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Menge, Rudolf
Troja und die Troas - nach eigener Anschauung geschildert (Gymnasial-Bibliothek, 1) — Gütersloh, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.877#0029
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ernstlich den Plan, Neu-Rom hierher zn verlegen, wählte aber nachher
Byzanz. Dann gerät der Ort allmählich in Vergessenheit.

Aus der hellenischen Periode (siebente Schicht) glaubt Schliemann
zahlreichc behauene, mit rohen Skulpturen bedeckte Blöcke aus Kalkstein
gefunden zu haben. Von dem Athene-Tempel des Lysimachos (achte
Schicht) sind noch die Fundamente und außerdem korinthische Säulen-
trommeln und Kapitelle aus weißem Marmor in eine Berteidigungs-
mauer eingebaut gefunden worden. Auch von einem dorischen Apollon-
tempel giebt es noch spärliche Reste zu schauen, zahlreiche und ansehn-
liche dagegen von der Befestigungsmauer, die 12 Fuß hoch, 10 Fuß
dick war und aus wohlbehauenen Kalksteinblöcken bestand.

Aus der römischen Zeit (neunte Schicht) ist bei den letzten Aus-
grabungen ein interessantes Bauwerk entdeckt worden, das an der Süd-
ostseite gelegen ist: ein theaterähnliches Gebäude mit Sitzstufen und in
der Mitte der Langseite mit einer freistehenden Erhöhung, die nach
vorn durch Schranken abgeschlossen ist.

An jüngeren Bauresten fehlt es gänzlich. Aus der Zeit nach dem
5. Jahrhundert giebt es auch keine Münzen und keine Topfwaren mehr.
Troja ist aufgegeben, Hissarlik ein bloßes Grab der Vergangenheit, das
seine denkwürdigen Schätze barg, bis in diesem Jahrhundert Schliemann
sie zu Tage hob.

Natürlich versteht man das Bild, das die Ausgrabungsstätte bietet,
nicht auf den ersten Blick. Es gehört eingehendes Stuüium von
Schliemanns Büchern dazu, wenn einem diese Steinhaufen und Schutt-
maffen etwas sagen sollen. Besser ist daran, wem ein Führer zur
Seite ist, wie uns Or. Dörpfeld, der uns die Augen öffnete für das
Verständnis dieser wirren Trümmer und nicht ermüdend uns immer
wieder auf das Bedeutsamste hinwies, so daß wir uns eine Anschauung
von dem einstmaligen Aussehen der Stadt machen konnten.

Wir wollen wenigstens versuchen durch ein Bild (Nr. 2) eine
Vorstellung zu geben, wie sich das ganze Ausgrabungsfeld darbietet.
Nehmen wir in Gedanken unsere Stellung im Nordosten oben auf dem
Hügel an der Grenze der Quadrate 1?(A3 und blicken wir sast genau
südöstlich herab in den Krater nach dem mit ganz weiter Schrafsur be-
zeichneten Erdklotz l'l.ö hin. Unmittelbar unter uns sehen wir in
dem Biereck l'l Arbeiter beschäftigt, Üie jenen Erdklotz teilweise ab-
getragen haben. Rechts im Hintergrunde ist der größte Erdklotz M,
hinter dcm sich nach links hin in einigem Abstand die Wand in D7.8
 
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