Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mengs, Anton Raphael; Schilling, Gustav [Hrsg.]
Anton Raphael Mengs' Sämmtliche hinterlassene Schriften (Band 2) — 1844

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6324#0137
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 131 —

gegen ihn einzig und allein von der unvorsichtigen Lobrede herrührt;
die er mir halt, und da Sie angeben, icli müsse diese Lobeserhebung
als den Ausdruck eines Freundes betrachten, so sehe ich mich auch
alsein Freund genöthigt, für ihn zu antworten. Ueberdies liegt im
Hintergründe dieses Schreibens das Verlangen, eine kleine Stelle in
Ihrer Achtung zu erringen, die ich allerdings nicht verdienen würde,
wenn ich so von mir denken, mich so hoch stellen wollte, wie dies
mein Lobredner thut. Nur Personen, welche die Werke der grossen
Männer des Alterthums studirt haben, können sich solche Verdienste
anmaassen. Wohl habe ich sie meines Theüs nach Kräften studirt,
und ich erkenne, dass diese Werke der ersten Ordnung angehören,
dass sie mit Zartgefühl, mit unerreichbarer Urtheilskraft und dem
besten, auf die Gründe der Kunst und der Natur gebauten Geschmack
erdacht und ausgeführt sind. Ich erkenne den Vorzug des Raphael'-
schen Genies und die Verdienste aller übrigen Künstler aus dem
vergangenen Zeitalter, darum unterlasse ich aber nicht, dem Werth
und der Leichtigkeit meiner Zeitgenossen Bewunderung zu zollen.
Ich habe mir nur vorgesetzt, Alles, was ich Erhabenes an Andern
finde, nachzuahmen, und bescheide mich gerne, der Letzte unter denen
zu seyn, welche auf dem guten Wege wandeln, und bin weit entfernt,
mich an die Spitze derer zu stellen, die sich durch falschen Glanz
des Ruhmes blenden lassen. Hierdurch ist mir die Genugthuung zu
Theil geworden , dass meine Werke bei den Nationen, welche den
Tribut der Achtung schon bei Lebzeiten der Künstler darbringen,
<riite Aufnahme fanden, und in denselben Rang mit den schätzbarsten
Werken der verstorbenen Künstler gesetzt wurden. Ich kann mit
dem Beifall zufrieden seyn, den meine Gemälde in Born, Dresden,
Florenz und Madrid fanden , und ich bitte daher , Winkelmann zu
entschuldigen , wenn er sich von der Freundschaft hinreissen licss
und in übertriebene Lobeserhebungen für einen seiner Landsleute
ausbrach. Er spricht gerade so, wie Alle, welche einen Freund lo-
ben wollen; auch müssen seine Ausdrücke nicht buchstäblich genom-
men werden; denn Sie selbst werden es nicht in der engsten Bedeu-
tung des Wortes verstehen, wenn Sie, um Ihren Mitbürger, Herrn
Puget, zu loben, sich des Ausdrucks bedienen, Sie sehen in den
Adern einer seiner Marmorstatuen das Blut laufen. Ich bin weit
entfernt, Alles zu vertheidigen, was Wiukelmann sagt, denn es wäre
unbillig, jede Schwachheit eines Freundes in Schutz zu nehmen, aber
 
Annotationen