Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EfTay über berühmte Künftler
R affael

Revue de Paris, Bd. II. 1830.
IR befitzen über das Leben der großen Meifter

nur wenig gefchichtlich geficherte Angaben. Es
ift zu beklagen, daß der natürliche Wunfch, zu erfahren,
wie fie waren, welches Leben fie geführt haben, fo wenig
erfüllt wird. Denn der Genuß an ihren Werken genügt
uns nicht. Wir möchten ihr Perfönliches kennen, ihre
Launen, ihre Leidenfchaften und wenigftens in dem
niederften Teil ihres Dafeins Menfchen wie wir erken-
nen. Vielleicht treibt uns ein verftecktes Gefühl von
Eiferfucht zu diefer Annäherung. Wir möchten fie auf
unfer Niveau herabdrücken. Und vielleicht hat ein Ge-
fühl folcher Art beigetragen, ihre Gefchichte zu ver-
unftalten und fie in zu ungtinftigem Lichte zu zeigen,
fo wie eine übertriebene Bewunderung fie zuweilen aller
Menfchlichkeit entrückt hat. Faft immer wurden die
Ereignifle ihres Lebens je nach dem Charakter, den
man ihren Werken abzulefen glaubte, zurechtgemacht.
Bald find die Schriften über fie Hymnen von Schülern
und Freunden, bald Anekdoten zweifelhafter Überlie-
ferung, die von fpäter Lebenden gefammelt wurden.

Vielen wird es fchwer, fie fich als einfache Menfchen
zu denken, die wenig von fich felbft wußten und als
einzige Leidenfchaft nur die innige Liebe zu ihrer Kunft
befaßen und darin die teuerfte Regung ihres Dafeins er-
blickten; Menfchen, die nur von der Sehnfucht, ihre
Ideen zu äußern, erfüllt waren und darüber Ehrgeiz
und Ruhmfucht vergaßen.

Gewöhnlich hat man fich erft nach ihrem Tode mit
ihnen befchäftigt oder wenigftens erft, nachdem ihre
Werke zur Berühmtheit gelangt waren und es daher
 
Annotationen