Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0078
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Wie natürlich z. B. der Haaransatz hinten am Halse
gemacht war and wie ähnlich die Beiden gebhckt
hätten. Daher auch der große Erfolg der Aus-
stellung.

„Natürlich!“ sagte ich und spritzte Hohn.

Es saß bekümmert da wie vor der eingegangenen
Staude und sah in meinen ästhetischen Argumenten,
die ich in schlagenden Sätzen vorbrachte, nur meine
Wut auf England.

Scholl, der zugehört hatte, erklärte nachher, er
habe meine Geduld bewundert. Er teilte durchaus
meine Einschätzung der enghschen Kunst, obwohl
er dem enghschen Mobiliar und dem enghschen
Sport einige Geltung lassen wolle. Der Tiefstand
Rußlands aber lasse sich schlechterdings mit nichts
vergleichen.

Warum haßten sie uns? — Man hatte für die
Frage noch nicht Zeit gehabt. Leuten, die
uns haßten, konnte man nicht einmal klar machen,
warum Phidias mehr galt als eine Wachsfigur im
Panoptikum. Es war natürlich ganz gleichgültig.

Man konnte sich hassen und dabei höflich sein.
Der Galoschenmensch verband mit seinem Haß die
Pflicht, mir Wurst und Tee zu servieren. Der Im-
portengeneral hatte den Haß mit Nüchternheit.
Herr von M. hatte noch mehr Zivilisation. Auch
er war abgesprungen, als ich auf die Sache kam.
Und der Fontänenmensch in Nowo-Georgiewsk hatte
den Haß ohne Zivilisation.

Nur den Grund! Wenn man den Grund hatte,
wurde das Gefühl lächerlich. Jedes Gefühl, dessen

64
 
Annotationen