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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0050
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46

L. Meggendorfers Humoristische Llätter.

Lin Lump.


die Menge erging sich lärmend in einer Pmmenade
durch den meiten Laal. Robcrt mit seiner liebreizen-
den Dulcinea darunter, stunnn und stauneird nne im
Traume, kanm ein wort von dem lustigen Geplauder
seiner Begleiterin verstehend oder hörend.

Ta siel sein Blick aus eine Lstrade im Hinter-
grunde des Zaales, auf welcher mehrere Herren in
eleganter Lalltoilette standen, die paarweise Vorüber-

gehenden scharf mu-
sterten, eisrig mit ein-
ander sprachen nnd
Aotizen machten.

Nach dem zweiten
Umgange hörte er
ein Trompetensignal
nnd gleich daraus er-
scholl eine kräftige
)1Iännerstimme:

,, -znr Preisever-
teilung!"

Alles drängte sich
stürmisch an den
Rufer heran. Ta
sühlte sich Robert von
einem Tanzmeister
sest gepackt und aus
die Lstrade gehoben.

Ten Rlicken der ganzen LRenge ausgesetzt, bot
Robert jetzt wirklich das vollkommenste Tharakter-
bild des Elends und der Armut, der Berlegenheit
und komischsten Berwirrung, so daß alles in ein
schallendes Telächter ausbrach.

Ter Tprecher, ein Herr der feinen Eesellschast,
bat um Ruhe und wandte sich dann zn Robert.

„Ihnen, mein Herr," sagte er, „gebührt nach
der Rebereinstinmiung des 4^^^^>ch^^ollegiums

des heutigen
„Lumpenballes"
der erste Preis
für männliche
Tharaktermas-
ken. Hier neh-
men Zie die da-
sür ausgesetzte
goldene Uhr
nebst einer
30 Lli.-Rolle."

Tie Tprache
ist zu arm Ro-
berts Tefnhle und
wie er sie äußerte,
als er den Preis in
seinen tzänden hielt,
anch nur annähernd
zu beschreiben. Lr
schrie gerade hinaus,
tanzte nnd sprang
wie ein Rlahnsin-
niger, küßte bald die
Uhr, bald die Teld-
rolle und uniarmte
iviederweineiidjeden,
der ihm nahe stand.

Und die Menge
applaudierte wie
rasend dem Tpiele,
denn sie hielt Ro-
berts tolles Treiben
sür eine gelungene Roniödie nnd ahnte nicht, daß
der arme Rursche wirklich fast wahnsinnig vor Slück
und Hreude war.

Rur der häßlichen weiblichen Lumpenmaske,
welche ihm den ersten Trunk zur rechten Aeit ge-
reicht, und die sich später als eine hübsche, junge
Lausmannswitwe entpupptc, erzähltc er sein Tchick-
sal und er hat es nie bereut. Bon diesem Abende
an datiert sein Glück.

O e d a n k r n sp t i t t e r.

Ter thaß lacht laut, das Tlück lächelt leise.

W. H.

Ter Tchlas stiehlt nns das Leben und das
Teben stiehlt uns den Tchlas.
 
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