VUncent
auch an solche Zusammenhänge gedacht. Bruyas hatte wohl auch ein
gelbes Haus errichtet, war gewissermaßen Schöpfer der Kunstschule des
Südens, die man fortsetzen mußte. Übrigens glich sein Porträt mit dem
Bart und dem roten Haar verblüffend den Brüdern van Gogh. Und da
Delacroix das Porträt gemalt hatte, kam man fast mit Delacroix selbst
in Berührung. Dies war alles höchst merkwürdig und lockte zum Nach-
denken. Delacroix aber hatte das gelbe Haus im Geiste errichtet.
Sie kamen spät heim. Vincent ließ sich nicht abhalten, noch Feuer zu
machen, denn es blieb noch sehr viel zu sagen. Das Fluidum war diesmal
besonders stark. Gauguin lag schon im Bett, als Vincent noch einmal
hereinkam, nur auf eine Minute. Er setzte sich auf den Bettrand. Jetzt
nahte der Moment für die alte Genossenschaft. Er skizzierte die Grund-
züge des Unternehmens, die Filialen in London, im Haag, in Amerika;
der große und der kleine Boulevard, das System der Anteile. Man mußte
jetzt ruhig und mit Nachdruck an die Verwirklichung herangehen. Waren
nur erst einmal die richtigen Leute zusammen, mußte es glücken.
Gauguin hörte längst nicht mehr. Vincents Lippen bewegten sich weiter,
während der Thorax des Athleten sich regelmäßig senkte und hob.
An einem der nächsten Tage begann Gauguin das Porträt Vincents. Ein
ganz großer Künstler und ein außerordentlicher Freund. Herrliche Zeiten!
Bald kam Weihnachten. Das sollte ein Fest werden, das erste frohe
Weihnachten seit der Kindheit. Eigentlich hätte Theo dabei sein müssen,
aber der wollte nach Holland, hatte dort mysteriöse Absichten. Eben lief
ein Brief ein, heiterer als gewöhnlich. Offenbar handelte es sich um eine
Liebessache. Wenn das zutraf, wenn wenigstens einer von ihnen richtige
Kinder in die Welt setzte, so einen kleinen Bruyas, möglicherweise.
Diese Nachricht war hochbedeutsam. Immer wieder kam er mit dem
Brief in Gauguins Zimmer gelaufen. Außerdem bildete er sich ein, der
Freund brauche ihn für das Bildnis, was durchaus nicht zutraf. Gauguin
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auch an solche Zusammenhänge gedacht. Bruyas hatte wohl auch ein
gelbes Haus errichtet, war gewissermaßen Schöpfer der Kunstschule des
Südens, die man fortsetzen mußte. Übrigens glich sein Porträt mit dem
Bart und dem roten Haar verblüffend den Brüdern van Gogh. Und da
Delacroix das Porträt gemalt hatte, kam man fast mit Delacroix selbst
in Berührung. Dies war alles höchst merkwürdig und lockte zum Nach-
denken. Delacroix aber hatte das gelbe Haus im Geiste errichtet.
Sie kamen spät heim. Vincent ließ sich nicht abhalten, noch Feuer zu
machen, denn es blieb noch sehr viel zu sagen. Das Fluidum war diesmal
besonders stark. Gauguin lag schon im Bett, als Vincent noch einmal
hereinkam, nur auf eine Minute. Er setzte sich auf den Bettrand. Jetzt
nahte der Moment für die alte Genossenschaft. Er skizzierte die Grund-
züge des Unternehmens, die Filialen in London, im Haag, in Amerika;
der große und der kleine Boulevard, das System der Anteile. Man mußte
jetzt ruhig und mit Nachdruck an die Verwirklichung herangehen. Waren
nur erst einmal die richtigen Leute zusammen, mußte es glücken.
Gauguin hörte längst nicht mehr. Vincents Lippen bewegten sich weiter,
während der Thorax des Athleten sich regelmäßig senkte und hob.
An einem der nächsten Tage begann Gauguin das Porträt Vincents. Ein
ganz großer Künstler und ein außerordentlicher Freund. Herrliche Zeiten!
Bald kam Weihnachten. Das sollte ein Fest werden, das erste frohe
Weihnachten seit der Kindheit. Eigentlich hätte Theo dabei sein müssen,
aber der wollte nach Holland, hatte dort mysteriöse Absichten. Eben lief
ein Brief ein, heiterer als gewöhnlich. Offenbar handelte es sich um eine
Liebessache. Wenn das zutraf, wenn wenigstens einer von ihnen richtige
Kinder in die Welt setzte, so einen kleinen Bruyas, möglicherweise.
Diese Nachricht war hochbedeutsam. Immer wieder kam er mit dem
Brief in Gauguins Zimmer gelaufen. Außerdem bildete er sich ein, der
Freund brauche ihn für das Bildnis, was durchaus nicht zutraf. Gauguin
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