die Dinge machen es aus, auch nicht die Menfchen,
mit denen der berühmte Mann, der Gaft der heften
Salons, der Freund eines Chopin, eines Dumas, eines
Victor Hugo, einer George Sand, der Liebling Thiers’,
verkehrte; fondern die Art, wie von Dingen und Men-
fchen gehandelt wird, diefes Urbane des schriftlichen
Umgangs mit ihnen, das fich felbft hier, wo der Menfch
keinerlei Rückfichten zu üben hat, nie verleugnet. Es
ift fehr viel perfönlicher Gefchmack dabei, aber nicht er
entfcheidet die Haltung. Sie rührt tatfächlich, fo fcheint
es wenigftens, und nur auf diefen Schein kommt es an,
von dem Milieu her, das ihn umgibt, von der Welt, die
ihn zum Weltmann bildet. Das Urbane zeigt fich nicht
als Skepfis. Es erweitert und reinigt fein Urteil oder es
trägt wenigftens dazu bei. Er weiß zu fpotten — über
die Kleinftädterei der Einfeitigen, die ihre Aufrichtig-
keit nur mit barbarifcher Kurzfichtigkeit zu paaren ver-
mögen und einem Menfchen wie ihm, der z. B. in der
Mufik Roffini, Chopin und Beethoven an einem Abend
zu hören vermag, Mangel an Überzeugung vorwerfen;
über die Snobs, die fchon damals groß waren, die ihn mit
Redensarten und banalen Tifchgenoflen ermüden; über
die Frauen, die an jedem Wochentag einen anderen
Cercle halten, und um mit jedem diefer grundverfchie-
denen Kreife in Kontakt zu bleiben, fich aus jedem einen
Liebhaber halten. Aber fein Stolz ift frei von aller Bitter-
keit. Der Überlegene kennt nicht jene Entladungen
aufgefpeicherten Grolls, die jedes fich bietende Objekt
zum Anlaß nehmen. Er behält immer die „Rapports“
im Auge, ob er lobt oder tadelt, genießt oder arbeitet,
froh ift oder leidet. Man begreift, daß er in dem
Genie nichts weiter als ein „etre superieurement rai-
sonnable“ fah. Der Überlegene ift ftill. „Der höhere
Menfch lebt mit allen in Frieden, ohne wie alle zu han-
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mit denen der berühmte Mann, der Gaft der heften
Salons, der Freund eines Chopin, eines Dumas, eines
Victor Hugo, einer George Sand, der Liebling Thiers’,
verkehrte; fondern die Art, wie von Dingen und Men-
fchen gehandelt wird, diefes Urbane des schriftlichen
Umgangs mit ihnen, das fich felbft hier, wo der Menfch
keinerlei Rückfichten zu üben hat, nie verleugnet. Es
ift fehr viel perfönlicher Gefchmack dabei, aber nicht er
entfcheidet die Haltung. Sie rührt tatfächlich, fo fcheint
es wenigftens, und nur auf diefen Schein kommt es an,
von dem Milieu her, das ihn umgibt, von der Welt, die
ihn zum Weltmann bildet. Das Urbane zeigt fich nicht
als Skepfis. Es erweitert und reinigt fein Urteil oder es
trägt wenigftens dazu bei. Er weiß zu fpotten — über
die Kleinftädterei der Einfeitigen, die ihre Aufrichtig-
keit nur mit barbarifcher Kurzfichtigkeit zu paaren ver-
mögen und einem Menfchen wie ihm, der z. B. in der
Mufik Roffini, Chopin und Beethoven an einem Abend
zu hören vermag, Mangel an Überzeugung vorwerfen;
über die Snobs, die fchon damals groß waren, die ihn mit
Redensarten und banalen Tifchgenoflen ermüden; über
die Frauen, die an jedem Wochentag einen anderen
Cercle halten, und um mit jedem diefer grundverfchie-
denen Kreife in Kontakt zu bleiben, fich aus jedem einen
Liebhaber halten. Aber fein Stolz ift frei von aller Bitter-
keit. Der Überlegene kennt nicht jene Entladungen
aufgefpeicherten Grolls, die jedes fich bietende Objekt
zum Anlaß nehmen. Er behält immer die „Rapports“
im Auge, ob er lobt oder tadelt, genießt oder arbeitet,
froh ift oder leidet. Man begreift, daß er in dem
Genie nichts weiter als ein „etre superieurement rai-
sonnable“ fah. Der Überlegene ift ftill. „Der höhere
Menfch lebt mit allen in Frieden, ohne wie alle zu han-
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