DEUTSCH-
LAND
ANDERE
LÄNDER
Deutschland ist in der Skulptur schlecht weg-
gekommen, trotzdem seine besten Künstler, von
Klinger abgesehen, der ganz fehlt, mit tüchtigen
Werken da sind, weil die Sachen gar zu sehr zer-
streut wurden.
Hahns schöne Stilisierungen, namentlich die Judith, haben .
verdienten Erfolg; Geygers Stier aus der römischen Campagna
— Marmor und Elfenbein — ist wohl das beste moderne
Tierstück der Ausstellung, Stucks bekannter Athlet und auch
drei andere Bronzen kommen brillant zur Geltung. Auch
Hildebrand ist gut placiert; nur hätte man gern mehr von
ihm gehabt, nicht nur Portraits, so stark sie auch sind.
Tuaillons Amazone, die Originalbronze der Berliner National-
galerie verliert sich im Freien in der Nähe des Palastes und
sollte wegen schlechten Placements zurückgezogen werden.
Der russische Künstler Troubetzkoi hat mitten unter den
grossen brutalen und banalen Denkmälern der anderen eine
intime Kollektion köstlicher Portraitskizzen in Bronzen von
verblüffend malerischer Behandlung, freilich so malerisch, dass
die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur vollkommen ver-
wischt werden.
Daneben auf der einen Seite des russischen Flügels die
tüchtigen Portraits von Bernstamm, auf der anderen die
patinierten Kostbarkeiten von Vallgren und eine sehr schöne
Bronzegruppe „Consolation", zwei nackte Gestalten — Mann
und Frau — die sich umschlungen halten.
Von dem Dänen Willumsen auch als Bildhauer eminent
interessante Dinge, in denen er versucht, gegen die malerische
Entartung der Bildhauerei zu reagieren und auch hier strenge
Formen einzuführen. Der Italiener Biondi stellt eine ihres
merkwürdigen Formats und ihrer Grösse wegen auffallende
Gruppe „Saturnalien" in Bronze aus; der Ungar Fadrusz sein
grosses Reiterstandbild „Corvin" mit einer der wirksamen
Nebenfiguren, ein geharnischter Reiter. Recht tüchtig, im
Genre Meuniers, die Gruppe einer Österreicherin „Die Un-
bezwinglichen", vier halbnackte Männer, die an einem Seil
ziehen. Meunier selbst hat sein schönes Relief, „Die Ernte",
in Gips, J. Lambeaux daneben ein Relief, „Die Verführung".
Derselbe Künstler hat auch ausserhalb der Ausstellung in einer
Baracke in der Nähe eine gar zu theatralische Komposition
ähnlichen Genres. Von dem Brüsseler P. Du Bois das tüchtige
Portrait einer sitzenden Dame in Marmor, von V. Rousseau zwei
gute Studien. Aus Norwegen der Höllenritt Balders und seines
Weibes von G. Utsond, ein grosses, bedeutendes Werk. In
England auch hier recht wenig; allenfalls Frampton und Swan,
der auch als Bildhauer das Tierleben beherrscht. In einem
der italienischen Bildersäle, da wo die Segantinis hängen, findet
man ein paar wunderbare Wachsskulpturen des in Paris leben-
den Italieners Rosso, namentlich das ausserordentlich schöne
Gesicht einer Kranken, neben Rodin wohl das Wertvollste
dieser an Schönheiten so reichen Ausstellung.
M.-G.
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LAND
ANDERE
LÄNDER
Deutschland ist in der Skulptur schlecht weg-
gekommen, trotzdem seine besten Künstler, von
Klinger abgesehen, der ganz fehlt, mit tüchtigen
Werken da sind, weil die Sachen gar zu sehr zer-
streut wurden.
Hahns schöne Stilisierungen, namentlich die Judith, haben .
verdienten Erfolg; Geygers Stier aus der römischen Campagna
— Marmor und Elfenbein — ist wohl das beste moderne
Tierstück der Ausstellung, Stucks bekannter Athlet und auch
drei andere Bronzen kommen brillant zur Geltung. Auch
Hildebrand ist gut placiert; nur hätte man gern mehr von
ihm gehabt, nicht nur Portraits, so stark sie auch sind.
Tuaillons Amazone, die Originalbronze der Berliner National-
galerie verliert sich im Freien in der Nähe des Palastes und
sollte wegen schlechten Placements zurückgezogen werden.
Der russische Künstler Troubetzkoi hat mitten unter den
grossen brutalen und banalen Denkmälern der anderen eine
intime Kollektion köstlicher Portraitskizzen in Bronzen von
verblüffend malerischer Behandlung, freilich so malerisch, dass
die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur vollkommen ver-
wischt werden.
Daneben auf der einen Seite des russischen Flügels die
tüchtigen Portraits von Bernstamm, auf der anderen die
patinierten Kostbarkeiten von Vallgren und eine sehr schöne
Bronzegruppe „Consolation", zwei nackte Gestalten — Mann
und Frau — die sich umschlungen halten.
Von dem Dänen Willumsen auch als Bildhauer eminent
interessante Dinge, in denen er versucht, gegen die malerische
Entartung der Bildhauerei zu reagieren und auch hier strenge
Formen einzuführen. Der Italiener Biondi stellt eine ihres
merkwürdigen Formats und ihrer Grösse wegen auffallende
Gruppe „Saturnalien" in Bronze aus; der Ungar Fadrusz sein
grosses Reiterstandbild „Corvin" mit einer der wirksamen
Nebenfiguren, ein geharnischter Reiter. Recht tüchtig, im
Genre Meuniers, die Gruppe einer Österreicherin „Die Un-
bezwinglichen", vier halbnackte Männer, die an einem Seil
ziehen. Meunier selbst hat sein schönes Relief, „Die Ernte",
in Gips, J. Lambeaux daneben ein Relief, „Die Verführung".
Derselbe Künstler hat auch ausserhalb der Ausstellung in einer
Baracke in der Nähe eine gar zu theatralische Komposition
ähnlichen Genres. Von dem Brüsseler P. Du Bois das tüchtige
Portrait einer sitzenden Dame in Marmor, von V. Rousseau zwei
gute Studien. Aus Norwegen der Höllenritt Balders und seines
Weibes von G. Utsond, ein grosses, bedeutendes Werk. In
England auch hier recht wenig; allenfalls Frampton und Swan,
der auch als Bildhauer das Tierleben beherrscht. In einem
der italienischen Bildersäle, da wo die Segantinis hängen, findet
man ein paar wunderbare Wachsskulpturen des in Paris leben-
den Italieners Rosso, namentlich das ausserordentlich schöne
Gesicht einer Kranken, neben Rodin wohl das Wertvollste
dieser an Schönheiten so reichen Ausstellung.
M.-G.
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