Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0066
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

INeggendorfer-Blätter, Blünchen

Ärges Wßverständnis.

tveiblicher Untersuchungsrichter: „Ich erinnere Sie daran, daß es das beste für Sie ist, wenn Sie gleich ein Geständnis
machen . . ."

5trolch (die hand aufs herz legend): „M — mit Wonne . . .1 5ie sind das reizendste tvesen, das mir je begegnet ist . . ., ich
liebe Sie bis zum wahnsinn . . .!"

Der (Sgoist.

l^t'enn einc Sommerfrische Du gefundcn,

Wo's noch gemütlich, still und billig ist:

B hüte dies Geheimniß alle Stunden
Und sag' momöglich keinem, wo Du bist.

Und solltest Du Dich eines Schneiders freuen,

Der nicht den Stoff sich dreifach zahlen läßt,

V halt' auch dann, Du wirst es sonst bereuen,

An dem Geheimniß unverbrüchlich fest.

Und so Dir eine Aöchin blüht, die leidlich,
verschweige stets ihr Aönnen, ihrcn lvert,

Sonst lockt sie Dir — es ist fast unvermeidlich —
lsinweg ein Ieder, der bei Dir verkehrt.

Beachte, Freund, den Rat in diesen Zeilen,

Auch wenn Du meinst, daß er abscheulich sei:
Wagst Du's, Dein Glück den 2lndern mitzuteilen,
Ist's bald mit all' der lherrlichkeit vorbei.

M. Holtlinusen.

Brofestor Zipfelnraiers Äarteu.

<^>rofessor Zipfelmaier hatte sich draußen vor der Stadt ein
^ lfäuschen gekauft mit cincm reizendcn, schattigen Garten
dazu. Er empfand eine kindische Freude über seine Erwerbung,
ist ihm doch damit ein Lebenswunsch in Erfüllung gegangen.
Namentlich der Garten ist es, der seine lfauptanziehungskraft
auf den Professor ausübt. lvie wird es sich da prächtig studieren
lassen, oder des Abends, nach vollbrachtem Tagewerk, die lange
pfeife im Ulunde, in traulichem Gespräch mit seinen Aollegen.
Denn er hat natürlich nicht verabsäumt, sich cinen großen
Gartentisch nebst vier Stühlen dazu zu kaufen.

vorerst aber will er sein Gärtchcn in Gesellschaft scincs

liebsten Frcundes, des Professors lsaspelmann einweihen. Aeine
profane Neugier soll sie dabei stören, nnr zu zweien wollen sie
das still beschauliche Glück genießen.

Pünktlich am Abend kommt auch Professor lsaspelmann
„herans", und besichtigt zunächst das lsaus nnd seino innerc
Einrichtung. Dann aber bcgeben sich die beiden alten Anaben
in den Garten.

Da es am Nachmittag etwas geregnet hat, so hat Lhristian,
das alte Faktotum Zipfelmaiers, die Gartenstühle umgelegt,
damit das Regenwasscr fein säuberlich ablanfen kann. 2lls

nun der Professor.au dem Arme seines Freundes dcn Gartcn
betritt, stutzt er, murmelt ctwas vor sich hin und wendet sich
dann mit betrübtem Gesicht zu seinem Intimus. „lvir können
heute leider nicht im Garten sitzen," sagt er, „donn wie Sie
sehen, verehrter lserr Aollega, der Tisch ist belegt." Arm
in Arm schrittcn die beiden Leuchten der lvissenschaft wieder
znrück und vcrbrachtcn den Abend im Zimmcr.
 
Annotationen