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erhabenen Geftalt der Königin in der Geburt Louis XIII.,
faft immer kalte Zeugen einer Handlung, deren wirk-
liche Helden übernatürliche Wesen find. Die in den
Bildern von Rubens perfonifizierten Leidenfchaften
werden die Hauptperfonen. Auf einem der Bilder hat
die Königin foeben Frieden gefchloffen und fchickt
fich an, den Janustempel zu fchließen. Sie wird im
Hintergrund von Merkur und anderen Göttern geleitet,
während vorn die Friedensgöttin mit der Fackel in der
Hand die Waffen und Kriegsmafchinen, die Attribute
der Zwietracht und des Haffes, verbrennt und mur-
renden Ungeheuern fiegreich die Stirn bietet. Auf einem
anderen Bild umgeben Najaden und Tritonen fpielend
ein Schiff. Neptun felbft ftößt es von hinten, um es dem
Lande zu nähern. Es ift die Ankunft der jungen Maria
von Medici in Frankreich. Der eigentliche Vorgang,
d. h. die Königin felbft, die, umgeben von ihrem Hof-
ftaat, den Fuß auf den Boden Frankreichs fetzen wird,
fpielt in kleinen Verhältniffen und wird nur von ferne
gefehen.

Gros verzichtet auf folche Hilfen. Er fleht feine Hel-
den durch feine Bewunderung hindurch. Die Größe ihrer
Taten erhebt fie zur Genüge. Aus Menfchen macht er
Halbgötter. Der Schule, aus der er hervorging, hatte
er die Strenge der Verhältniffe und ein gereinigtes Ge-
fühl für das Zeichnerifche entnommen. Leider muß
man derfelben Quelle die Schwächen feiner Malerei
zufchreiben. Seine ftarken eigenartigen Seiten, die ihn
an die Spitze unferer Malerei ftellen, hat er nur fich
felbft zu danken.

Antoine-Jean Gros wurde in Paris am 16. März 1771
geboren. Sein Vater war Miniaturmaler, auch feine
Mutter malte mit Talent. So konnte er von den Eltern
die erfte Unterweifung im Zeichnen erhalten. Doch
 
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