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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0054
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50

L. Neggendorfers Humoristische Blätter.

Von 2 bis ^ Uhr.

elektrischen Alingel hatte der lherr s)rivatier nnd
bsausbesitzer August lhoppler endlich den Tchlas-
rock gefnnden, nin sich aus dem ehelichen 5chlaf-
gemache in die Vorderziinmer zn begeben, von
welchen aus man aus üie Atraße sehen konnte.
Eiskalter Wind, man war schon im Herbste, suhr
ihm beim Oessnen des Fensters entgegen nnd, da
er geschwitzt hatte, machte sich ihm sosort ein
höchst unangenehmes Arabbeln und Aitzeln in
der Nase bemerkbar. „Happschi!" machte er des-
halb zum offenen Fenster hinaus. „prositl" er-
tönte es hierauf von nnten und als kserr 2lugust
l)oppler als höflicher Alann gedankt hatte, sragte
er nach dem Begehr des nächtlichen Ruhestörers.

„Gestatten 5ie mir," ward ihm darauf von
der Ztraße her in außerordentlich höflichem Tone
erwiedert, mich vor allem v o r z u st e l l en, mcin
Name ist Abe'ser, bin chtudiosus juris und adspiriere
aus das jDortefeuille des j)ustiz-
ministers . . . dars ich mir zu
sragen erlauben mit wem ich
die Lhre habe?"

„j)ch bin der Rentier und
k)ausbesitzer August bsoppler
happschi."

„chehr erfreut j)hre Be-
kanntschaft zu machen bserr
ksoppleratschi."

„Nicht ihoppleratschi . . .

! ich heiße ja bsoppler — happ-
schi — happschi ..."

„Entschuldigen Ae gütigst
das Btißverständnis," entgeg-
nete mit dem Tone des N)elt-
mannes der zukünftige Iustiz-
minister, da 5ie also, wie 5ie
sagten, der l)ausherr sind, so
ersuche ich 5ie ergebenst bserr
lhoppleratschiratschi, mir die von Zhnen als srei
angegebene IBohnung, welche von 2 bis ^ llhr zu
besichtigen ist, gütigst zu zeigen!"

Die llnterhaltung zwischen lserrn lsoppler
und lserrn chtudiosus lNeyer hatte allmählich zahl-
reiches s)ublikum an die ^senster gelockt, welches,
in den abenteuerlichsten Toiletten, gespannt des
Ausganges harrte.

l)oppler machte die Zumuthung, lllorgens
um Hs5 llhr eine lBohnung zeigen zu sollen, zuerst
ganz starr, dann aber, da er sah, daß er jedensalls
angeulkt werden sollte, wurde er surchtbar grob.

„lserr," ries er deshalb, „wie können 5ie sich
unterstehen, mich zum Narren haben zu wollen . . .
happschi . . . happschil?"

„Aber verehrtester lserr," tönte es mit der
alten lsöflichkeit zurück, „wie können 5ie so etwas
annehmen, machen 5ie sich doch die Atuation klar!

Zch suche ein mir passendes Logis, gehe um halb
drei llhr hier vorüber, sehe, beleuchtet von der
Äraßenlaterne, einen Vermietezettel an Ihrem
lsause hängen und da mir die Lage angenehm,
so erlaubte ich mir . . . im llebrigen," fuhr er
noch höflicher fort, „vermute ich, daß die Dame,
welche soeben an Nhre cheite tritt, Ihre Frau Ge-
mahlin ist und ich kann es bei der mir angeborenen
lsöflichkeit natürlich nicht unterlassen, mich der ver-
ehrten Frau vorzustellen, ehe wir in unserer Unter-
handlung sortsahren . . . gnädige Frau, gestatteu
5ie mir . . . mein Name ist llleyer, bin 5tudiosus
juris und adspiriere aus das portefeuille des Bustiz-
ministers . . . gnädige Frau besinden sich doch
hoffentlich recht wohl . . .?"

„lserr," brüllte jetzt der aus's Aeußerste er-
boste lsausherr, „ich schicke sosort zur Polizei, wenn
chie sich nicht augenblicklich entsernen! lsaaahappschi!"

„ Aber ich bitte 5le, warum
ereisern Ae sich, l)err lhopple-
ratschi, zeigen 5ie mir die
lVohnungund dann . . ."

„Den Teusel werde ich...
happschi . . . chie gehören in's
Tollhaus oder sind betrunken
. . . weiß der llukuk, warum
der Tsel von lsausmcister den
Zettel über Nacht hat hängen
lassen . . . ha—happschi!"

„lleber Nacht, geehrter
lserr? lVarum schinähen Sie
Ihren würdigenBeamten einen
Tsel, es giebt doch zu nächt-
licher, richtiger morgendlicher
Stunde auch ein 2 bis q; und
hier aus dein Zettel ist kein
weiterer Vermerk, ob die mor-
gendlichen oder nachmittäg-
lichen diesbezüglichen chtunden gemeint sind?"

„Gott sei Dank," jubelte der lsausherr, „da
kommt sDolizei — he, Lchutzmann, es gibt einen
Berrückten hier!"

„lserr lsoppleratschi," warnte in mahnendem
Tone der höfliche lllusensohn, „ich bitte 5ie, wer
wird denn seinen eigenen Geisteszustand so herab-
setzen, nun weiß es ja die ganze Nachbarschaft!"

„lDas geht hier vor?" mischte sich nun das
Auge des Gesetzes in die llnterhaltung, worauf
natürlich beide s)arteien zu gleicher Zeit ihr Leid
klagten und die heilige lhermandad sich darob ver-
anlaßt sah, die ihm unverständlichere, weil weiter
entsernte, den lsausherrn also, dazu einzuladen,
gefälligst das lllaul zu halten, worauf dann der
Tandidatus juris in wohlgesetzter Rede darthat,
um was es sich eigentlich handle und mit juristi-
scher Achärse sein Recht darlegte, daß man sein
 
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