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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0065

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1. Einleitung

wurdet Darüber hinaus gibt es in der unmittelbaren Umgebung einige
Siedlungen mit Funktionsnamen - Gänsstall, Zieglberg und Viehhausen - die für
die Existenz einer größeren Grundherrschaft sprechen^'.
In ähnlicher Weise scheint Haimhausen am Amperübergang gewisse zentrale
Funktionen gehabt zu haben; es war einmal Ausstellungsort einer Urkunde, und
die dortige Kirche erhielt den Zehnten aus InhauserU". Andere Orte mit zentralen
Funktionen waren Vierkirchen und Allershausen, wo in der Karolingerzeit
Gerichtsversammlungen, abgehalten und Urkunden ausgestellt wurden^.
Am Unterlauf der Würm, die gegenüber von Hebertshausen in die Amper
mündet, lagen vermutlich zwei Orte, die als LüdntM bezeichnet wurden^. Hier
wurden zwischen 772 und 780 zwei Kirchen an Freising übergeben, weshalb es
wahrscheinlich ist, dass sich die Nennungen auf zwei verschiedene Orte beziehen.
Einer der Tradenten, Muniperht, hatte in einem dieser Orte und in Hebertshausen
Besitz, weshalb dieser Ort mit Würmmühle, das direkt gegenüber von
Hebertshausen liegt, identisch sein könnte^'". Möglicherweise gab einer der
Schenker der zweiten UMzrma-Tradition, der Priester Kerolt, dem Ort sogar einen
vorläufigen Namen. Jedenfalls wurde in einer Tradition von 957/72 ein heute
unbekanntes KcroFcsdor/ an der Würm zusammen mit Prittlbach, Deutenhofen
und Ried genannt, die allesamt in unmittelbarer Nähe der Würmmündung
liegen^". Sollte diese Deutung zutreffen, so hätte man ein Zeugnis dafür, wie
wenig gefestigt Ortsnamen an den kleinen Seitenbächen zu dieser Zeit noch
waren.

L7.3 Dpr ispnrdMm
Das zweite Untersuchungsgebiet erstreckt sich in ost-westlicher Richtung etwa
15 km entlang der Isen, einem linken Nebenfluss des Inn, etwa von Oberdorfen im
Westen bis Buchbach im Osten. Nach Norden reicht das Gebiet fast 10 km bis an
die Große Vils, nach Süden etwa über die gleiche Distanz bis nach Oberornau und
Großschwindau. Die Landschaft hier ist Mehrteiliger als an der Amper, es handelt

305 TF 1070 (926/37).
306 Diese muss allerdings nicht zwangsläufig ihr Zentrum in Ampermoching gehabt haben. All-
gemein zu Funktionsnamen Hans-Jürgen NlTZ, Siedlungsstrukturen der königlichen und
adeligen Grundherrschaft der Karolingerzeit - der Beitrag der historisch-genetischen
Siedlungsgeographie, in: Strukturen der Grundherr schaft 411-82, hier 417-21.
307 TF 585a (829.06.25), 1030 (895/9).
308 Vierkirchen: piadiMm in TF 697a (848.04.06), Ausstellungsort von 435ab (820.04.15), 574a
(828.12.14) und 862 (860.08.17). Vermutlich hatte 820/30 hier auch ein Graf seinen Sitz, s.u.
6.4.3. Allershausen: piadtg in TF 401c (818.09.15), 475 (822.08.31), Urkundenausstellung noch
in 811 (859.01.07).
309 TF 52 (772.12.20), 54 (ca. 772/80); s. WALLNER, Beiträge II507.
310 TF 52, 110 (783/9.07.04). Auch VMÜmMpMge - Beuge der Würm - in TF 1074 (926/37) dürfte
aufgrund der mitgenannten Orte Dachau und Prittlbach am Unterlauf des Flusses gelegen
haben.
311 TF 1164. Diese Deutung bei WALLNER, Beiträge II100.
 
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