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An den Direktor des Artifte1

April 1831.

SIE haben die Güte gehabt, mich nach meiner An-
ficht über die Preisausfchreiben für Bilder und
Skulpturen zu fragen. Eine wichtige Frage heutzutage;
denn es handelt fich um nichts Geringeres, als alle
Künftler, die nach Staatsaufträgen ftreben, an einen
Strang zu binden. Der Gedanke ift nicht neu und er-
fcheint fo einfach, daß er fich fowohl der Behörde, die
vor der Verantwortung ihrer Wahl zurückfchreckt, als
auch den Künftlern von felbft darbietet. Dabei denke
ich befonders an die Künftler, die bei der Verteilung
am wenigften berückfichtigt werden. Sie find in der
Überzahl und haben mit ihren Einfprüchen der Frage
der Preisausfchreiben zu großer Popularität verholfen.

So gering auch die Ausficht auf Erfolg bei diefem
Syftem für viele Künftler fein mag, fie haben es mit
Eifer angenommen. Die Eitelkeit überredet jeden von
uns, er habe vergeflene Rechte, und das öffentliche
Preisausfchreiben werde fie für alle Augen ans Licht
bringen. Wird der Preis verfagt, fo können wir uns
immer noch mit dem Gedanken tröften, nur das Pu-
blikum verleihe den Kranz und verurteile die un-
gerechten Richter.

Auch Sie werden fich an die allgemeinen, leidlich ge-
rechten Rechtsfätze halten und daher geneigt fein, diefe
Einrichtung fehr liberal und glücklich zu finden. Denn,
fagen Sie fich, nichts hindert das Talent, fich mit in die
Reihe zu ftellen. Es wird gerade unter der großen
Menge von Mitbewerbern immer bemerkt werden.

1 Dieter Brief über Preisausfchreiben, der als Auffatz zu gelten hat, fehlt
in der Pironfchen Sammlung. Er wurde der Burtyfchen Sammlung der Briefe
entnommen. Vgl. damit die Bemerkungen über Bilderausftellungen, S. 344,
die aus demfelben Jahre flammen.

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