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allein. Die zweite Londoner Ausstellung erzielte keine
grösseren Einnahmen und kostete über 3 Millionen
mehr. Paris: hatte bis auf die Ausstellung von 1878
immer leidliches Olück. Damals kostete ihm das Fern-
bleiben der Deutschen ein Deficit von 20 Millionen,
von dem allerdings 10 Millionen für den Bau des
Trocadero zu rechnen sind, der der Stadt erhalten
blieb. 1889 bilanzierte man mit einem Plus von
8 Millionen, bei 50 Millionen Ausgaben. Für 1900
wurden 100 Millionen aufgebracht, und es steht schon
heute ausser Zweifel, dass trotzdem ein erklecklicher
Gewinn bleiben wird.

Aber diese Gewinstzahlen haben unendlich wenig

Gebieten den Kürzeren zieht, der Nimbus des Lokals
giebt ihm einen gewaltigen Vorsprung. Aus dieser
höchst einfachen Situation erklärt sich der Unter-
schied zwischen der Rolle Frankreichs und der der
übrigen Völker. Diese rüsten sich zum Kampf, Frank-
reich bereitet sich zum Gastgeber. Jeden Tag seit
4 Jahren sprachen alle französischen Zeitungen von
irgend einem Detail des Ausstellungsbaues, dagegen
hörte man nie, oder nur selten, von dem, was Frank-
reich eigentlich ausstellen würde. Es wurden für den
Bau 100 Millionen verlangt und anstandslos bewilligt.
Der Staat gab 20 Millionen, die Stadt 20 Millionen,
der grösste Teil der Kosten wurde durch das äusserst

Bedeutung. Unberechenbar bleibt der Gewinn, den
die Stadt und das ganze Land aus dem enormen
Zufluss von nicht belastenden Menschen zu ziehen
wissen. London wurde 1851 von 6 Millionen
Menschen besucht, 1889 kamen 32 Millionen zur
Ausstellung, in diesem Jahre wird diese Zahl ins
Ungeheuerliche gesteigert werden. Diese Menschen
essen, trinken, kaufen, handeln; die Käufer unter-
liegen, auch wenn sie noch so nüchtern sind, dem
Eindruck des riesigen Prunkes und bevorzugen in
diesem Jahrmarktrausch, der nun mal nicht alle Tage
vorkommt, französische Ware, selbst wenn die bessere
ausländische daneben liegt. Kurz, wenn vielleicht
in der nackten Konkurrenz Frankreich in sehr viel

ALEXANDERBRUCKE VOM LINKEN UFER AUS

geriebene, staatlich sanktionierte Lotterieunternehmen
mit den Ausstellungslosen aufgebracht, die gleich-
zeitig das Recht auf 20 Entrees versprachen — leider,
wie sich jetzt herausstellt, nicht hielten, da man für
besondere Tage und Nächte bis 4 Entrees für einen
einzigen Eintritt verlangt, — dieses Unternehmen
wurde im Handumdrehen überzeichnet. Dagegen
sucht man vergebens nach nennenswerten franzö-
sischen Aufwendungen, um einzelne Aussteller, an
denen dem Staat aus repräsentativen oder anderen
Gründen gelegen sein könnte, zu begünstigen. Wenn
man einem Franzosen von den Subventionen erzählt,
die Deutschland und andere Staaten, zum Beispiel für
das künstlerische Gewerbe aufbringen, schüttelt er

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