308
6. Zeugen und Amtsträger
sicher^". Träger häufiger Namen, wie Graf Liutpald und Reginperht, waren da-
gegen Angehörige der höchsten Schichten des westbayerischen Raums.
Die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts war die Zeit der dichtesten Überlieferung
in den Freisinger Urkunden. Weder vorher noch nachher lassen sich Zeugenreihen
und einzelne Zeugen so genau untersuchen und auswerten. Hier ist es daher
möglich, das genauste Bild der Zeugen nach Herkunft und sozialer Rolle zu
erstellen. Sowohl an der Isen wie auch an der Amper zeigt sich, dass die Zeugen
überwiegend in einem großen Radius tätig waren, doch hatten viele einen
regionalen Schwerpunkt.
Dies ist insbesondere an den Auftrittsmustern der Isenregion gut zu erkennen.
Manche Zeugen, wie Joseph und Snelmot, waren praktisch nur in der Tegern-
bacher Gegend tätig, während andere einen größeren Radius abdeckten und auch
um das Kloster Isen herum tätig waren. Andere erscheinen aufgrund ihrer Bin-
dung an den Bischof oder der Zugehörigkeit zu einer großen Familie regelmäßig
über die gesamte Diözese. Nur die wenigsten, etwa der Richter Kysalhart und der
Pfalzgraf Timo, finden sich in den Urkunden der anderen bayerischen Bistümer
und Klöster.
Strukturelle Unterschiede zwischen beiden Regionen bestanden wohl nicht,
die Unterschiede in den Zeugenreihen dürften hauptsächlich darauf beruhen, dass
die betrachteten Beispiele an der Isen etwas älter sind als an der Amper.
Die Traditionen mit doppelter Zeugenliste werfen ein besseres Licht auf die
Vorgänge bei der Entstehung der überlieferten Zeugenreihen. Während auch sonst
in anderen Zeugenreihen immer wieder Namen von Zeugen Vorkommen, die
sonst selten oder unbekannt sind, so steigt die Zahl dieser Namen deutlich an,
wenn die Listen länger werden oder/und es um die Investitur eines tradierten Be-
sitzstücks vor Ort geht. Bei der Investitur ist dies zu erwarten; wo, wenn nicht hier
sollten lokale Figuren sichtbar werden, die schließlich täglich mit den veränderten
Besitzverhältnissen konfrontiert wurden? Aber die selten genannten Zeugen der
langen Zeugenlisten von Gerichtsverfahren zeigen, dass auch kleinere Freie an den
teilnahmen. Die Mehrzahl der Zeugen dieser Urkunden, meist über die
Hälfte, stellen jedoch in allen Fällen jene Zeugen, die aus vielen anderen Urkunden
bekannt sind - was zeigt, dass die Zeugenreihen überwiegend durch hochrangige,
bischofsnahe Männer geprägt wurden.
6.4.3 und comes et iudex Xi/sudund
Auch im Amperraum lassen sich Amtsträger erkennen, allerdings erscheint nur
einmal ein Schultheiß für diesen Raum - ein Deothart, der wie sein Vater
Engilhart, gleichfalls ein ccnUnam/s, hauptsächlich um Freising tätig waLA Besser
260 Für Madalker gab es zwei parallele Namensträger, die mit möglicherweise einer Ausnahme
nur für Besitz im nördlichen Amperraum, vor allem um Vierkirchen herum auftraten:
TF 235, 236 (beide 806/8) für Biberbach und Laimbach; 484 (823.02.16) für Vierkirchen; 574b
(828.12.16) für Ried; 585a (829.06.25, zwei Namensträger) für Sulzrain; 601 (830.09.13) für
Ramelsbach; vielleicht noch 682 (846.05.25) in Freising für Reichenhall.
261 TF 318 (814.06.22) für Allershausen. Zu Deothart und Engilperht KRUG, Amt 75-78.
6. Zeugen und Amtsträger
sicher^". Träger häufiger Namen, wie Graf Liutpald und Reginperht, waren da-
gegen Angehörige der höchsten Schichten des westbayerischen Raums.
Die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts war die Zeit der dichtesten Überlieferung
in den Freisinger Urkunden. Weder vorher noch nachher lassen sich Zeugenreihen
und einzelne Zeugen so genau untersuchen und auswerten. Hier ist es daher
möglich, das genauste Bild der Zeugen nach Herkunft und sozialer Rolle zu
erstellen. Sowohl an der Isen wie auch an der Amper zeigt sich, dass die Zeugen
überwiegend in einem großen Radius tätig waren, doch hatten viele einen
regionalen Schwerpunkt.
Dies ist insbesondere an den Auftrittsmustern der Isenregion gut zu erkennen.
Manche Zeugen, wie Joseph und Snelmot, waren praktisch nur in der Tegern-
bacher Gegend tätig, während andere einen größeren Radius abdeckten und auch
um das Kloster Isen herum tätig waren. Andere erscheinen aufgrund ihrer Bin-
dung an den Bischof oder der Zugehörigkeit zu einer großen Familie regelmäßig
über die gesamte Diözese. Nur die wenigsten, etwa der Richter Kysalhart und der
Pfalzgraf Timo, finden sich in den Urkunden der anderen bayerischen Bistümer
und Klöster.
Strukturelle Unterschiede zwischen beiden Regionen bestanden wohl nicht,
die Unterschiede in den Zeugenreihen dürften hauptsächlich darauf beruhen, dass
die betrachteten Beispiele an der Isen etwas älter sind als an der Amper.
Die Traditionen mit doppelter Zeugenliste werfen ein besseres Licht auf die
Vorgänge bei der Entstehung der überlieferten Zeugenreihen. Während auch sonst
in anderen Zeugenreihen immer wieder Namen von Zeugen Vorkommen, die
sonst selten oder unbekannt sind, so steigt die Zahl dieser Namen deutlich an,
wenn die Listen länger werden oder/und es um die Investitur eines tradierten Be-
sitzstücks vor Ort geht. Bei der Investitur ist dies zu erwarten; wo, wenn nicht hier
sollten lokale Figuren sichtbar werden, die schließlich täglich mit den veränderten
Besitzverhältnissen konfrontiert wurden? Aber die selten genannten Zeugen der
langen Zeugenlisten von Gerichtsverfahren zeigen, dass auch kleinere Freie an den
teilnahmen. Die Mehrzahl der Zeugen dieser Urkunden, meist über die
Hälfte, stellen jedoch in allen Fällen jene Zeugen, die aus vielen anderen Urkunden
bekannt sind - was zeigt, dass die Zeugenreihen überwiegend durch hochrangige,
bischofsnahe Männer geprägt wurden.
6.4.3 und comes et iudex Xi/sudund
Auch im Amperraum lassen sich Amtsträger erkennen, allerdings erscheint nur
einmal ein Schultheiß für diesen Raum - ein Deothart, der wie sein Vater
Engilhart, gleichfalls ein ccnUnam/s, hauptsächlich um Freising tätig waLA Besser
260 Für Madalker gab es zwei parallele Namensträger, die mit möglicherweise einer Ausnahme
nur für Besitz im nördlichen Amperraum, vor allem um Vierkirchen herum auftraten:
TF 235, 236 (beide 806/8) für Biberbach und Laimbach; 484 (823.02.16) für Vierkirchen; 574b
(828.12.16) für Ried; 585a (829.06.25, zwei Namensträger) für Sulzrain; 601 (830.09.13) für
Ramelsbach; vielleicht noch 682 (846.05.25) in Freising für Reichenhall.
261 TF 318 (814.06.22) für Allershausen. Zu Deothart und Engilperht KRUG, Amt 75-78.