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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0018
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EINLEITUNG

der Klöster Lorsch und Fulda aus dem 9. Jahrhundert. Für die Heidelberger Univer-
sitätsgeschichte sowie die Musikpflege am Pfälzischen Hof sind die in Pal. lat. 1878
zusammengebundenen Stücke von Belang. Der inhaltliche Bezug zwischen den Auf-
zeichnungen des Heidelberger Professors Erhardus Knab aus der Mitte des 15. Jahr-
hunderts und den rund ein Jahrhundert jüngeren Stimmbüchern, die eine derartige
Zusammenstellung der Einzelstücke motiviert haben könnte, ist wohl in dem Musik-
traktat von der Hand Knabs in den älteren Teilen zu suchen.

Auch Pal. lat. 1879 und 1880 sind aus zahlreichen Faszikeln zusammengesetzte Bän-
de. Bemerkenswert sind hier unter anderem ein Katalog der Bibliothek des Chemni-
zer Humanisten und Leiters der Meißener Fürstenschule Georg Fabricius
(1516-1571) in Pal. lat. 1879 und die bisher als verschollen geltende Abhandlung zur
Traumdeutung des Arztes Ulrich Eilenbog für Pfalzgraf Johann von Mosbach-Neu-
markt in Pal. lat. 1880. Die folgende Handschrift Pal. lat. 1881 überliefert die auch im
Druck verbreiteten Inschriften der Grablege der albertinischen Wettiner im Dom
von Freiberg in Sachsen, sowie weitere Inschriften am Zwickauer Rathaus, auch hier
also Texte von eher historischem Bezug. Pal. lat. 1882 und 1883 sind Kompendien la-
teinischer Sentenzen aus den römischen Klassikern, der Bibel, aber auch aus Schriften
Melanchthons. Weitere Handschriften von historischem Wert finden sich in Pal. lat.
1884, einer Abschrift des Stammbuches des Heidelberger Prinzenerziehers, Arztes
und Bibliothekars Joachim Strupp von Gelnhausen mit Einträgen vieler bedeutender
Personen der Mitte des 16. Jahrhunderts und in der Beschreibung der Heidelberger
Gartenanlage Kurfürst Ludwigs VI. von der Pfalz (Pal. lat. 1887).7

Von ganz anderem Charakter sind die Bände Pal. lat. 1885 und Pal. lat. 1886 sowie
Pal. lat. 1888-1889, denn sie enthalten überwiegend Abbildungen ohne durchgehende
Texte. Sind in Pal. lat. 1885 zwei unterschiedliche alchemistische Bildfolgen vereint,
von denen die erste sich als ,Abbildungsband' zum Buch der Heiligen Dreifaltigkeit
in Heidelberg, ÜB, Pal. germ. 843 erweist (vgl. Abb. 14), so handelt es sich bei der fol-
genden Handschrift um einen der berühmten Atlanten des Venezianers Battista
Agnese (vgl. Abb. 15), hier in handlichem Format, aus dem Besitz Ulrich Fuggers.
Pal. lat. 1888 und 1889 aber enthalten vor allem den Bellifortis des Konrad Kyeser, ein
illustriertes Kriegshandbuch des 15. Jahrhunderts (vgl. Abb. 16). Mit Pal. lat. 1901
setzt schließlich, als letzter Abschnitt vor den historischen Katalogen der Palatina,
eine Reihe von Sammelbänden ein. Neben Pal. lat. 1901, der in Charakter, Herkunft
und Datierung recht unterschiedliche Reden vereinigt und dem griechisch-lateini-
schen Vokabular Pal. lat. 1904 besteht der Abschnitt bis einschließlich Pal. lat. 1910
überwiegend aus Briefsammlungen. Dazu kommt der Sammelband Pal. lat. 1905, der
kurze Gedichte und Epigramme aus dem Besitz, aber - im Unterschied zu Pal. lat.
1733 und 1821 - nicht von der Hand, Jan Gruters vereinigt. Da zum einen hier eine
ergiebige Fundgrube für die Gelehrtengeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts vor-
liegt, zum anderen aber eine Einzelverzeichnung der Schreiben unverhältnismäßig
viel Platz in Anspruch nehmen würde, liegt hier der Schwerpunkt der Erschließung

7 Vgl. Wolfgang Metzger, ,All Ding zergenglich'. Der Heidelberger Herrengarten: ein verges-
sener Renaissancegarten im Licht neuer Quellen, in: Die Gartenkunst 12 (2/2000), S. 275-302

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