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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Das Kuppelgrab bei Menidi — Athen, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.1123#0057
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DIE VORHISTORISCHEN

GRABSTAETTEN IN GRIECHENLAND.

VORTRAG

GEHALTEN IN DER SITZUNG DES ARCHAEOLOGISCHEN INSTITUTES

AM H. DECEMBER 1879

VON

ULRICH KOEHLER.

Unter den Entdeckungen, welche in den letzten Jahren in Griechenland gemacht worden
sind, nimmt an weitreichender Bedeutung die Entdeckung vorhistorischer Grabstätten die
erste Stelle ein. Die Fragen, welche sich an diese Anlagen knüpfen, sind universalgeschicht-
licher Natur. Der historischen Wissenschaft ist durch ihre Auffindung ein neues Gebiet
eröffnet worden, von dessen Existenz bis dahin Niemand eine Ahnung hatte. Es wird langer
und vielfacher Beobachtungen bedürfen, wenn es gelingen soll, die viel verzweigten Pro-
bleme, die der Wissenschaft dadurch gestellt sind, der Lösung zuzuführen. Die bisherigen
Untersuchungen sind meist von der innern Ausstattung der Gräber, den Erzeugnissen der
Kunst und Industrie, die zum Schmucke der Leichen dienten, ausgegangen; seltner haben sie
die technische Herstellung der Grabanlagen ins Auge gefasst. Gestatten Sie mir, meine Herrn,
dass ich Ihnen heute, bevor ich das Wort an Herrn von S. abgebe, einige Bemerkungen über
die einstige Benutzung dieser Anlagen, die Art und Weise der Bestattung der Todten vor-
trage. Bevor ich aber auf dieses Thema näher eingehe, werde ich versuchen zur allgemeinen
Orientirung dasjenige, was sich über die Ausbreitung der Gräber in Griechenland und das
gegenseitige Verhältniss der einzelnen Gruppen zu einander bis jetzt feststellen lässt, kurz
zusammenzufassen*.

Die vorhistorischen Grabanlagen, die nach Form und Inhalt derselben frühen Culture-
poche angehören und dadurch unser Interesse erwecken, finden sich in allen östlichen
Landschaften Griechenlands von Thessalien im Norden an bis zum Eurotasthai im ausser-
sten Süden. Es ist die Frontseite der griechischen Halbinsel, wo sich das Land in zahlreichen
Buchten und Häfen einladend nach dem Orient zu öffnet, daher von jeher der Hauptsitz
und Mittelpunkt des geschichtlichen und Culturlebens der Bewohner. Die Grabanlagen selbst
sondern sich schon jetzt, obwohl die Untersuchung der bekannten Gräber erst begonnen

. * Im Folgenden hätte jetzt Manches anders formiilirt werden können. Ich habe es vorgezogen nichts zu än-
dern und in den Anmerkungen auf die inzwischen bekannt gewordenen Thatsachen hinzuweisen.
 
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