Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Patzold, Steffen; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Episcopus: Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 25: Ostfildern, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34736#0421
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
420

VI. Der Episkopat im Spiegel der Historiographie

Tradition zu stellen, die bis aut den Apostelschüler Clemens zurückreichte ^. Das
aber ist eben jene Tradition, aus der die 829 in Paris versammelten Bischöfe die be-
sondere Würde des Bischofsamtes jenseits aller individuellen Schwächen und Feh-
ler seiner einzelnen Träger abgeleitet hatten.
Auch manche Begriffe und Kategorien, die in dem >Pariser Modell< eine Rolle spie-
len, finden sich in den »Gesta« der Bischöfe von Auxerre wieder, allerdings in weni-
ger hoher Dichte als in den »Actus« aus Le Mans. Immerhin galt die Bischofswürde
den Kanonikern Rainogala und Alagus nicht nur (wie schon in ihrer Textvorlage)
als sondern auch, unabhängig von einer Vorlage, als wirtisicrittw, das ein
Bischof »auf sich zu nehmen« hatte (sMScipcm)^. Die frühen, vorbildlichen Bischöfe
waren »Diener des Gotteswortes« (Mcräz Dez mirn'sfriVZ Sowohl das bischöfliche Amt
als auch die Gemeinde (die »Herde«) und die Kirche waren dem Bischof von Gott
»anvertraut« (cowun'ssMsLA Seine Aufgabe wird, in Anlehnung an einen Kernge-
danken der »Regula Pastoralis« Gregors des Großen, in dem Text geradezu formel-
haft umschrieben als »Nützen durch Wort und Beispiel«^. Bischof Aunarius wird
als Mz'r awgdzcMS sogar in die Nähe zu Engeln gerückt^".
Anders als ihre Kollegen aus Le Mans inserierten Rainogala und Alagus keine
Urkunden in ihre Bistumsgeschichte. Trotzdem machten sie in ihrer Erzählung
deutlich, daß sie es für eine Kernaufgabe eines Bischofs hielten, für den Besitz des
Bistums Sorge zu tragen. Ein vorbildlicher Bischof sollte die Güter des Bistums
nicht nur bewahren, sondern - wenn möglich - noch vermehren '; er sollte die be-
stehenden Kirchenbauten erhalten und renovieren, aber auch neue Kirchen erwer-
ben oder erbauen lassen^'; und er sollte den Kirchenschatz durch Schenkungen
vergrößern^. Der Bischof Aidulf, so behaupten Rainogala und Alagus, sei beinahe
tödlich getroffen gewesen, als zu seiner Zeit durch Karl Marteil zahlreiche Güter

384 Der fortdauernde Bezug zur römischen Wurzel< des Bistums Auxerre wird in den »Gesta« im
übrigen noch durch ein anderes Motiv veranschaulicht: In den früheren Notizen bis zu Treti-
cus (ebd., c. 24,117/119) werden in aller Regel nicht nur die Kaiser bzw. Könige genannt, zu de-
ren Zeit der jeweilige Bischof tätig gewesen sei, sondern auch die zeitgenössischen Päpste.
385 Ebd., c. 19,65 (zu Bischof Aunarius); nahezu wörtlich nach Acta Aunarii, 106 C.
386 Gesta pontificum Autissiodorensium, c. 35,145 (zu Bischof Angelelmus): Sascepto igitar poatifi-
caii miaisterio, totam sc in diaiaam traas/adit seraitiam.
387 Ebd., c. 1,11.
388 Vgl. etwa ebd., c. 7 33 (zu Bischof Germanus): CMstodias honorem a doaaao hü? commissam; ebd.:
Deas tita pastorate commisit offitiam; c. 19, 71 (zu Bischof Aunarius): Aiam ad tateiam gregis sita a
Deo commissi precepit Mt tarn in ciaitate Aatissiodoreasi tyaam per parroctn'as ipsias pagi t?ec dedeat
iastitatio castodiri [...]; c. 19, 77 (ebenfalls zu Aunarius): Deaayae coagregaait Meaerata'tem siaodam
in art?e Aatissiodoreasi ata piarima pertractaas de saiate popaii sita commissi, aecessaria tyae^Me et
aaide afittima ia XE et iEiE capitaiis perstriaxit (beide Stellen haben keine wörtliche Entsprechung
in der Vorlage, den »Acta Aunarii«); c. 24,119 (zu Bischof Treticus): Cepit eaim [...] aecciesiam sita
a Deo commissam spiritaaiiter eradire; c. 33,139 (zu Bischof Maurinus): [...] paritertyae commisse sita
ecciesiae [...].
389 So etwa ebd., c. 5,21 (zu Bischof Eladius); c. 8,51 (zu Bischof Alodius).
390 Ebd., c. 19,83 (ohne unmittelbare Entsprechung in der Vorlage, den »Acta Aunarii«).
391 Vgl. etwa ebd., c. 20,95-99; c. 33,138; c. 36,153.
392 Vgl. dazu ebd., c. 6,27; c. 36,153; c. 37 155.
393 In dieser Hinsicht wird - nicht zuletzt aufgrund der besseren Quellenlage - ebd., c. 20, 87-95,
besonders die Leistung des Desiderius gerühmt.
 
Annotationen