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Knochen.

sätzen bilden sie ein Anastomosennetz, welches dem Säftestrom seinen Weg vorschreibt
(Abb. 67, 68). Hierin erinnert der Knochen in gewisser Weise an das parallelfaserige
Bindegewebe (s. oben S. 55), wenn auch allerdings bei diesem letzteren das Cirku-
lationssystem weit weniger ausgebaut ist, wie beim Knochen.

Die Grundsubstanz ist nicht homogen, sondern setzt sich aus einzelnen La-
mellen zusammen, die in ihrer Entwicklung und Lagerung von der Gestalt des
Knochens im ganzen und von den Gefäßkanälen im speziellen abhängig sind.

Von den Einzelheiten des Knochenbaues überzeugt man sich am leichtesten
an dem Querschnitt der kompakten Substanz eines Röhrenknochens. An ihm fallen
zuerst die Gefäßkanäle in die Augen. Sie werden als Haverssche Kanäle (Hävers
1731) bezeichnet. Sie sind zumeist im Querschnitt getroffen, da sie in den Röhren-
knochen der Längsrichtung derselben parallel verlaufen und nur durch verhältnis-
mäßig spärliche Queranastomosen miteinander verbunden sind (Abb. 64, 66, 67).
Sie enthalten meist eine sehr starke Vene, daneben eine kleine Arterie, Nerven und

Haverssches
Kanälchen

Abb. 64. Querschnitt eines menschlichen Abb. 65. Das Präparat der Abb. 64

Röhrenknochens. Lamellensystem. in polarisiertem Licht.

Lymphgefäße, eingeschlossen in ein ganz lockeres Bindegewebe (Abb. 66). Ganz
große Haverssche Kanäle können ein dem Knochenmark entsprechendes Gewebe
enthalten, auch mit Osteoblasten (s. unten) besetzt sein. Ganz kleine sieht man nur
von einer Vene ausgefüllt.

Die Knochenzellen sind von kürbiskern- oder pflaumenkernartiger Gestalt.
Sie besitzen ein gleichmäßiges, nur wenig granuliertes Cytoplasma. Die zahlreichen
Fortsätze, die von ihnen ausgehen, hängen in frühen Stadien miteinander zusammen,
so daß ein Anastomosennetz entsteht, das den Knochen durchzieht. Später gehen
die Verbindungen vielleicht teilweise verloren. Die Zellen können auch Fettkörnchen
aufnehmen, wohl auch vereinzelt zugrunde gehen, so daß also im Alter Degenerations-
erscheinungen an ihnen wahrzunehmen sind. Zwischen der Wand der Knochenhöhlen
und Knochenkanälchen und den Zellen bleibt wohl noch Platz für den Säftestrom
oder dieser geht durch das Protoplasma selbst.

Die Knochenhöhlen (Lakunen) mit ihrem Inhalt liegen in und zwischen den
Lamellen, und zwar sind sie so orientiert, daß die breite Fläche der pflaumenkern-
förmigen Räume ihren Oberflächen zugewandt ist. Hat man also die Flächenansicht
 
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