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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0018
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L. Neggendorfers Humoristische Blätter.


^_,, ^ Das Spiegelbild.

Beim Lesen der llnterschrift
brach Tchin-Ling in die Worte aus:

„Ter Iaspis! War es nicht dieser
kostbare Ltein, den die Mutter im
Traum aus meiner Brust glanzen
sah? Eanz entschieden muß ich im
Äachbarhause meine Aufwartung
machen, denn dort lebt die von den
nächtlichen Kestirnen mir prophezeite Tattin."

Toch nach einigem Aachdenken — schon im Be-
grisf, das Haus zu verlassen — fiel ihm die Casel ein, deren
Inschrist ihm den Lintritt bei den Nachbarn untersagte, und in seiner Hilslosigkeit
trug er die ganze Teschichte der Nama llang vor. Lbenso erzählte Iu-lliouan
alles der Nama Tou. Auf beide Hrauen mirkten die Ramen „Perle" und „Iaspis"
derart, daß fie sofort in den Tempel des So liefen, um sich beim Bonzen neuen Rat
zu erholen — natürlich wieder jede allein.

Ter Bonze bedeutete ihnen, daß in der zufälligen Liebe der beiden Ainder die
richtige Lösung der Cräume zu finden sei und gegen deren Vereinigung handeln
den Aorn der Tötter aus sich laden hieße. — Turch die Bitten und Teschenke der
Mutter ließ sich der Priester bewegen, bei den Herren Tou und llang als Vermittler
auszutreten; seiner Beredsamkcit gelang es, nicht nur eine Zusammenkunft und
Aussähnung oer beiden Alten herbeizuführen, sondern er bestimmte diese auch, den
Bund ihrer llinder zu segnen. — T>ie Hochzeit wurde gefeiert und nun konnten
„die Perle" und „der Iaspis" miteinander auch ohne Beihilfe des Aeflexes gläyzen. —
Vb sie wohl sehr glücklich waren? — Häufig gleicht ja das Elück nur dem
Apiegelbilde im Wasser!

ich die Liebste hab' als Hrau gesehen,
In Kreude ist verwandelt all mein Leid.

Ia, glücklich bin ich jetzt, ich will's gestehen,
Meil mir den Abschied gab die holde Naid.

j8ützrr <§rost.

Lin größ'res Leid hab' niemals ich empfunden,

Als da mein Liebchen mir den Abschied gab,

Verzweislung faßte mich in jenen Ltunden,

Ich hoffte nichts mehr.

Ls heilt die Zeit bekanntlich alle Munden.
Und ob mein Liebchen auch ein Andrer nahm,
Db ich auch neue Liebe nicht gefunden,

Ich überlebte meinen Liebesgram.

Ich sah sie wieder, hört' die süße Stimme,

5ie schimpfte just dem Nann die Vhren voll.
Zie war mein Ideal, die Böse, Achlimme,
Wär' sie jetzt mein, ich glaub', ich würde toll.

ffans ffeuft.
 
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