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Société des Antiquités <Kassel> [Hrsg.]
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel — 1.1780

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Wepler, Johann Henrich: Gedanken über die Ursachen weswegen die Syrer den Hebräern und Arabern in der Dichtkunst so sehr nachstehen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0372

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den Hebräern und Arabern in der Dichtkunßsofehr nachßehen. 313
Gedichte im Tempel abzusingen, und es fich also ein Dichter zur
Ehre und Verdienss: anrechnete, hierzu ein vorzügliches Gedicht
geliefert zu haben, ja um auch dereinft diefes von sich fagen zu
können, sich alle mögliche Mühe gab, seine Fähigkeiten zur
Dichtknnsl auszubilden.
Allein bey den Syrern sällt alles dieses weg. Sie widme-
ten sich schon srüh der Handlung. Entlegene Gegenden zu be-
suchen, ihre Reichthümer zu benutzen, und dadurch ihre eigene
Umstände zu verbeffern, daraufhatten fie schon lange Zeit alle ihr
Bemühen und Ausmerkfamkeit gerichtet, und durch diesen Hang
alle Anlage zur Dich tkunft unterdrückt, fich alle Gelegenheit be-
nommen, dasjenige zu benutzen, was aus ihnen Dichter hätte
schasFen können. Denn wie fehr die Handlung, wenn sich ein
Volk derselben ganz widmet, der Dichtkunfi: entgegen slehe,
lehren die Beyfpiele älterer und neuerer Zeiten»
So wurden also auch die Syrer durch ihre Neigung zum Han-
del von der Dichtkunsi in den früheren Zeiten abgezogen, und erst
ipäter befchäftigten fie sich damit, als die chriftliche Religion sich
unter ihnen verbreitet hatte. Die Vorfchriften derfelben fchienen
ihnen nun der würdigfte Gegenfiand ihrer Gedichte zu feyn, und
dadurch hinderten fie fich noch mehr, es in der Dichtknnfl; weit
zu bringen. Hatten fie die Abfichr zum Nutzen geringerer und
ungelehrter Leute zu fchreiben : fo konnten fie, wenn fie dielen
Endzweck erreichen wollten, ihre Anlage zur Dichtkunsi: gar
nicht zeigen. Sollten aber ihre Gedichte Gelehrten gewidmet
feyn: fo hätten fie zwar wohl ihrem Genie freyen Lauflaflen?
durch Bilder und Ausdruck ihre Gedichte auszeichnen können?
ohne zu befürchten, ihren Le fern unverftändlich zu reden ; allein
ihr eigenes Wohl muss te fie hiervon abhalten,
 
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