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Gros

Revue de Deux Mondes, 1. September 1848.

GROS hat moderne Stoffe zum Idealen erhoben.

Er hat die Koftüme, die Sitten, die Leiden-
fchaften feiner Zeit zu malen verbanden, ohne
dem Kleinlichen und Banalen zu verfallen, den ge-
wöhnlichen Klippen diefer Art von Motiven. Ge-
wohnheit und Vorurteil waren gegen ihn. Als er er-
fchien, hatte man als Grundfatz aufgeftellt, nur an-
tike Formen und Motive feien fähig, in zwiefacher
Hinficht, als Kompofition und als Malerei, Intereffe
zu erregen. Andererfeits gaben ihm die Vorgänger
in der alten Malerei, auch wenn he weniger einfeitig
waren, keine vollgültigen Vorbilder für feinen kühnen
Weg. Z. B. find die Bilder, in denen Lebrun befondere
Vorgänge der Regierung Ludwigs XIV. dargeftellt
hat, mehr daraufhin angelegt, die Bildniffe hervor-
ragender Perfönlichkeiten der Zeit zu zeigen, als von
der Begebenheit einen fchlagenden Eindruck zu geben.
Selbft in den Schlachtenbildern malt er den König faft
immer mit dem Kopf zu dem Betrachter gewendet,
wie hingeftellt, um den Blick auf hch zu ziehen. Als
Lebrun feinen Schlachten Leben und Bewegung geben
wollte, entnahm er feine Stoffe der Gefchichte Alexan-
ders des Großen. Diefe Stoffe ßnd zweifellos fehr fchön,
doch gewähren he, wird man zugeben, geringeres In-
tereffe als die „unferen eigenen Annalen entlehnten“
Vorgänge.

Der Inftinkt eines Rubensfchen Genius verwirft die
nackte fachliche Hiftorie oder gewährt ihr nur eine
untergeordnete Stelle. In den großartigen Bildern aus
dem Leben Heinrichs IV. und der Maria von Medici
find die gefchichtlichen Perfonen, mit Ausnahme der

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