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1. Einleitung
An einem neuralgischen Punkt einer agrarischen Gesellschaft, der
Übertragung von Eigentum und Nutzungsrechten, setzt das erste Kapitel ein, das
sich mit der Ausgestaltung von Tradition und Investitur beschäftigt. Hier werden
auch die Motive betrachtet, die hinter den massenhaften Traditionen der
Agilolfinger- und Karolingerzeit stehen, und ihre Folgen untersucht. Darüber
hinaus werden auch die anderen Formen der dauerhaften und vorübergehenden
Übertragung von Grundbesitz, Tausch, Kauf und Verleihung als
beleuchtet.
Im zweiten Abschnitt steht die Untersuchung der Siedlungen - der Dörfer
oder Weiler - mit ihren gemeinsamen Einrichtungen wie der Allmende und
nachbarschaftlich-gemeinschaftlichen Strukturen sowie ihrer spezifischen Be-
sitzstruktur im Mittelpunkt der Betrachtungen. Im folgenden Kapitel werden die
Familien untersucht, die einen der wichtigsten Handlungsrahmen für jeden
Menschen bildeten. Hier interessieren die Familienstrategien, insbesondere die
Besitzstrategien der Angehörigen verschiedener sozialer und rechtlicher Gruppen
sowie das Verhältnis der Kernfamilie zur Großfamilie. Neben der Familie spielte
die Kirche eine bedeutende Rolle im Leben des Einzelnen. Kirchen existierten und
wirkten seit Beginn der Untersuchungszeit in allen besiedelten Räumen Bayerns;
ihr Netz wurde im 8. und 9. Jahrhundert noch weiter ausgebaut. Deshalb werden
die Kirchen, die die wichtigsten zentralen Einrichtungen vieler Siedlungen waren,
in einem eigenen Kapitel behandelt. Dabei geht es um die Frage nach ihren
Eigentümern und ihrer Einbindung in die lokale Gesellschaft und in die
DiözesanOrganisation sowie um den Klerus auf dem Land.
Besondere Verbindungen innerhalb eines bestimmten Gesellschaftsbereichs
zeigt die Untersuchung der Zeugenreihen auf, die ein guter Indikator für
Kommunikationsbeziehungen und Aktionsradien freier Männer sind. In diesem
Zusammenhang werden auch Amtsträger wie Richter, Schultheiße und Grafen
behandelt. Damit gerät auch die Einbindung der lokalen Gesellschaft in den
Rahmen des gesamtfränkischen bzw. bayerischen Raums in den Blick.
Anschließend werden die wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft, die
Organisation der Landwirtschaft, der Grundherrschaften und Bauernstellen, die
für die weitaus meisten Menschen das unmittelbare Lebensumfeld darstellten,
betrachtet. In eigenen Abschnitten sollen hier auch die oft belegten Mühlen und
die verschiedenen Formen der Waldnutzung untersucht werden.
Zum Abschluss sollen die Ergebnisse zusammengefasst und im größeren
Kontext des fränkischen Europa betrachtet werden.
1.2 Quellen
Die Quellen dieser Arbeit stammen ganz überwiegend aus den Traditionen der
bayerischen Bischofskirchen von Passau, Freising, Regensburg und Salzburg sowie
der Klöster Niederaltaich, Mondsee und Schäftlarn wobei die Überlieferung aus
Freising bei Weitem die umfangreichste ist und Urkunden aus allen Zeiträumen
zwischen 744 und 1005 überliefert. Die Urkunden der heute im Freistaat Bayern
liegenden Kirchen wurden im Rahmen der „Quellen und Erörterungen zur
bayerischen und deutschen Geschichte" ediert, und auch die Quellen der heute
1. Einleitung
An einem neuralgischen Punkt einer agrarischen Gesellschaft, der
Übertragung von Eigentum und Nutzungsrechten, setzt das erste Kapitel ein, das
sich mit der Ausgestaltung von Tradition und Investitur beschäftigt. Hier werden
auch die Motive betrachtet, die hinter den massenhaften Traditionen der
Agilolfinger- und Karolingerzeit stehen, und ihre Folgen untersucht. Darüber
hinaus werden auch die anderen Formen der dauerhaften und vorübergehenden
Übertragung von Grundbesitz, Tausch, Kauf und Verleihung als
beleuchtet.
Im zweiten Abschnitt steht die Untersuchung der Siedlungen - der Dörfer
oder Weiler - mit ihren gemeinsamen Einrichtungen wie der Allmende und
nachbarschaftlich-gemeinschaftlichen Strukturen sowie ihrer spezifischen Be-
sitzstruktur im Mittelpunkt der Betrachtungen. Im folgenden Kapitel werden die
Familien untersucht, die einen der wichtigsten Handlungsrahmen für jeden
Menschen bildeten. Hier interessieren die Familienstrategien, insbesondere die
Besitzstrategien der Angehörigen verschiedener sozialer und rechtlicher Gruppen
sowie das Verhältnis der Kernfamilie zur Großfamilie. Neben der Familie spielte
die Kirche eine bedeutende Rolle im Leben des Einzelnen. Kirchen existierten und
wirkten seit Beginn der Untersuchungszeit in allen besiedelten Räumen Bayerns;
ihr Netz wurde im 8. und 9. Jahrhundert noch weiter ausgebaut. Deshalb werden
die Kirchen, die die wichtigsten zentralen Einrichtungen vieler Siedlungen waren,
in einem eigenen Kapitel behandelt. Dabei geht es um die Frage nach ihren
Eigentümern und ihrer Einbindung in die lokale Gesellschaft und in die
DiözesanOrganisation sowie um den Klerus auf dem Land.
Besondere Verbindungen innerhalb eines bestimmten Gesellschaftsbereichs
zeigt die Untersuchung der Zeugenreihen auf, die ein guter Indikator für
Kommunikationsbeziehungen und Aktionsradien freier Männer sind. In diesem
Zusammenhang werden auch Amtsträger wie Richter, Schultheiße und Grafen
behandelt. Damit gerät auch die Einbindung der lokalen Gesellschaft in den
Rahmen des gesamtfränkischen bzw. bayerischen Raums in den Blick.
Anschließend werden die wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft, die
Organisation der Landwirtschaft, der Grundherrschaften und Bauernstellen, die
für die weitaus meisten Menschen das unmittelbare Lebensumfeld darstellten,
betrachtet. In eigenen Abschnitten sollen hier auch die oft belegten Mühlen und
die verschiedenen Formen der Waldnutzung untersucht werden.
Zum Abschluss sollen die Ergebnisse zusammengefasst und im größeren
Kontext des fränkischen Europa betrachtet werden.
1.2 Quellen
Die Quellen dieser Arbeit stammen ganz überwiegend aus den Traditionen der
bayerischen Bischofskirchen von Passau, Freising, Regensburg und Salzburg sowie
der Klöster Niederaltaich, Mondsee und Schäftlarn wobei die Überlieferung aus
Freising bei Weitem die umfangreichste ist und Urkunden aus allen Zeiträumen
zwischen 744 und 1005 überliefert. Die Urkunden der heute im Freistaat Bayern
liegenden Kirchen wurden im Rahmen der „Quellen und Erörterungen zur
bayerischen und deutschen Geschichte" ediert, und auch die Quellen der heute