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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0036
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L. 211 e g g e n d o r f e rs I) u m o r i st i s ch e Blätter.

^llusnahursweise.

tserr: „was kost' denn 's Stiefelpntzen?"

Sticfelpntzer: „wenn'S die wichs dazn geben ansnahnrsweis' wie fiir Andere i^o Pfeuuigl"

T>ie liebe Gans.

„Haben Sie gepökelte Gänsebrnst?" frägt eine Krau in
den Laden tretend.

„(Zu^ dienen, meine
Bame!" Der Bommis
giebt das Verlangte,
er geleitet diekväuserin
grlißeird bis zur Chür,
nm dann entznckt an
sein Pult zu eilen.

„Sei tansendmal ge-
segnet, gepökeltes
Hedervieh!" Ich weihe
dir meine Hymne,
sehnatternde tZans!"
rtist er und vollendet
sein Gedicht:

„lliid es duft' der Roseu

Arauz

Zart Dir meiue Liebe

gauz!!"

Noeh einmal liest er
es dnrch, dann sendet
er es nebst Blumen-
stranß durch einen mit
Bonbons belohnten
Inngen hinüberzuihr
— zu seiner Therese.

Beklomnienen Her-
zens erwartet er die
Antwort. Lndlich
kommt sie.

„A)as sich der grüne
Iunge denkt? hat der
Vater gesagt, er wird
es dem Prinzipal er-
zählen. Ls wäre eine
unerhörte Kreehheit,
hatdieNnttergemeint;
und das Kräulein hat geweint, und dann haben sie ihm die
Chür vor der Nase zngeworsen." So erzählte der Innge,
legte Stranß und Cedicht aus den Iadentisch und verschwand.

Ber „grüne Iunge" nahmstumm das schön beschriebene
Papier. A)as hatte man an den Versen auszusetzen?
Lr las sie noch einmal:

„lveun au diefem hoheu Tage
Ich es still bescheideu wage,

Iwischeu all deu Gratulauteu,

Llteru, chreuudeu uud lderivaudteu,
lltich zu uaheu — fei uicht böse,

Allertrauteste Therese.

Diese fchöue Blumeuspeude

Lege ich iu Deiue chäude

lllit dem ltluusch, daß die Bcarzifseu

Deiue ros'geu Lippeu küsfeu

llud es duft' der Rofeu Arauz

Zart Dir meiue liebe Gausl!

Bersehmettert sinkt der unglückliche Diehter aus
seiuen Btuhl.

„V du gepökelte Gänsebrust, was hast du mir sür
eiuen Btreich gespielt?" schluehzte er. „Alie hab' ich
mich doeh blamiert!"

„Ba die Rirehzeit begann, ließ er die Ialousien nieder:
sie trennten seine erste Liebe von seinem ersten Gedicht. —

Armer, Ieise und Büudhölzchen verkausender Iüng-
ling, warum kleidetest T>u denn Beinen Glückwunseh nicht
in einsache Worte? AkußtestDu durchaus Verse verbreehen?

A)as bestimmt ist, sein Iebenlang aus der Lrde zu
kriechen, soll nicht versuchen zu fliegen!" « H. Schuvcrt.

I) io F^anptsachr.


klngarischer Gutsbesitzer (nachdem ihm ein Bekaimter
fein elegaiites, mit allem Tomfort der Neuzeit ausgeftattetesjdalais
gezeigt bat): „Vlles recht schön, lieber Hraind, ober sogen
Lie mir, wo hoben Lie denn aigentlich Ihre Lchwaine?"
 
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