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DER KOMPROMISS
sagt es uns nichts, was über die gröbste Neugier hinaus-
ginge. Es wirkt richtig, weil nichts versucht ist, was
das Bild in die Sphäre des Künstlerischen zu heben ver-
möchte. Wir empfinden daher keine Reste, aber empfinden
überhaupt nichts, sehen nur, notieren in unser Gedächtnis
das Ereignis, wie es Menzel in das seine notierte. Gewiß
ein Virtuosentum von nicht geringem Geschick, aber es
dient nicht, hilft nur bei einem Ersatz der mechanischen
Reproduktion mit, von dem man nicht mal sagen kann,
ob er sein Ziel erreicht, ob nicht eine Photographie
die gespiegelte Wirklichkeit besser treffen würde. Sobald
aber auch nur der geringste Versuch malerischer Wir-
kung versucht wird, erscheint der Dualismus wieder, den
wir im Kösener Bilde fanden. Dem ,,Ballsouper" fehlt
es nicht an interessanten Details. Der reiche Plafond,
das künstliche Licht, gewisse Kostüme sind meisterlich
gemalt. Es ist sogar eine Gesamtstimmung versucht, an
der das Gold gewichtigen Anteil hat. Aber der Ver-
such scheitert wieder mal an den Physiognomien und
anderen übertriebenen Einzelheiten. Die schimmernden
Nacken der Damen wirken wie fremdes Material, das
man in genau ausgeschnittenen Stücken mosaikartig in
das Bild gesetzt hat. Der Blick durchdringt nicht das Ge-
mälde, umfaßt nicht, sondern bleibt überall haften. Der
Kompromiß mit dem Malerischen, die Wirkung mit
dem im Licht schimmernden Gold, stört im Grunde,
weil er den Betrachter um die einzige Befriedigung
bringt, die ihm der Inhalt, die interessanten Zwie-
gespräche, Uniformen und Toiletten, verschaffen könnte.
Innerhalb dieser Periode liegt ein besseres Bild, das
letzte, mit dem Menzel eine Erinnerung an seine einstige
Meisterschaft wachruft: das ,,Walzwerk" von 187$, in
der Nationalgalerie. Es bildet keine Ausnahme in
der Entwicklung zum Gegenständlichen, fußt sogar in
einer Hinsicht durchaus, mehr noch als das ,,Ball-
DER KOMPROMISS
sagt es uns nichts, was über die gröbste Neugier hinaus-
ginge. Es wirkt richtig, weil nichts versucht ist, was
das Bild in die Sphäre des Künstlerischen zu heben ver-
möchte. Wir empfinden daher keine Reste, aber empfinden
überhaupt nichts, sehen nur, notieren in unser Gedächtnis
das Ereignis, wie es Menzel in das seine notierte. Gewiß
ein Virtuosentum von nicht geringem Geschick, aber es
dient nicht, hilft nur bei einem Ersatz der mechanischen
Reproduktion mit, von dem man nicht mal sagen kann,
ob er sein Ziel erreicht, ob nicht eine Photographie
die gespiegelte Wirklichkeit besser treffen würde. Sobald
aber auch nur der geringste Versuch malerischer Wir-
kung versucht wird, erscheint der Dualismus wieder, den
wir im Kösener Bilde fanden. Dem ,,Ballsouper" fehlt
es nicht an interessanten Details. Der reiche Plafond,
das künstliche Licht, gewisse Kostüme sind meisterlich
gemalt. Es ist sogar eine Gesamtstimmung versucht, an
der das Gold gewichtigen Anteil hat. Aber der Ver-
such scheitert wieder mal an den Physiognomien und
anderen übertriebenen Einzelheiten. Die schimmernden
Nacken der Damen wirken wie fremdes Material, das
man in genau ausgeschnittenen Stücken mosaikartig in
das Bild gesetzt hat. Der Blick durchdringt nicht das Ge-
mälde, umfaßt nicht, sondern bleibt überall haften. Der
Kompromiß mit dem Malerischen, die Wirkung mit
dem im Licht schimmernden Gold, stört im Grunde,
weil er den Betrachter um die einzige Befriedigung
bringt, die ihm der Inhalt, die interessanten Zwie-
gespräche, Uniformen und Toiletten, verschaffen könnte.
Innerhalb dieser Periode liegt ein besseres Bild, das
letzte, mit dem Menzel eine Erinnerung an seine einstige
Meisterschaft wachruft: das ,,Walzwerk" von 187$, in
der Nationalgalerie. Es bildet keine Ausnahme in
der Entwicklung zum Gegenständlichen, fußt sogar in
einer Hinsicht durchaus, mehr noch als das ,,Ball-