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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0017
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EINLEITUNG

mar gehaltenen Disputation zwischen Victor Strigel und Matthias Flacius über deren
unterschiedliche Positionen in der Frage des freien Willens. Auch diese Handschrift
stammt aus der Werkstatt des Johann Aurifaber in Weimar und gelangte über die Bi-
bliothek des Augsburger Arztes Achilles Pirmin Gasser zunächst in den Besitz Ul-
rich Fuggers und mit dessen Büchern schließlich in die Heidelberger Palatina (s. u.).
Die merkwürdige Sammlung der Mitte des 16. Jahrhunderts noch auffindbaren
Schriften des Franziskaners Johannes Hüten (um 1425 - um 1500) verdankt ihre Ent-
stehung wohl vor allem dem bezeugten Interesse Luthers und Melanchthons an de-
ren vermeintlich .protoreformatorischer' Tendenz. Die in Pal. lat. 1849 überlieferten
Texte lassen hiervon jedoch nichts erkennen.

Von ganz anders ausgerichtetem Interesse sind die historischen Aufzeichnungen aus
dem Besitz des Heidelberger Theologen Jacobus Kimedoncius d.Ä. (um 1550-1596)
in Pal. lat. 1852, annalistische Aufzeichnungen zur mitteleuropäischen Geschichte
von 1513 bis 1560 mit einem Schwerpunkt auf den Geschehnissen in den Niederlan-
den. Thematisch schließt sich Pal. lat. 1853 mit der Historia de statu Belgico des Fran-
ciscus Enzinas an, die erst 1991 in der Bibliotheca Teubneriana publiziert wurde.
Ebenfalls ein Stück von allgemeinem historischen Interesse, mit nur mittelbarem Re-
formationsbezug, ist der Band der Heidelberger Universitätsannalen Pal. lat. 1854. Er
wurde 1815 mit den deutschen Palatinahandschriften von der Kurie an die Heidel-
berger Universität zurückgegeben. Die Eintragungen reichen von 1590 bis 1619 und
stammen jeweils von der Hand des amtierenden Universitätsbibliothekars. Von In-
teresse für die Heidelberger Reformationsgeschichte ist Pal. lat. 1855, dokumentiert
der Band doch die eifrige Rezeption reformatorischen Gedankengutes in den Jahren
1518- um 1538, beginnend mit Luthers Heidelberger Disputation. Unter den folgen-
den Bänden ist auf Pal. lat. 1859 hinzuweisen, der lateinische Predigten enthält, die
wahrscheinlich dem hohenlohischen Reformator Caspar Huberinus zuzuschreiben
sind, von dessen Hand man bisher fast ausschließlich deutsche Texte kennt. Hier en-
det die durchgehende Folge reformatorischer Handschriften.

Ab Pal. lat. 1862 folgen zum Teil Schriften mit Heidelberger oder doch kurpfälzi-
schem Bezug, beginnend mit den Reden der Alumni des Heidelberger Pädagogiums
für den Kurprinzen Friedrich IV. In Pal. lat. 1865-1871 und Pal. lat. 1874 sind Über-
setzungsübungen des Kurprinzen Friedrich V erhalten. Der fürstliche Schüler über-
trug deutsche Texte ins Lateinische und zum Teil auch ins Französische. Noch in sei-
ner Kurfürstenzeit feilte Friedrich offenbar an seinen Sprachkenntnissen, denn in
Pal. lat. 1874 haben sich weitere Übersetzungsübungen erhalten. Unter anderem
übersetzte er hier die Proverbia Salomonis 1.1-12.26 ins Italienische. Weitere Schul-
übungen pfälzischer Witteisbacher finden sich in Pal. lat. 1872-1873 mit Überset-
zungsübungen des Pfalzgrafen Christoph (1551-1574). In der Literatur zur Ge-
schichte des Sprachunterrichts wurden diese Quellen bisher nicht beachtet. In diesen
Kontext paßt auch Pal. lat. 1863, das italienische Gesprächsbuch des Giessener Pro-
fessors Matthäus Hofstetter, hier in einer handschriftlichen Fassung.

Eine Handschrift von höchstem geistesgeschichtlichem Wert folgt mit Pal. lat. 1877,
einer Sammlung von - leider nur bruchstückhaft überlieferten - Bibliothekskatalogen

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