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nissen im Jnnern Kleinasiens einen recht anstttndigen Eindruck aus uns
machte. Auch entschüdigte der herrliche Blick auf das blauende Meer
zu unsern Füßen, auf dem die Boote geschttftig zwischen den Schiffen
und dem Land hin- und herschossen, uns für so manchen Mißstand der
leiblichen Verpflegung.
2. Im Lande drs Dardanos. Reisr nach Troja.
(S. Karte der Troas 1 u. 2.)
Wir befanden uns im dereinstigen Reiche des Aineias, Dardania
genannt nach dem „Zeus entsprossenen" Dardanos, von welchem sowohl
die troischen wie die dardanischen Fürsten abstammten. Dardanos hatte
die Stadt Dardania (XX, 216) an den Vorbergen des Jda ge-
gründet, lttngst bevor das heilige Jlios in der Ebene erbaut war. Aber
wo dieses Dardania, von dem schon der griechische Geograph Strabon
(geb. 66 v. Chr.) keine Spur mehr fand, gestanden haben mag, lüßt
sich nicht angeben. Es hat nichts gemein mit der griechischen Stadt
Dardanos, die unfern von Tschanak-Kalessi nach Südwesten zu gelegen
hat; denn dort ist, wie Schliemann durch Ausgrabungen hat feststellen
lassen, nur eine tiefe Schuttschicht, in welcher sich ausschließlich
Topfscherben aus der geschichtlichen griechischen Zeit findeu. Vielleicht
aber ist der Fluß, an dem die heulige Stadt Dardanelli (Tschanak-
Kaleffi) liegt, der homerische Rhodios (Xll, 20). Er hatte Mitte
Juni vor seiner Mündung eine ansehnliche Breite und, wenu wir ihn
auch an einer Furt durchreiten konnten, so war für den Verkehr doch
eine stattliche Brücke mit Fahrbahn gebaut. Jnteressant ist die Gegend,
in der wir nns befinden, wegen vieler denkwürdigen Borgange aus der
geschichtlichen Zeit, an die wir erinnert wurden, als wir eine Wanderung
ins Land hinaus wagten.
Nachdem wir uns von unserem Zimmer aus an dem Blick auf
die leuchtende Wasserflttche erfreut hatten, welche die ausgebuchteten
Ufer hier sast wie einen Binnensee erscheinen lassen, machten wir uns
auf, um nach Abydos (Jlias H, 836) zu pilgern, das nur zwei
kleine Stunden nordöstlich gelegen ist. Hinwärts nahmen wir den
Landweg, an dem koloffalcn Fort vorüber, das nordöstlich vor der
Stadt thront, rückwärts gingen wir teils oben, teils unten an dem
Küstenabhange hin. Das ganze Land, soweit wir blicken konnten, ist
wohl angebaut mit Feldfrüchten und Bäumen und mehrfach von Hecken
nissen im Jnnern Kleinasiens einen recht anstttndigen Eindruck aus uns
machte. Auch entschüdigte der herrliche Blick auf das blauende Meer
zu unsern Füßen, auf dem die Boote geschttftig zwischen den Schiffen
und dem Land hin- und herschossen, uns für so manchen Mißstand der
leiblichen Verpflegung.
2. Im Lande drs Dardanos. Reisr nach Troja.
(S. Karte der Troas 1 u. 2.)
Wir befanden uns im dereinstigen Reiche des Aineias, Dardania
genannt nach dem „Zeus entsprossenen" Dardanos, von welchem sowohl
die troischen wie die dardanischen Fürsten abstammten. Dardanos hatte
die Stadt Dardania (XX, 216) an den Vorbergen des Jda ge-
gründet, lttngst bevor das heilige Jlios in der Ebene erbaut war. Aber
wo dieses Dardania, von dem schon der griechische Geograph Strabon
(geb. 66 v. Chr.) keine Spur mehr fand, gestanden haben mag, lüßt
sich nicht angeben. Es hat nichts gemein mit der griechischen Stadt
Dardanos, die unfern von Tschanak-Kalessi nach Südwesten zu gelegen
hat; denn dort ist, wie Schliemann durch Ausgrabungen hat feststellen
lassen, nur eine tiefe Schuttschicht, in welcher sich ausschließlich
Topfscherben aus der geschichtlichen griechischen Zeit findeu. Vielleicht
aber ist der Fluß, an dem die heulige Stadt Dardanelli (Tschanak-
Kaleffi) liegt, der homerische Rhodios (Xll, 20). Er hatte Mitte
Juni vor seiner Mündung eine ansehnliche Breite und, wenu wir ihn
auch an einer Furt durchreiten konnten, so war für den Verkehr doch
eine stattliche Brücke mit Fahrbahn gebaut. Jnteressant ist die Gegend,
in der wir nns befinden, wegen vieler denkwürdigen Borgange aus der
geschichtlichen Zeit, an die wir erinnert wurden, als wir eine Wanderung
ins Land hinaus wagten.
Nachdem wir uns von unserem Zimmer aus an dem Blick auf
die leuchtende Wasserflttche erfreut hatten, welche die ausgebuchteten
Ufer hier sast wie einen Binnensee erscheinen lassen, machten wir uns
auf, um nach Abydos (Jlias H, 836) zu pilgern, das nur zwei
kleine Stunden nordöstlich gelegen ist. Hinwärts nahmen wir den
Landweg, an dem koloffalcn Fort vorüber, das nordöstlich vor der
Stadt thront, rückwärts gingen wir teils oben, teils unten an dem
Küstenabhange hin. Das ganze Land, soweit wir blicken konnten, ist
wohl angebaut mit Feldfrüchten und Bäumen und mehrfach von Hecken