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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0015
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EINLEITUNG

Der Signaturenabschnitt von Pal. lat. 1755 bis Pal. lat. 1772 enthält vor allem Lehr-
schriften zur Grammatik. Zu nennen sind Donats Ars minor sowie die weitverbrei-
teten Schulautoren des Mittelalters, vor allem Johannes de Garlandia, Eberhardus
Bethuniensis und Alexander de Villa Dei, oft mit spätmittelalterlichen Kommenta-
ren. Außerdem finden sich hier die einschlägigen italienischen Autoren des Huma-
nismus wie Guarinus Veronensis und Laurentius Valla (vgl. Abb. 10-11). Mit den
Wörterbüchern und Glossaren läßt sich ein weiterer thematischer Abschnitt fassen.
Er reicht von Pal. lat. 1773 bis Pal. lat. 1790. Neben dem großen Liber glossarum des
9. Jahrhunderts aus dem Kloster Lorsch (Pal. lat. 1773) und dem inhaltlich naheste-
henden Glossar des 13. Jahrhunderts aus dem Zisterzienserkloster Eußerthal (Pal. lat.
1774) stehen zwei Exemplare des Catholicon (Pal. lat. 1775 und 1776; vgl. Abb. 12)
und die Derivationes des Hugutio (Pal. lat. 1777). Schließlich folgen die spätmittelal-
terlichen Wörterbücher mit Vocabularius ,Ex quo' (Pal. lat. 1779, 1781, 1782, 1790),
Vocabularius Brevilogus (Pal. lat. 1778, 1780), Vocabularius optimus (Pal. lat. 1784)
und anderen. Auch griechisch-lateinische Glossare wurden hier eingeordnet (Pal. lat.
1779, 1780, 1790 sowie Pal. lat. 1904). Die relativ kurzen Glossare in Pal. lat. 1780
(2r-12r) und Pal. lat. 1790 (232r-236r) gehören dabei noch dem 15. Jahrhundert an.
Hervorzuheben ist in diesem Bereich das lateinisch-deutsch-tschechische Wörter-
buch für Ladislaus Postumus (Pal. lat. 1787; vgl. Abb. 13) sowie das viersprachige Ge-
sprächsbuch in Latein, Italienisch, Tschechisch und Deutsch in Pal. lat. 1789.

Die humanistischen Sammelhandschriften Pal. lat. 1791, 1794 (Gian Francesco Pog-
gio Bracciolini, Leonardo Bruni, Petrarca, Antonius Barzizius), Pal. lat. 1795 und
1796 bieten eine Fülle kürzerer Texte, überwiegend italienischer Autoren. Die Briefe
wurden dabei zwar ihres literarischen Reizes wegen gesammelt, aber auch als Muster
für eigene Schreiben. Sie wurden somit zu den Schriften der Ars dictandi gestellt.
Hier finden sich auch die Werke zur Rhetorik, z. B. Pal. lat. 1792, ein rhetorisches
Kompendium des frühen 15. Jahrhunderts und die Sammlungen Pal. lat. 1793, 1799
und 1800. Die Sammelbände Pal. lat. 1799 und 1800 vereinigen dabei Handschriften
und Frühdrucke. Von besonderem Interesse für die Geschichte der Kurpfalz und ih-
res geistigen Lebens im 15. Jahrhundert ist dabei das Briefmusterbuch Pal. lat. 1798,
das seinen Ursprung in der Kanzlei Friedrichs des Siegreichen haben dürfte. Hervor-
zuheben ist etwa der Schriftwechsel zur Besetzung des Mainzer Bistums nach dem
Tod des Erzbischofs Dietrich Schenk von Erbach im Jahr 1459 sowie einige bisher
unbekannte Briefe aus dem Umkreis der Universität. In Pal. lat. 1801 sind zwei wich-
tige Texte des 12. Jahrhunderts zur Ars dictandi überliefert.

Die Codices Pal. lat. 1804 bis 1812 lassen sich nur schwer auf einen gemeinsamen
Nenner bringen: Vom Geburtstagsgedicht für einen Heidelberger Kurfürsten über
die Determinationes des Guilelmus Alaunovicanus (Pal. lat. 1805), einem philosophi-
schen Text des 14. Jahrhunderts, bis zum Speculum humanae salvationis (Pal. lat.
1806), Predigten des Nicolaus de Dinkelspuhel (Pal. lat. 1807 und 1808) und einem
Gebetbuch des jungen Ottheinrich von der Pfalz (Pal. lat. 1809) reicht die Palette.
Der Liber pantheon des Gottfried von Viterbo folgt in Pal. lat. 1813. Zuweilen lassen
hier die alten Signaturen der Vaticana wechselnde Zuordnungen zu den Wissensbe-
reichen erkennen. So wurden etwa die Predigten des Nicolaus de Dinkelspuhel

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