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maßen feine tägliche Nahrung bildeten, und he würdig
zu loben. Was könnte ich diefem Tribut pietätvoller
Verehrung hinzufügen, wenn nicht ein weiteres, ich
wage zu behaupten, ebenfo begeiftertes Zeugnis meiner
Bewunderung für den, den Gericault den La Fontaine
der Malerei nannte. Eine neue und höchft intereffante
Seite fowohl des Geiftes wie der Begabung Charlets wird
uns durch die Veröffentlichung des Herrn de La Combe
bekannt. Er zeigt ihn uns als Schriftfteller in einer langen
Reihe von Briefen an verfchiedene Perfönlichkeiten
und an Raffet felbft und in Notizen über feine Kunft
und andere Gegenftände. Das Originelle und Mannig-
faltige der Einfälle, die luftige Laune, verbunden mit
feinftem Verftand, machen daraus eine einzigartige
Sammlung und laffen alles, was von Raffet auf diefem
Gebiet verloren gegangen ift, auf das lebhaftefte be-
dauern. Seine plebejifche Art, auf die er ftolz war und
deren Rauheiten er gern übertrieb, gibt den Ton der
unvergleichlichen Briefe. Seine Erziehung hatte man,
wie er felbft fagt, fehr vernachläffigt. Er gefiel lieh dar-
in, das fcheinbar Rauhe und Ungebildete, das fie ihm
gelaffen hatte, noch zu betonen, und gab fich mehr als
nötig als Unwiffender oder Feind der Sitte. So fühlte
er fich beffer in feiner Haut, um die Gedanken aus-
zudrücken, wie fie ihm kamen, und namentlich nicht
als Schriftfteller zu fchreiben. Seinen anderen Fähig-
keiten fügte fich diefe Gabe hinzu. Sie wird feiten be-
deutenden Menfchen verfagt, fcheint ihnen noch als
befonderes Gefchenk vermacht, um die Bedürfnilfe
ihres Geiftes zu befriedigen und andere belehren zu
können. Man kann fogar lagen, daß es kaum einen mit
einigem Gefühl und mit einiger Vorftellung begabten
Menfchen gibt, der nicht bei gewiffer Gelegenheit das
richtige Wort, die richtige und fogar wirkfame Form

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