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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat <Berlin> [Editor]
Autographen-Sammlung Hans Meyer (Leipzig): sowie ausgewählte Stücke aus anderen Privatsammlungen (Band 1): Musik, Literatur, Wissenschaft: Versteigerung: Montag, den 10. April 1933 (Katalog Nr. 31) — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5744#0011
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Hans Meyer.

Hans Meyer, aus dessen Nachlass jetzt kostbare Stücke seiner Samm-
lungen hervortreten und in diesem Verzeichnis angezeigt werden, war beson-
ders in der Vorkriegszeit eine sehr viel genannte Persönlichkeit. Er hatte als
Forschungsreisender in den 80er und 90er Jahren in mehreren Expeditionen
unsere ostafrikanische Kolonie durchzogen und hatte als erster den Kibo, den
höchsten Gipfel des Kilimandscharo erstiegen, eine Leistung, die ihn mit einem
Schlage mit in die vorderste Reihe der Afrikaforscher stellte. Auf einer dieser
Expeditionen geriet er in die Gefangenschaft des Häuptlings Buschiri, und es
dauerte eine geraume Zeit, bis er durch ein Lösegeld befreit wurde. In jener
stillen Zeit wurden die Erlebnisse und Taten Hans Meyers in allen Tages-
zeitungen und sogar in Büchern der Jugend mit grausigem Behagen beschrie-
ben. Später machte er Forschungsreisen in den Hochlanden von Ecuador und
nach den Kanarischen Inseln; auch diese Unternehmungen hat er in lesens-
werten und schön illustrierten Werken beschrieben und in Fachzeitschriften
wissenschaftlich bearbeitet.

Aber es war ihm nicht in den Sternen geschrieben, dauernd den Auf-
gaben des Weltreisenden und Entdeckers zu leben: früh schon riefen ihn die
Pflichten des Berufs in das sesshafte bürgerliche Leben zurück. Hans Meyer
war als Sohn des grossen und ungemein erfolgreichen Verlagsbuchhändlers
Hermann Meyer in Leipzig dazu bestimmt, das von seinem Grossvater begrün-
dete Bibliographische Institut zu übernehmen, und er war als der älteste und
bedeutendste von vier Brüdern, die jetzt alle dahin gegangen sind, viele Jahre
hindurch die eigentliche Seele des Geschäftes, das er auf der Höhe, die sein
Vater errungen hatte, zu erhalten verstand. Wenn z. B. Meyers „Konver-
sations-Lexikon" zu dem bekannten Ansehen gelangte, so war das vor allem
ihm zu verdanken.

Aber Hans Meyers reger Geist, sein weitschauender Ehrgeiz, fand doch
nicht die letzte Befriedigung auf dem Felde, das ihm gleichsam durch das
Schicksal zubereitet worden war; es drängte ihn immer wieder zu rein wissen-
schaftlicher Arbeit, für die er so vieles gesammelt und durchforscht hatte, und
so war es für ihn eine freudige Genugtuung, als er, in verhältnismässig vor-
geschrittenem Alter, auf eine Professur für Kolonialgeographie an die Uni-
versität Leipzig berufen wurde. Hier hat er mit dem Organisationstalent, das
ihm in so hohem Maße verliehen war, 14 Jahre vorbildlich gewirkt. Bei der
Feier seines 70. Geburtstages, den er am 22. März 1928 in fast jugendlicher
Frische beging, wurden ihm zahlreiche Ehrungen erwiesen. Wo immer Hans
Meyer Hand angelegt hatte, sind die Spuren seines zielsicheren und rastlosen
Handelns dauernd verblieben.

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