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7. Wasserversorgungsarilagen der Römer.

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ermne unmittelbar an den fast senkrecht abfallenden Felswänden entlang
geführt. Der Kanal ist theils eingeschnitten, theils aufgemauert. Das Thal
von Paspalä wurde mittelst eines vierbogigen Aquädukts überschritten, der noch
fast vollständig erhalten ist, nur ein Bogen fehlt. Zur Aufnahme der Rüstungen
sind die untersten Gewölbsteine etwas aus der Laibung hervorgeschoben. Diese
Quadern bilden gleichzeitig die Kämpfer. Die Gesammtlänge dieser Wasserleitung:
schätzt Koldewey auf 26 km, den Niveauunterschied auf 250 m. Interessant
ist der durchgeführte Wechsel in dem Profil. Auf den Aquädukten, d. h. auf
den Leitungsstrecken mit dem geringeren Gefälle ist das grösste Profil vor-
handen. Die tägliche Leistung berechnet sich zu 127 000 cbm. Koldewey hat,
zur Ermöglichung der absoluten Werthschätzung, die Leitung von Mytilene
hinsichtlich ihrer Hauptabmessungen mit der modernen Wiener Leitung vom
Semmering in Parallele gestellt.

Kr giebt die folgenden Zahlen:









Mytilene

Semmering-

Wien.

Ganze Länge

2G km

98,8

km

Anzahl der Aquädukte

6

5



Gesammtlänge der Aquädukte

307 m

1984

m

Grösster Aquädukt

144 ..

664

75

Grösste Höhe

27 „

23

•*

Yerhältniss der ganzen Länge -

26000 „

98 800



zur Gesammtlänge der Aquädukte -

307

1984



-

84,7

: 49,8



Hieraus zieht der Genannte den Schluss, dass die alte lesbische Leitung
in Freiheit und Kühnheit der ganzen Anlage (Yerhältniss der Brückenbauten
zur Leitungslänge) der modernen Schöpfung weit voransteht. Ein solcher Ver-
gleich setzt gleiche Terrainverhältnisse voraus. Vsm ein wirklich zutreffendes
Bild zu erhalten, müsste man auf Grundlage der lesbischen Terrainverhältnisse
die Trace einer Wasserleitung nach modernen Grundsätzen festlegen. Dass
hierbei das angegebene Verhältniss ebenfalls zu Ungunsten der jetzigen Projek-
tirungsart ausfallen wird, erscheint sehr wahrscheinlich. Es beruht diese An-
nahme darauf, dass bei dem Entwerfen der modernen Anlagen die Kostenfrage
sicherlich eine weit eingehendere und sorgfältigere Erwägung erfährt als solches
im Alterthum der Fall gewesen sein wird, sodass die Ueberlegenheit der antiken
Werke in Wirklichkeit und insbesondere vom technisch-wirthschaftlichen Stand-
punkt aus eine nur scheinbare ist.

Von dem römischen Aquädukt von Ephesus haben sich verschiedene Reste
erhalten. An einer Stelle finden sich einzelne Pfeiler und Bogen. Der Aquädukt
besteht aus zwei Arkadenreihen, die oberen Bogen sind etwa halb so weit
wie die unteren, sodass immer ein Pfeiler der oberen Reihe auf dem Scheitel
des unteren Bogens steht.
 
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