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Société des Antiquités <Kassel> [Hrsg.]
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel — 1.1780

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Runde, Justus Friderich: Über das Erbrecht der Götter bey den Römern nebst einem Commentar über Ulpiani Fragmente
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https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0303

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344 Ueber das Erbrecht der Götter bey den Römern.
wie sie sollten verstanden und vollzogen werden. Was aber den
Ursprung dieser Gewohnheit anbetrift, so glaube ich mich nicht
zu irren, wenn ich sie für eins von denen Stucken halte, wel-
che aus dem Heydenthume, angenommen, und unter den Christen
in einer etwas veränderten Gestalt beybehalten sind. Es kann
dieses auch um so weniger unglaublich, oder prosan scheinen,
da mehrere willkuhrliche Gebräuche und Anordnungen sich in
der Chrillenheit finden, die sehr deutliche Spuren von Nach-
ahmung älterer heidnischer Gewohnheiten verrathen ; und unter
diese gehören auch sehr wahrscheinlich die VermächtnhTe sür die
Heiligen.
Die Römer hatten nämlich in spatern Zeiten eine Gewohnheit
eingeführt, nach welcher auch Götter unter gewissen besondern
Bestimmungen zu Erben ernannt werden konnten. Ich sage :
in spätern Zeiten; denn während der republicanischen Staats-
versaüung von Rom findet sich kein Beyspiel davon; und es
ist aus einem gleich anzuführenden Umstande sehr wahrschein-
lich, dass das Erbrecht der Götter erst nach der Regierung des Än-
gußus aufgekommen sey. In den altem Zeiten wurde die Lehre
von der Erbeseinsetzung nach Grundsätzen bestimmt, welche
nothwendig die Götter ausschliessen musten. Hierhin gehörte
erßlich, dass die Antretung der Erbschaft von dem Erben in ei-
gener Persen,, und unter gewisien Feyerlichkeiten, die mit
dem Namen der Cretion bezeichnet wurden, geschehen raufe.
Zwestens war es ein allgemeiner Grundsatz,, dass keine Perfona
incerta dürfe zum Erben ernannt werden.. Man trieb die Bren-
ge Anwendung dieser GrundsUtze: bis zu einer auffallenden Un-
billigkeit,, indem man nach denselhen sagar alle Polmumos von
ihrer Aeltern Verfeissénfehaft aussehJoss.. Aber eben, diese in die
Augen fallende Unbilligkeit vermogte die Römer nach und nach
 
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