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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]
Das Kuppelgrab bei Menidi — Athen, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.1123#0052
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__ 46 —

hier zu circa 8,3om ermittelt, jedoch ist dieses Maass der Unregelmässigkeit des Materials
sowohl als auch wegen direkter Mauerausweichungen Schwankungen bis zu 10tm über und
unter dem angeführten unterworfen. In welcher Dicke diese Fundamentschicht ausgeführt,
liess sich ohne theilweises Aufbrechen der Mauer nicht feststellen, ebensowenig, wie ich in
Mykene hiefür sichere Anhaltspunkte gewinnen konnte1.

Der Fussboden der Tholos scheint auch in Menidi eine Art künstlicher Befestigung er-
fahren zu haben, zwar keinen sicher begrenzten Estrich, wohl aber ein Feststampfen der
Oberfläche unter Zusatz von Thon und Lehm, während die ansteigende Dromosfiächc nur
den gewachsenen Boden zeigt.

Über dieser untersten Schicht beginnt sofort die Aufmauerung aus kleinen Stücken,
zunächst noch durch theilweise Ringe aus grösseren Blöcken unterbrochen; bald jedoch
werden die Steine im Allgemeinen kleiner, unregelmässiger, ohne jede Spur von Verband,
Mit der wachsenden Höhe ging auch die Hinterfüllung des Mauerwerks durch Erde und das-
Feststampfen derselben Hand in Hand, da nur,so allein für die Mauer durch den gleich-
massigen Druck von aussen her eine grössere Stabilität gewonnen werden konnte. Hier-
durch wurde auch ein mit dem Fortschritt des Baus stetig steigender Standplatz für die Ar-
beiter gewannen, ohne dass dadurch von der Innenseite her andere Rüstungen nothwendig
geworden wären, als eben nur einfache Vorrichtungen wie z. B. eine radiale Schnur zur
steten genauen Fixirung des ringförmigen HorizontalschnfUs.

Das Material besteht aus länglichem Kalksteingeschiebe, wahrscheinlich vom Penteli^
kon, auf sein natürliches Lager gestreckt. Nur die bereits erwähnte unterste Schicht sowie
die Laihung und der Sturz der Thür, des Stomion, zeigen grössere etwas regelmässiger ge-
formte Blocke. Nur selten zeigen die Steine Spuren einer Bearbeitung an der sichtbaren In-
nenfläche. Die durch die Unregelmässigkeit der Steine sich ergebenden Zwischenräume sind
mit kleinen Stücken ziemlich sorgfältig ausgezwickt und zwar zugleich mit der Aufmauerung,
da dieselben zum Theil so fest eingeklemmt sind, dass ein nachträgliches Einschieben der-
selben von innen her nicht anzunehmen ist. Die Innenfläche hat sich daher noch bis jetzt
verhältnismässig gut erhalten und zeigt trotz der Unregelmässigkeit des Materials eine ziem-
lich gleichmässige Oberfläche. Diese vielfache unmittelbare Berührung der Steine mit einan-
der schliesst auch den Gedanken an ein weiteres Bindemittel wie Lehmmörtel oder ähnli-
ches aus, und die Reste eines solchen, die sich jetzt stellenweise zwischen dem Geschiebe
finden, rühren von den Ablagerungen der allmählich von aussen hereingesickerten lehmigen
Erdmasse her.

Da der obere Schluss der Tholos nicht mehr intakt war, vielmehr eine unregelmässige
Oeffnung von circa Im Durchmesser zeigte, so liess sich die Art und Weise dieses Schlusses
nicht mehr feststellen. Wir werden jedoch auch hier etwas ähnliches wie in Mykene, d. h..
also einen grösseren Deckstein voraussetzen müssen, zumal auch einige der anwohnenden
Landleute sich eines grossen Steines daselbst erinnern wollen, ohne'jedoch denselben näher
beschreiben zu können. Die jetzige Höhe über der Sohle ist 8,74m, die wirkliche dürfte
demnach circa '9™ betragen haben, mithin zeigt der Querschnitt ein geringes Mehr an Höhe

1 Fr. Tliierseh in seinem Aufsatz über Mykene (s. Mi Uli ei hingen des Deutschen archäologischen Instituts
1879) begrenzt auf der Zeichnung des Querschnitts Taf. XI die "Widerlagsmauern in bestimmter Weise, ohne
jedoch ein Maass zu geben, ich weiss daher nicht worauf die angenommene Stärke beruht, glaube jedoch dort wia
hier die untere Wanddicke breiter voraussetzen zu müssen.
 
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