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Schutt überdecken tassen. Die in dieser Schicht gefundenen Thonwaren
haben große Ähnlichkeit mit den in Mykenae ausgegrabenen. Jn Hellas
ist die Kultur, welche diese Gattung von Gefäßen hervorbrachte, durch
die dorische Wanderung am Ende des 12. Jahrhunderts v. Chr. ver-
nichtet worden. Soll üamit nun auch nicht gesagt sein, daß diese An-
siedelung auf Hissarlik in ebenso frühe Zeit zurückreichen muß, so ist
doch soviel klar, daß diese Übereinstimmung auf ein hohes Alter derselben
schließen läßt. Wie alt mag da nun erst die „homerische Stadt" sein!

Die siebente bis neunte Schicht enthalten das hellenisch-römische
Jlion. Die Gründer des hellenischen Jlion, vermutlich Aeoler, welche
sich um 560 v. Chr. hier niederließen, benutzten die alte Stadt nur
äls Burg, während sie ihre eigentliche Stadt außerhalb nach Osten und
Süden zu anlegten. Rach dem Falle des lydischen Reiches wurde der
Ort Persisch. Auf die Burg, die Pergamos des Priamos, wie Herodot
VH, 43 sagt, stieg Terxes hinauf, um der ilischen Athene zu opfern. Ein
Gleiches that später Alexander der Große. Dieser erwies der Stadt
auch allerlei Gunstbezeugungen, erklärte sie z. B. für unabhängig und
steuerfrei.

Zu besondrer Blüte gedieh Troja dann (achte Schicht) in der
Zeit des Makedoniers Lysimachos, der einen Tempel erbaute, die Stadt
mit einer 40 Stadien (— 1 Meile) langen Mauer umgab, deren Ber-
lauf man jetzt noch größtenteils erkennen kann, und die Bewohner alter
und verfallener Orte der Umgegend hierherzuziehen nötigte. Trotzdem
erlangte die Stadt keine sonderliche Bedeutung, da das nahe gelegene
Alexandria-Troas den Handel und Verkehr an sich zog. Beim Einfalle
der Gallier wurde Jlion belagert, aber üurch die Bewohner von Alexan-
dria entsetzt. Später fiel es dem Antiochos zu, bis es von den Römern
befreit wurde. Mit diesem Zeitpunkte beginnt die Glanzperiode der
Stadt. Die Römer erblickten in den Jliern und in Aeneas ihre
Vorfahren, und um der Heimatsstadt ihre Liebe und Dankbarkeit zu
beweisen, machten sie weithin das Land ihr unterthänig. Besonders
Cäsar, der ja sein Geschlecht unmittelbar von Aeneas ableitete, begünstigte
die Stadt in hohem Maße, vergrößcrte ihr Gebiet und schützte ihre Un-
abhängigkeit und Steuerfreiheit. Ja, es wird sogar erzählt, er sei, wie
nachher auch Augustus (Horaz, Oden III, 3), mit dem Gedanken um-
gegangen, den Sitz der römischen Herrschaft nach Jlion zu verlegen. Später
besuchte Kaiser Caracalla Jlion und bestattete in der Ebene feierlich seinen
hier gestorbeuen Freigelassenen Festus. Kaiser Konstantin hegte noch einmal

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