Bilde Renoirs erkennen, in seiner neuen, ihm eigenen Anschauung,
so bleibt das Resultat wertlos, ebenso wertlos wie die Versuche
der jüngsten Franzosen, die es umgekehrt machen und mit neuen,
außerhalb aller Tradition liegenden Formen zu einem Stil gelangen
zu können glauben.
Deshalb wird man mein Interesse an dieser Periode des
Meisters verzeihlich finden. Weniger als Bild unter den vielen
Meisterbildern Renoirs scheinen die „Baigneuses“ (und die damit
zusammenhängenden Bilder) bedeutend — darüber mag man streiten
— vielmehr als einer der unendlich seltenen Hinweise unserer Zeit
auf die Möglichkeit einer einfachen, ohne Kompromisse, ohne
wesentliche Verzichte gewonnenen monumentalen Form. Ich sage
Hinweis und meine nicht, hier sei das Ziel schon erreicht. Es
kann mit dem Willen des Künstlers allein bekanntlich nicht erreicht
werden. Noch haben wir ein Staffeleibild vor uns. Aber es geht
uns hier wie vor manchen Werken von Marees, von denen man
glauben möchte, daß sie lediglich durch eine mechanische Ver-
größerung zum Denkmal verwandelt werden könnten. Was daran
fehlt, ist nur noch unser Unvermögen, würdiger Denkmäler unserer
Art zu bedürfen.
Und daran mußte, wie es sich nahezu von selbst versteht,
diese Periode des Meisters versiegen. Es fand sich kein Staat,
um diesem Künstler ein Denkmal zu übertragen. Der bis zur
Selbstopferung gesteigerte Altruismus eines isolierten Deutschen, der
zwei Jahre darauf in Rom unbekannt und verlacht aus dem Leben
ging, war dem Franzosen nicht gegeben, konnte ihm nicht gegeben
sein. Er blieb in seinem Land, umgeben von Kunst und von
Künstlern. Die Gründe fehlten, die einen Marees getrieben hatten,
das seine zu verlassen und sich aus einem Atelier eine bessere
Heimat zu zimmern.
Renoir ging auf diesem Wege nicht weiter, aber er versuchte,
die erlangten Vorteile auf andere Gebiete seines Schaffens zu
übertragen. Viele Bilder jener Zeit werden mehr oder weniger
von der Strenge der „Baigneuses“ getroffen. Die Form, die sich
vorher immer weiter auszudehnen schien, um die Farben aufzu-
nehmen, zieht sich zusammen und sucht dabei die Farbigkeit noch
zu erhöhen. Ein die Farbe und die Linie bestimmendes Schema
gibt den freiesten Erscheinungen eine vorher nicht erreichte Prägnanz.
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so bleibt das Resultat wertlos, ebenso wertlos wie die Versuche
der jüngsten Franzosen, die es umgekehrt machen und mit neuen,
außerhalb aller Tradition liegenden Formen zu einem Stil gelangen
zu können glauben.
Deshalb wird man mein Interesse an dieser Periode des
Meisters verzeihlich finden. Weniger als Bild unter den vielen
Meisterbildern Renoirs scheinen die „Baigneuses“ (und die damit
zusammenhängenden Bilder) bedeutend — darüber mag man streiten
— vielmehr als einer der unendlich seltenen Hinweise unserer Zeit
auf die Möglichkeit einer einfachen, ohne Kompromisse, ohne
wesentliche Verzichte gewonnenen monumentalen Form. Ich sage
Hinweis und meine nicht, hier sei das Ziel schon erreicht. Es
kann mit dem Willen des Künstlers allein bekanntlich nicht erreicht
werden. Noch haben wir ein Staffeleibild vor uns. Aber es geht
uns hier wie vor manchen Werken von Marees, von denen man
glauben möchte, daß sie lediglich durch eine mechanische Ver-
größerung zum Denkmal verwandelt werden könnten. Was daran
fehlt, ist nur noch unser Unvermögen, würdiger Denkmäler unserer
Art zu bedürfen.
Und daran mußte, wie es sich nahezu von selbst versteht,
diese Periode des Meisters versiegen. Es fand sich kein Staat,
um diesem Künstler ein Denkmal zu übertragen. Der bis zur
Selbstopferung gesteigerte Altruismus eines isolierten Deutschen, der
zwei Jahre darauf in Rom unbekannt und verlacht aus dem Leben
ging, war dem Franzosen nicht gegeben, konnte ihm nicht gegeben
sein. Er blieb in seinem Land, umgeben von Kunst und von
Künstlern. Die Gründe fehlten, die einen Marees getrieben hatten,
das seine zu verlassen und sich aus einem Atelier eine bessere
Heimat zu zimmern.
Renoir ging auf diesem Wege nicht weiter, aber er versuchte,
die erlangten Vorteile auf andere Gebiete seines Schaffens zu
übertragen. Viele Bilder jener Zeit werden mehr oder weniger
von der Strenge der „Baigneuses“ getroffen. Die Form, die sich
vorher immer weiter auszudehnen schien, um die Farben aufzu-
nehmen, zieht sich zusammen und sucht dabei die Farbigkeit noch
zu erhöhen. Ein die Farbe und die Linie bestimmendes Schema
gibt den freiesten Erscheinungen eine vorher nicht erreichte Prägnanz.
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