kann, unter die Raffaelschüler würde man ihn auch ohne die Beweise
seines römischen Aufenthaltes stellen. Daß Dosso sich im Mittelbilde
beteiligt habe, ist nicht ganz abzuweisen. Der ernste, breite Typus des
Madonnenkopfes und vielleicht auch das Köpfchen des Christusknaben
erinnern an ihn, aber bereits in dem schlankeren Körper des Kindes
und der spitzfingerigen Hand der Madonna und ihrem abstehenden Ohr
spürt man Battistas Pinsel. Ihm gehört auch das ganze Bild in seiner
teils schweren, teils bunten und süßlichen Farbenauffassung an, vielleicht
sind an den minderwertigen Teilen sogar Schüler beteiligt gewesen.
Das obere Stück der schwebenden Engel steht dem Modeneser Geburts-
bild nahe. Scheinbar ist das Bild eher später entstanden; es enthält
etwas von jener routinierten Faltenbehandlung, die den von 1544 datierten
Bildern der Gerechtigkeit und des Friedens in Dresden eigen ist. Da
wir wissen, daß auch 1540 die Dossi noch lebhaft nach raffaelischen
Erinnerungen komponierten, so ist kein Hindernis vorhanden, das Bild
nach 1536 anzusetzen. Die beiden weiblichen Heiligen der rechten Seiten-
tafel sind Gewandfiguren, kühl, langweilig und ordentlich; in der Lucia
hat Battista sich an die Magdalenafigur in Raffaels heiliger Caecilia
angelehnt. Agathe hält das Zeichen ihres Martyriums, die abgenommene
Brust, an der Zange und betrachtet sie aufmerksam. Lucia, die sich fest
in ihren Mantel gewickelt hat, schaut zum Bilde heraus. Ihr Attribut,
die Schale mit den Augen, steht zu ihren Füßen. In der Mitteltafel und
der rechten Seitentafel sind die Gestalten plastisch, beinahe metallisch
herausmodelliert. Die linke Seitentafel zeigt eine flachere, dünnere und
feinere Malerei. Battista hat sich hier wohl bei der Fertigstellung eines
Schülers bedient. Beide Heiligen stehen in einer stark bewölkten, flachen
Landschaft gleich ihrem weiblichen Gegenüber, nur daß bei ihnen links
noch ein Paar Säulen das Bild abschließen. Der heilige Benedikt in seiner
hellen Kutte trägt einen Pilgerstab und ein Buch, Bartolomäus hält
gleichfalls das Buch in den Händen, das Schwert ruht zu seinen Füßen,
während zu Seiten des heiligen Benedikt ein Buch liegt, auf dessen auf-
geschlagener Seite die Predigt Johannes des Täufers dargestellt ist.
Madonna mit Hieronymus und Johannes. Portomaggiore, Muni-
cipio. — Madonna: bläulichweißes Kopftuch, karmin Kleid, dunkelblauer
Mantel, mit goldgelb ins Rötliche spielendem Futter; Haare: blond;
Kind, Haare: dunkelblond; Beinchen: rosig; Vorhang hinter der Madonna:
karmin mit gelbgoldnen Borten; Thronsessel: steinockergelb mit neapel-
gelben Lichtern; Thronstufen: graublau; Johannes der Täufer, Gewand:
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I47
seines römischen Aufenthaltes stellen. Daß Dosso sich im Mittelbilde
beteiligt habe, ist nicht ganz abzuweisen. Der ernste, breite Typus des
Madonnenkopfes und vielleicht auch das Köpfchen des Christusknaben
erinnern an ihn, aber bereits in dem schlankeren Körper des Kindes
und der spitzfingerigen Hand der Madonna und ihrem abstehenden Ohr
spürt man Battistas Pinsel. Ihm gehört auch das ganze Bild in seiner
teils schweren, teils bunten und süßlichen Farbenauffassung an, vielleicht
sind an den minderwertigen Teilen sogar Schüler beteiligt gewesen.
Das obere Stück der schwebenden Engel steht dem Modeneser Geburts-
bild nahe. Scheinbar ist das Bild eher später entstanden; es enthält
etwas von jener routinierten Faltenbehandlung, die den von 1544 datierten
Bildern der Gerechtigkeit und des Friedens in Dresden eigen ist. Da
wir wissen, daß auch 1540 die Dossi noch lebhaft nach raffaelischen
Erinnerungen komponierten, so ist kein Hindernis vorhanden, das Bild
nach 1536 anzusetzen. Die beiden weiblichen Heiligen der rechten Seiten-
tafel sind Gewandfiguren, kühl, langweilig und ordentlich; in der Lucia
hat Battista sich an die Magdalenafigur in Raffaels heiliger Caecilia
angelehnt. Agathe hält das Zeichen ihres Martyriums, die abgenommene
Brust, an der Zange und betrachtet sie aufmerksam. Lucia, die sich fest
in ihren Mantel gewickelt hat, schaut zum Bilde heraus. Ihr Attribut,
die Schale mit den Augen, steht zu ihren Füßen. In der Mitteltafel und
der rechten Seitentafel sind die Gestalten plastisch, beinahe metallisch
herausmodelliert. Die linke Seitentafel zeigt eine flachere, dünnere und
feinere Malerei. Battista hat sich hier wohl bei der Fertigstellung eines
Schülers bedient. Beide Heiligen stehen in einer stark bewölkten, flachen
Landschaft gleich ihrem weiblichen Gegenüber, nur daß bei ihnen links
noch ein Paar Säulen das Bild abschließen. Der heilige Benedikt in seiner
hellen Kutte trägt einen Pilgerstab und ein Buch, Bartolomäus hält
gleichfalls das Buch in den Händen, das Schwert ruht zu seinen Füßen,
während zu Seiten des heiligen Benedikt ein Buch liegt, auf dessen auf-
geschlagener Seite die Predigt Johannes des Täufers dargestellt ist.
Madonna mit Hieronymus und Johannes. Portomaggiore, Muni-
cipio. — Madonna: bläulichweißes Kopftuch, karmin Kleid, dunkelblauer
Mantel, mit goldgelb ins Rötliche spielendem Futter; Haare: blond;
Kind, Haare: dunkelblond; Beinchen: rosig; Vorhang hinter der Madonna:
karmin mit gelbgoldnen Borten; Thronsessel: steinockergelb mit neapel-
gelben Lichtern; Thronstufen: graublau; Johannes der Täufer, Gewand:
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