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Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0022
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EINLEITUNG

selbst korrespondierte mit vielen Gelehrten in allen Teilen Europas, um sie zu ver-
vollständigen. Waren all die anderen literarischen Hinterlassenschaften des Alter-
tums schon seit langem mit großem Eifer zusammengetragen und zumeist auch zum
Druck befördert worden, so hatte man bisher eine umfassende Edition der sowohl
historisch als auch sprachgeschichtlich überaus wichtigen Inschriften schmerzlich
vermißt. Der Enthusiasmus, mit dem die Publikation begrüßt wurde, spiegelt sich
auch in der großen Zahl von Gedichten und Epigrammen auf das Werk, die Gruter in
den folgenden Jahren erreichten und die er zusammen mit weiteren Dichtungen in ei-
nem Konvolut sammelte, dem heutigen Pal. lat. 1906. Erst mit dem sukzessiven Er-
scheinen der großen Corpora der griechischen (ab 1859) und der lateinischen In-
schriften (ab 1863, noch nicht abgeschlossen) verlor das Werk nach und nach an prak-
tischer Bedeutung für die Altertumswissenschaft. Als Überbleibsel aus der Zeit der
Drucklegung hat sich ein Blatt mit Tironischen Noten erhalten, eingebunden in
Pal. lat. 1909, das in seinem Layout völlig mit der entsprechenden Seite im Anhang
der zweiten Druckausgabe übereinstimmt.18 Ein solcher Schlüssel zum antiken
Kurzschriftsystem war schon 1597 von Justus Lipsius gefordert worden. Unter den
Bänden mit Notizen, Konzepten und Gedichten aus dem Besitz Gruters sind vor al-
lem die Briefe an ihn von Interesse, da sie Einblick in eine ungemein umfangreiche
Gelehrtenkorrespondenz gewähren.

Als Gruter im Herbst 1620 unter dem Eindruck der heranrückenden Truppen Hei-
delberg verließ19 wollte er seine eigenen Bücher und Manuskripte so sicher wie mög-
lich verwahrt wissen und deponierte daher den größten Teil in der Bibliothek auf den
Emporen der Heiliggeistkirche. So kamen auch die persönlichen Aufzeichnungen
und Korrespondenzen in die Vaticana (s. o.). Was in seiner Wohnung zurückgeblie-
ben war, wurde geplündert oder beschädigt. Als Gruter 1625 nach Heidelberg zu-
rückkehrte, war von der einst so reichen Bibliothek wie auch von seinem persönli-
chen Besitz so gut wie nichts mehr übrig.

7.ur Anlage der Beschreibungen

Der vorliegende Handschriftenkatalog folgt in seiner Anlage den Richtlinien der
Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Handschriftenkatalogisierung.20 Die Anset-
zung der Personennamen folgt nach Möglichkeit den Regeln für die alphabetische
Katalogisierung (RAK) der Deutschen Bibliothek anhand der Personen Norm Datei
(PND). Da es sich um einen zeitlich klar abgegrenzten Bestand handelt, der nach
1622 keinen Zuwachs mehr zu verzeichnen hatte, und die hier beschriebenen Stücke
fast ausschließlich den Charakter von Buchhandschriften haben, wird in der Form

18 Inscriptionum romanarum corpus... ingenio et cura Iani Gruteri, Heidelberg, Judas und Ni-
kolaus Bonutius, 1616 (erste Ausgabe 1602).

19 Ein Brief vom 20. Nov. 1620 (Pal. lat. 1907,422") ist an Gruter in Bretten adressiert, wohin er
sich vor den nahenden Kriegsereignissen zurückgezogen hatte (vgl. auch Smend, S. 86).

20 Richtlinien Handschriftenkatalogisierung, hrsg. von der Deutschen Forschungsgemein-
schaft, Unterausschuß für Handschriftenkatalogisierung, 5., erweiterte Auflage, Bonn 1992.

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