
einen großen Tropsen aus dem Auge. „Mußt nicht weinen,
Mausell — ich nehme Gnkels kserz noch einmal im 5turm —
paß nur aus!"
 
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