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Meyer-Schwartau, Wilhelm
Der Dom zu Speier und verwandte Bauten: (die Dome zu Mainz und Worms, die Abteikirchen zu Limburg a. Hardt, Hersfeld und Kauffungen etc.) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.21773#0085

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Der Dom zu Speier. ™ ^

setzen und etwa annehmen, dass eine Namensver-
wechslung zwischen Reginger und Reginbald statt-
gefunden habe, dann bezieht sich die Stelle des Briefes,
wo vom Dom die Rede ist, nicht auf den Neu-
bau, wie Remling will, sondern sicher auf den alten
Dom. Es hätte also frühestens unter Reginbald der
Neubau begonnen (vergl. auch Ladewig S. 79 An-
merkung 3).

Die übrigen Angaben des Briefes würden so weit
zutreffend sein, als damals wahrscheinlich an den
Stadtmauern gebaut wurde.

Giebt man mit Giesebrecht, wie ich es möchte,
der Lesart „Kaiserin" für Augusta den Vorzug, so
ist immerhin noch zweifelhaft, ob die Kaiserin Agnes
gemeint war und der Brief 1056 oder 1060 zusetzen
ist. Der Dom war damals noch nicht vollendet, der
Ausdruck des Briefes parietes ecclesiae interrupti pen-
dentes würde also der Giesebrecht'schen Annahme nicht
entgegenstehen, dagegen wissen wir nichts von einem
Bau der Stadtmauern in jener Zeit, Wenn Bischof
Rüdiger (1073—1090) nach seinen eigenen Worten
eine umfangreiche Umwallung ausführte und da weiter
die Angabe Simonis (bist. Beschreibung S. 54), dass
Bischof Johannis (1090—1104), Rüdiger's Nachfolger,
an den Stadtmauern baute , obwohl nicht urkundlich
belegt, doch der ganzen Sachlage nach Glauben ver-
dient, so ist es auch kaum wahrscheinlich, dass
1056—1060 eine bemerkenswerthe Befestigungsanlage
ausgeführt wurde. Auch die Stelle des Briefes über
den Dom würde vorzüglich auf die Regierungszeit
Rüdiger's passen. Die Schäden, welche Benno von

Osnabrück bemüht war abzustellen (um 1083), moch- zu setzen ist.

ten bei dem Amtsantritt Rüdi<£er's bereits zu "rosser
Besorgniss Veranlassung gegeben haben. Unter Bischof
Johannis fällt die Bauthätigkeit Ottos von Bamberg.
Von Johannis, einem nahen Verwandten des Kaisers
wäre es auch erklärlich, dass er der Kaiserin so nahe
gestanden, wie es der Wortlaut des Briefes schliessen
lässt: „Eequis locus aut que regio ignorat aut non
unicis laudibus celebrat affectuin ardentissimum, gemi-
tum acerrimum Augustae vestrae, quae vos, e sinn
suo auulsum, est prosecutaV" Bei jedem anderen
Bischof wäre diese Ausdrucksweise nur verständlich,
wenn er Beichtvater der Kaiserin war. Ob das bei
Rüdiger zutrifft, ist nicht zu entscheiden, auf ihn passt
aber wieder, soweit unsere Kenntniss reicht, allein die
Anspielung des Briefes auf eine schwere Zeit des Bis-
thums. Rüdiger's Vorgänger war Heinrich von Scharfen-
berg (1067 —1072) ein Jugendfreund des Kaisers,
welcher die Güter des Stiftes verschleuderte und eines
schnellen Todes an dem Tage starb, an welchem er
vom Pabst seines Bisthums enthoben wurde (Lamberti
Hers. Annal. Bertold. Constant.). Eine längere Sedis-
vacanz, welche aus dem Wortlaut gefolgert werden
könnte, ist bei der Spärlichkeit der Nachrichten im
11. Jahrhundert nicht nachweisbar. Bei der traurigen
Lage des Stiftes nach dem Tode Heinrichs von Scharfen-
berg möchte indess bereits die unvermeidlich erforder-
liche Frist bis zur Wiederbesetzung des Stuhles als
Verzögerung empfunden werden, und zum Ausdruck
Veranlassung geben: „diu talein spiranti dominum" etc.
Hiernach sprechen die Umstände dafür, dass der Brief
an Bischof Rüdiger gerichtet und in das Jahr 1073

Beilage II.

Der Dom auf Speierer Münzen und Siegeln 8).

Vergl. hierzu die Abbildungen Fig. 15—25 Seite 73.

Zu der älteren lückenhaften Baugeschichte liefern hatten, und die hier überhaupt zum ersten Mal nach-
die Münzen der Ottonen und der Bischöfe von Speier, gewiesen wird. Die ältesten noch schematischen Dar-
sowie die Siegel der Stadt nicht unwichtige Ergän- Stellungen des Domes sind uns auf den Kaiser Münzen
Zungen, sofern auf ihnen der Dom als Münz- und aus der Zeit der Ottonen 936—1002 erhalten. Die auf
Wappen-Bild benutzt ist. Sie berichten, wie wir einigen derselben 279) auftretende Inschrift SCA MARIA
sehen werden, von einer Bauuntemehmung, von der bestätigt mit den Urkunden jener Zeit, dass in erster
wir weder durch Ueberlieferung noch Geschichte Kunde Linie die Maria von Anfang an als Schutzpatron des

Domes zu betrachten ist. Vergl. Fig. 15. Speierer
Münzen Kaiser Conrads II. mit einem Kirchengebäude
sind nicht bekannt. Von den Denaren Kaiser Hein-

278) Die Veranlassung zur nebenstehenden Betrachtung bot der
Versuch einer Speierer Münzgeschichte von Dr. W. Harster in den
Mitth. des Hist. Vereins der Pfalz, Speier 1882. Das verdienstvolle
Werk ist in erster Linie als Grundlage benutzt. 27s) Harster, Nr. 2, 3, S. 96.
 
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