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düng. Die langen braunen Kerle haben sich in
weisse und bunte Tücher gewickelt und tragen
Strohhüte, welche die Form von Tropenhelmen
haben und grässlich verschlissen aussehen, auf
dem Kopf. In den „orientalischen Theatern"
giebt es Bauchtanz und immer wieder Bauchtanz.
Das grösste dieser Theater ist das egyptische.
egypten Egypten ist ziemlich das einzige Land, das in der
Weltaustellung nicht offiziell vertreten ist — es
scheint, dass die englische Regierung das nicht zu-
gelassen hat. Trotzdem giebt es auf dem Trocadero
einen egyptischen Palast, der eine Privatausstellung
mit der bekannten orientalischen Marktware birgt.
Und daneben giebt es eben das egyptische Theater
— ein grosses, im altegyptischen Stil aufgeführtes
Gebäude.

Diese
Bauchtanz-
Epidemie, die
auf dem Tro-
cadero
herrscht, giebt
der Kolonial-
ausstellung et-
was allzu Jahr-
marktsmässi-
ges. Und an

Jahrmarkts-
treiben — an
orientalisches
Jahrmarkts-
treiben, wenn
man will -
erinnert noch

mancherlei.
Zur Belusti-
gung der nai-
ven Besucher vom Lande lässt man Trupps von
»Eingeborenen" mit Lärm, Musik und wilden Tanz-
bewegungen umherziehen. Auf einem Elefanten
sitzt ein schwarzer Bursche, dem man eine Feder-
krone aufs kraushaarige Haupt gesetzt hat. Vier
schwarze Weiber schreiten, sich wiegend und johlend,
hinterdrein. Der schwarze Kerl hebt sich im Sattel
empor, schüttelt sich und brüllt vergnügt. Es ist
zweifellos, dass er sich über die guten Seelen lustig
macht, die ihn wie ein Wundertier anstaunen.

*
Resultate Am Schlüsse der Wanderung, auf der Höhe

Stellung ^es Hügels, blickt man auch zurück auf die Ergeb-
nisse dieses gewaltigen Unternehmens. Wenn die
Häuser dort unten fallen werden, werden Un-
zufriedene und Zufriedene zurückbleiben. Die Zahl
der Unzufriedenen ist nicht klein, und von den Vor-

würfen, die sie an die Adresse der Leiter dieser
Weltausstellung richten, mögen manche berechtigt
sein. In der That, es lässt sich nicht leugnen —
manches hätte besser sein können. Die Leiter der
Weltausstellung haben sich wenig bemüht, durch
abwechselungsreiche Feste das Publikum auch abends
herbeizulocken, und dadie Ausstellung abends ziemlich
vereinsamt war, haben viele Unternehmer und
Restaurateure schlechte Geschäfte gemacht und ihre
Thüren vorzeitig schliessen müssen. Aber ein grosser
Teil der Schuld kommt auch auf das Konto dieser vom
Schicksal nicht Begünstigten. Sie haben es sich zu be-
quem gemacht, sie haben sich zu wenig angestrengt,
Neues zu bieten. Wer Neues geboten hat, der hat
auch sein Publikum gefunden und darf mit den

Resultaten zu-
frieden sein.

Auch unter
den Ausstel-
lern muss es
natürlich Zu-
friedene und
Unzufriedene
geben. Die
einen haben
viel verkauft,
die andern
wenig oder
gar nichts,
dieser trägt
einen „Grand
prix" davon,
jener ging leer
aus. Im all-
gemeinen hat
die Jury ihre
japan „ersten Preise"

und ihre Medaillen nicht gespart. Eine Umfrage
bei den amerikanischen Ausstellern hat ergeben,
dass das erreichte Resultat für die Amerikaner
noch hinter den ziemlich geringen Erwartungen
zurückgeblieben ist. Von den Deutschen dürften die
'Maschinen-Industriellen im allgemeinen zufrieden
sein — besonders die Fabriken für Werkzeugs-
Maschinen sehen ihre Anstrengungen meist reich-
lich belohnt. Man erzählt von einer rheinischen Fabrik,
die eine Maschine zur schnelleren Fabrikation von
Eisenbahnrädern ausgestellt und Verkäufe für drei
und eine halbe Million abgeschlossen hat. Es ist
klar, dass wenige deutsche Aussteller ähnliche Re-
sultate erzielt haben, aber in jedem Falle bleibt der
moralische Gewinn, den die deutsche Industrie aus
-der Weltausstellung gezogen, gross — die franzö-
sische Presse hat den Erfolg der deutschen Industrie

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