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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0344
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340

Teil 2: Abläufe und Formen von Herrschertreffen

Bedeutsam für das Auftreten gegenüber einem auswärtigen König oder
Kaiser waren die materiellen Vorbereitungen, die die eigene Reiseausstattung,
Ausrüstung, Bekleidung oder auch Geschenke betrafen. Jedoch sind selten
Aufforderungen an Mitreisende überliefert, zur gemeinsamen Reise adäquat
gekleidet und für Turniere gerüstet zu erscheinenZuweilen wurden Aufträ-
ge zur Anfertigung von wertvollen Geschenken bereits Monate vorher erteilt.

Der Aufwand der getroffenen Vorbereitungen für die Unterbringung eines
Gastes hing mit der Bedeutung zusammen, die diesem zugemessen wurde.
Aus den überlieferten Fällen geht hervor, dass zwei Könige nur ausnahms-
weise unter einem Dach unterkamen. In der Regel wurde einem hochrangigen
Gast eine angemessene Unterkunft in einem königlichen Schloss, einem Palast
eines Adligen, einem Kloster oder in seltenen Fällen auch einer Herberge zur
Verfügung gestellt. Karl V. von Frankreich wich beispielsweise auf das Schloss
Vincennes aus, während sein Onkel Karl IV. zunächst im Louvre, später im
Jagdschloss Beaute-sur-Marne untergebracht wurde.^ Auch der kaiserliche
Gast Manuel II. Palaiologos und Sigismund wurden in den Jahren 1410 und
1416 im Louvre untergebracht. Stets waren hierfür die Baulichkeiten im Vorfeld
auszuschmücken, nötigenfalls zu renovieren und anzupassen. Dabei scheuten
die französischen Könige, insbesondere Karl V. und Karl VI. vor hohen Kosten
nicht zurück/" Kurz vor der Ankunft Sigismunds in Paris überprüften zwei Rit-
ter die Räumlichkeiten im Louvre und nahmen sie für ihren Herrn in Besitz ^
Johann II. von Frankreich wurde während seiner Gefangenschaft zunächst im
Savoy Palast in London einquartiert, dem in jener Zeit prachtvollsten Gebäude
in England. Erst aufgrund politischer Verstimmungen wurde er in einem Haus
untergebracht, das den Charakter eines Arrestgebäudes hatte.
Für Einzugsprozessionen wurde häufig ein hoher Aufwand betrieben, die
Stadt zu schmücken. Im Jahre 1313 waren beim Parisbesuch Eduards II. die
Gebäude mit seidenen Tüchern und kostbaren Eeinenstoffen bespannt und
ausserordentlich viele Lichter wurden aufgestellt.Ebenso wurden für die
Prozessionen bei ankommenden fremden Monarchen bestimmte Motive dar-

43 So Albrecht im Jahre 1299 (Ottokars Österreichische Reimchronik, ed. Seemüller, S. 986,
V. 74790T); vgl. Kap. 1.2..
44 Im Louvre erhielt der Kaiser das Grüne Zimmer, einem nach Delachenal für besonders reprä-
sentative Zwecke vorgesehnen Saal (dazu Chronique des regnes de Jean II et de Charles V, ed.
Delachenal, Bd. 2, S. 224).
45 Chronique des regnes de Jean II et de Charles V) ed. Delachenal, Bd. 2, S. 224. Zu den Aus-
gaben für die Parisreise Karls IV.: SMAHEL, Cesta cisare Karla IV. do Francie, S. 331f. mit Auf-
stellungen im Anhang.
46 Jean le Fevre, Chronique, Bd. 1, S. 277: [...] aiaahenf a Paris deax cPeaaiiers &s geas & i'ea!perear
Siegemoaf ei roy J'Aiieyaaigae, poar auoir ei preparer soa Jogis; aagyaeiz deax cPeuaiiers Jiü Faiiiye ei
(ieiiare Je ciiasiei da Loaure. Jean le Fevre, Chronique, Bd. 1, S. 277.
47 Vita Clementis V in: Vitae paparum Avenionensium, ed. Baluze-Mollat, Bd. 1, S. 21: Paiiaaie?a
ioia ciaiias sericis paaais ei preiiosis iiaeis cooperia, ei eraaf per oa!aes aicos iaaaaaria ai/iaiia.
 
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