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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0016
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EINLEITUNG

(Pal. lat. 1807 und 1808) zunächst bei der Theologie eingeordnet, um dann in der
endgültigen Signaturenreihe bei den literarischen Texten, also beim Trivium zu lan-
den.4 In Pal. lat. 1821 ist ein weiterer Gedichtsammeiband der Zeit um 1600 erhalten.
Er bildete mit Pal. lat. 1733 eine zweibändige Gedichtsammlung. Die meisten der
dort niedergeschriebenen Gedichte finden sich in den gedruckten Anthologien Jan
Gruters. Wie auch Pal. lat. 1905-1910 gelangten sie direkt aus dem Privatbesitz Gru-
ters, des letzten Heidelberger Bibliothekars der Palatina, in die Vatikanische Biblio-
thek (s.u.).

Mit den Luthertexten in Pal. lat. 1823-1826 setzt die Reihe der Reformationsschriften
ein. Im Gegensatz zu den deutschen Palatinahandschriften in Heidelberg finden sich
hier jedoch keine Autographen des Reformators. Der bedeutendste Textzeuge ist
zweifellos die Abschrift des Autographs der Vorlesung Luthers von 1515/16 über den
Römerbrief in Pal. lat. 1826, zumal das eigenhändige Manuskript mittlerweile ver-
schollen ist. Der Sammelband Pal. lat. 1827 bietet weiteres zu Luther, vor allem aber
Schriften zu den theologischen Kontroversen um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Überhaupt sind die Werke der ,Streittheologen' unter den reformatorischen Hand-
schriften der Palatini latini zahlreich vertreten. Zunächst folgt jedoch ein Bericht
über den für den weiteren Verlauf der deutschen Reformation maßgeblichen Augs-
burger Reichstag von 1530 in Pal. lat. 1828. Philipp Melanchthon ist in Pal. lat.
1829-1832 sowie weiten Teilen von Pal. lat. 1834 vertreten. Hervorzuheben ist hier
zum einen das eigenhändige Manuskript der Wittenberger Psalmenvorlesung von
1547/48, zum anderen die Sammlung von Briefabschriften vor allem Luthers und
Melanchthons in Pal. lat. 1834, in der sich überraschenderweise drei bisher unbe-
kannte Schreiben des ,Praeceptor germaniae' fanden.5 Mit Johannes Brenz (Pal. lat.
1835-1836) ist einer der wichtigsten Reformatoren des deutschen Südwestens mit ex-
egetischen Schriften wie auch der für viele Städte vorbildlichen Kirchenordnung von
Schwäbisch Hall vertreten. Unter den Auslegungen zur Bibel treten naturgemäß die
Schriften zu den Paulusbriefen besonders hervor (Pal. lat. 1835-1839). Neben dem
bereits genannten Brenz finden sich hier Werke von Johannes Calvin (Pal. lat. 1838),
Theodor Beza (Pal. lat. 1839) und Georg Maior (Pal. lat. 1837).

Die Texte Victor (Victorinus) Strigels zur Rechtfertigung (Pal. lat. 1840) und Caspar
Peucers zur Abendmahlslehre (Pal. lat. 1841) beleuchten die am heftigsten diskutier-
ten Themen der jungen Reformation. Die Handschriften Pal. lat. 1842 bis Pal. lat.
1846 zeigen die exegetische Arbeit eines Vertreters der zweiten Generation der Re-
formation in Süddeutschland in erstaunlicher Breite. Es handelt sich um Autogra-
phen des Augsburger Humanisten und Heilbronner Reformators Menrad Molther,
dessen Gestalt durch die hier und in Pal. lat. 1914 überlieferten, bisher unbeachteten
Texte wesentlich an Kontur gewinnt.6 Pal. lat. 1848 bietet eine Abschrift der amtli-
chen, dem Fürsten unterbreiteten Niederschrift der vom 2. bis 7. August 1560 in Wei-

4 Pal. lat. 1807 und 1808 trugen dabei zeitweilig die selbe Signatur 444 und wurden irrtümlich als
zwei Bände einer Predigtsammlung behandelt.

5 Siehe hierzu: Metzger/Probst.

6 Vgl. auch: Metzger.

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