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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0064
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1.7 Die Untersuchungsgebiete

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Vermutlich kreuzten mindestens drei Altstraßen das Gebiet. Eine verlief von
Augsburg über die Isar an die Donau, passierte den Amperraum nördlich von
Straßbach, Röhrmoos und Schönbrunn und erreichte die Isar südlich von Freising.
Die zweite, von Augsburg nach (Wels) überquerte die Amper vermutlich
in der Nähe der Würmmündung^?. Eine Straße von (München-) Oberföhring nach
Norden in Richtung Ingolstadt überquerte die Amper vermutlich bei Haim-
hausen^.
Ein zentraler Ort dieses Gebiets war offenbar Ampermoching, das an der
Mündung des Sietenbachs (in den Traditionen Pasenbach genannt) in die Amper
hegt. Es fällt jedoch schwer, die Nennungen in den Quellen eindeutig zu iden-
tifizieren, da es in nur geringer Entfernung einen zweiten Ort mit dem
Namensglied ,,-moching" gibt, (München-)Feldmoching, der zwar manchmal,
aber durchaus nicht immer mit dem Bestimmungswort „Feld" belegt wurdet Da
dieser Ort auch als wcMS pM&hcMS bezeichnet wird, ist der Auftritt Herzog Odilos
748 in Ma/n'nya wahrscheinlich auf Feld- und nicht auf Ampermoching, wie in der
Edition der Freisinger Traditionen vorgeschlagen wird, zu beziehen^".
Es wäre gut möglich, dass der wohl fehlerhaften Ortsidentifizierung die
falsche Vorstellung zugrunde hegt, dass ein „Feld"-Name immer auf eine
Aussiedlung hinweist. Angesichts der Tatsache, dass die Besiedlung eher aus der
Münchener Schotterebene, wo Feldmoching hegt, heraus verlief und dort eines der
größten bekannten Reihengräberfelder Bayerns hegt, was für ein hohes Alter der
Siedlung spricht, dürfte eine Aussiedlung - wenn überhaupt - in umgekehrter
Richtung verlaufen seirT'"'. Für letzteres spricht auch, dass die frühesten sicher auf
Ampermoching zu beziehenden Traditionen aus gerodetem Land bestanden und
dieser Ort mehrfach als Holzmoching bezeichnet, also mit einem typischen
Rodungsnamen belegt wurdet. In der ersten Tradition, die vermutlich den Ort
betraf, an dem heute Ampermoching hegt, wird die Lage der Grundstücke
lediglich als zwischen Amper und Pasenbach (heute Sietenbach) hegend be-
schrieben, ohne dass ein Ortsname erwähnt isD-A Eine Neugründung war der Ort
in dieser Zeit jedoch nicht mehr, wie die Existenz einer Mühle zeigt. Die frühen
Erwähnungen von „Moching" dürften aber dennoch allgemein eher Feldmoching
betreffen. In jedem Fall entwickelte sich Ampermoching schon früh zu einem
zentralen Ort. Dafür sprechen die hier ausgefertigten Urkunden^ und die
Tatsache, dass der Zehnt von Pellheim im 10. Jahrhundert hierher gezahlt

297 Denkmäler in Bayern, Bd. 1,2: Oberbayern, bearb. v. Wilhelm Neu, München 1986, 173, 176,
178,196; WlNGART, Bemerkungen 20f. und Abb. 8 und 9, 33f.
298 MAYR, Haimhausen 482.
299 TF 410 (819.04.18), 533 (826.06.26).
300 TF 2 (748.02.12), Feldmoching als uicMS puMicMs: TF 372 (817.04.15). Wilhelm LIEBHART,
1250 Jahre Ampermoching. Zur ersten urkundlichen Nennung von 748, in: Das Amperland
35 1999, 22-27, hält an der Deutung Bitteraufs fest und bezieht das „Moching" in TF 2 auf
Ampermoching.
301 So auch STÖRMER, Adel 49, und schon Alexander von REITZENSTEIN, Frühe Geschichte rund
um München, München 1956, 201f.
302 In TF 537 und 538a (826.07.10/11) wird jeweils ein idMZ (Schlag) tradiert. Als Holzmoching
auch in 539 (826.07.14), 547b (827.09.29).
303 TF 490 (823.05.06).
304 TF 537-39 (826.07.10/11/14).
 
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