Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
mäler der Ägypter; das möge der Altertumsforfcher
entfcheiden. Mir fcheint, man fleht bereits in jenen
Werken fich das Leben regen, den Anfang einer Be-
wegung, die der Kunft der Pharaonen verfchloffen,
vielleicht verboten war. Man erftaunt zumal über die
Vollkommenheit in der Wiedergabe der Tiere. Diefe
überall merkbare getreue Darftellung weift auf befon-
dere Neigungen der Raffe und ergibt im Bereich der
Kunft eine neue, wertvolle Gattung.

Wer vermag zu fagen, welcher Art die Kunft der
alten Äthiopier und der Völker war, die den Ägyptern
vorangingen und ihnen Künfte hinterließen, deren Voll-
kommenheit vielleicht nicht wieder erreicht wurde?
Bekanntlich unterfcheidet man in der Kunft der Ägypter
mehrere Epochen. Die ältefte ift bei weitem am höchften
gefchätzt. Sie rührt von dem Einfluß der Völker her,
die ich meine. Ich weiß von einem fehr zuverläffigen
Gewährsmann, der lange Zeit in den Ruinen von Theben
verbrachte, daß der größte Teil der verwendeten Mate-
rialien früher anderen Bauten gedient hat. Man findet
bei jedem Schritt auf Steinreften, die zufällig die Rück-
feite zeigen, Spuren einer Plaftik, die der neueren Kunft,
die die andere Seite fchmückt, weit überlegen ift und
eine weit höhere künftlerifche Empfindung verrät.

Es ift uns nichts von der Architektur und den anderen
Künften der Hebräer geblieben, aber wir können nicht
annehmen, ihre Werke feien geringer gewefen als die
der benachbarten Völker, mit denen fie ftändige Be-
ziehungen unterhielten. Die heiligen Schriften preifen
in hohen Ausdrücken den Tempel von Jerufalem. Es
wäre mehr als pietätlos, fich vorzuftellen, der lebendige
Gott hätte fich in Tempeln opfern laffen, die weniger
fchön waren als die der götzendienerifchen Feinde
feines Volkes.

263
 
Annotationen