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II. Bewässerungsanlagen, Kanäle, Emissäre etc.
Athen) in Griechenland ihr Ende erreichte. In dieser Zeit (12. und 13. Jahrh.)
war der See vermuthlich durch natürliche Vorgänge stark zusammengeschrumpft.
In der geographischen Wissenschaft ist der See mit seinen natürlichen unter-
irdischen Abzugskanälen bis zum heutigen Tage ein Gegenstand der Forschung
geblieben, und für die Archäologie ist er eine werthvolle Fundgrube geworden,
haben doch die modernen Arbeiten bereits einen sehr bernerkenswerthen Ein-
blick in die Thätigkeit der vorgeschichtlichen und antiken Ingenieure thun
lassen.
Bereits Strabo berichtet, dass durch das Steigen der Gewässer des
Kopais-Sees eine Reihe von Städten, darunter Eleusis, Athen, Arne und Midea
zerstört worden seien und dass an diesem See das alte Orchomenos gelegen
habe. Er giebt den Umfang auf 380 Stadien an und bemerkt, dass man einen
Abfluss nirgends entdecken könne ausser dem Schlünde, in welchen der Kephissos
fällt und den Sümpfen. Früher sei die Fläche ausgetrocknet und von den be-
nachbarten Orchomeniern völlig angebaut gewesen. Zur Zeit Alexanders des
Grossen sei eine Verstopfung der Abflusskanäle eingetreten; der Chalkider
Krates, ein Bergwerks-Ingenieur, habe begonnen, diese Kanäle zu reinigen,
aber diese Arbeit wieder eingestellt, als die Böotier sich entzweiten, obgleich,
wie er in einem Brief an Alexander sagt, bereits viel Land trocken gelegt war.
Bei diesen Arbeiten liess Krates Gräben durch den See ziehen. Die südwest-
lichen Ufer traten zuerst aus der Ueberschwemmung hervor. Während dieser
Arbeit tauchten die Ruinen von Städten auf, darunter nach Ansicht der Böotier
auch die von Alt-Orchomenos, das dem späteren Orchomenos gegenüber auf
dem anderen Seeufer gelegen haben soll. Durch schreckliche Erdbeben, berichtet
Strabo weiter, seien oft manche Gänge verstopft, andere geöffnet worden.
Die Eingänge der natürlichen, unterirdischen Abzugskanäle werden Kata-
bothren genannt und haben im allgemeinen die gleiche Form wie die Kanäle selbst.
Sie befinden sich an den höchsten Stellen des Ufers und dort, wo die hohen, kahlen
Felsrücken am weitesten in den See hinaustreten. Neben diesen natürlichen Abzugs-
kanälen, die bei der Umbildung, welcher sie unterliegen, nicht zu allen Zeiten
für die Ableitung der verschieden grossen Wassermengen genügen, finden sich
zwei künstliche Emissäre Der eine derselben geht vom östlichen Ende des Sees
bis Kephalaria, d. h. bis zu dem Ausgange bei Ober-Laryma, fast parallel mit
einem natürlichen Gang, der andere liegt unter der Ebene von Akräphion
und geht in die Hylika. Der erstere Tunnel (unter dem Höhenrücken von
Kephalaria) besitzt eine Länge von über 2 km. Zur Ausführung dieses Tunnels
wurden 16 Schachte hergestellt, deren bedeutendster 36 m (nach Noack 63 m)
tief ist. Von den einzelnen Schachten wurden nach beiden Seiten Stollen vor-
getrieben. Von dem Tunnel sind nur etwa 500 m fertig geworden, und das
Werk blieb unvollendet. In einzelnen Schachten hat man über dem eigent-
lichen Kanal in der Höhe von 2—3 m andere Stollen gefunden, die jedoch
nach keinem der benachbarten Schachte durchgeführt sind. Ein Schacht ist
II. Bewässerungsanlagen, Kanäle, Emissäre etc.
Athen) in Griechenland ihr Ende erreichte. In dieser Zeit (12. und 13. Jahrh.)
war der See vermuthlich durch natürliche Vorgänge stark zusammengeschrumpft.
In der geographischen Wissenschaft ist der See mit seinen natürlichen unter-
irdischen Abzugskanälen bis zum heutigen Tage ein Gegenstand der Forschung
geblieben, und für die Archäologie ist er eine werthvolle Fundgrube geworden,
haben doch die modernen Arbeiten bereits einen sehr bernerkenswerthen Ein-
blick in die Thätigkeit der vorgeschichtlichen und antiken Ingenieure thun
lassen.
Bereits Strabo berichtet, dass durch das Steigen der Gewässer des
Kopais-Sees eine Reihe von Städten, darunter Eleusis, Athen, Arne und Midea
zerstört worden seien und dass an diesem See das alte Orchomenos gelegen
habe. Er giebt den Umfang auf 380 Stadien an und bemerkt, dass man einen
Abfluss nirgends entdecken könne ausser dem Schlünde, in welchen der Kephissos
fällt und den Sümpfen. Früher sei die Fläche ausgetrocknet und von den be-
nachbarten Orchomeniern völlig angebaut gewesen. Zur Zeit Alexanders des
Grossen sei eine Verstopfung der Abflusskanäle eingetreten; der Chalkider
Krates, ein Bergwerks-Ingenieur, habe begonnen, diese Kanäle zu reinigen,
aber diese Arbeit wieder eingestellt, als die Böotier sich entzweiten, obgleich,
wie er in einem Brief an Alexander sagt, bereits viel Land trocken gelegt war.
Bei diesen Arbeiten liess Krates Gräben durch den See ziehen. Die südwest-
lichen Ufer traten zuerst aus der Ueberschwemmung hervor. Während dieser
Arbeit tauchten die Ruinen von Städten auf, darunter nach Ansicht der Böotier
auch die von Alt-Orchomenos, das dem späteren Orchomenos gegenüber auf
dem anderen Seeufer gelegen haben soll. Durch schreckliche Erdbeben, berichtet
Strabo weiter, seien oft manche Gänge verstopft, andere geöffnet worden.
Die Eingänge der natürlichen, unterirdischen Abzugskanäle werden Kata-
bothren genannt und haben im allgemeinen die gleiche Form wie die Kanäle selbst.
Sie befinden sich an den höchsten Stellen des Ufers und dort, wo die hohen, kahlen
Felsrücken am weitesten in den See hinaustreten. Neben diesen natürlichen Abzugs-
kanälen, die bei der Umbildung, welcher sie unterliegen, nicht zu allen Zeiten
für die Ableitung der verschieden grossen Wassermengen genügen, finden sich
zwei künstliche Emissäre Der eine derselben geht vom östlichen Ende des Sees
bis Kephalaria, d. h. bis zu dem Ausgange bei Ober-Laryma, fast parallel mit
einem natürlichen Gang, der andere liegt unter der Ebene von Akräphion
und geht in die Hylika. Der erstere Tunnel (unter dem Höhenrücken von
Kephalaria) besitzt eine Länge von über 2 km. Zur Ausführung dieses Tunnels
wurden 16 Schachte hergestellt, deren bedeutendster 36 m (nach Noack 63 m)
tief ist. Von den einzelnen Schachten wurden nach beiden Seiten Stollen vor-
getrieben. Von dem Tunnel sind nur etwa 500 m fertig geworden, und das
Werk blieb unvollendet. In einzelnen Schachten hat man über dem eigent-
lichen Kanal in der Höhe von 2—3 m andere Stollen gefunden, die jedoch
nach keinem der benachbarten Schachte durchgeführt sind. Ein Schacht ist