7. Landwirtschaft und Grundherrschaft
Keine Untersuchung über eine Gesellschaft ist vollständig, wenn sie nicht auch die
materiellen Lebensumstände der Menschen berücksichtigt, insbesondere die
Frage, auf welche Weise und mit welchen Mitteln der Lebensunterhalt gesichert
wurde. Dabei muss für vormoderne Zeiten vor allem die Landwirtschaft in den
Blick genommen werden, in der die meisten Menschen tätig waren. Dabei wurde
der größte Teil der landwirtschaftlichen Arbeit, zumindest der in den Quellen fass-
baren, in Grundherrschaften geleistet. Ein wichtiger Teil der ländlichen Wirtschaft
und auch ein Kernbestand vieler Grundherrschaften waren die Mühlen, die in
Bayern außerordentlich häufig nachzuweisen sind. Ebenfalls soll in diesem
Abschnitt der Wald als wichtiger Wirtschaftsfaktor für Weide, Bau- und Brennholz
sowie als potentielles Rodungsland untersucht werden. Im Gegensatz dazu sind
Handwerk* und HandeL - obwohl sie sicherlich in den Dörfern auch eine Rolle
spielten - in den Traditionen kaum erwähnt. Auf eine Untersuchung der Händler
und Handwerker, die rein deduktiv sein müsste, soll daher verzichtet werden.
7.1 Landwirtschaft
7.1.1 D%s uon
„(...) was wir dort in Bergkirchen fanden: des Eh/rg/'sdzcn Gzds Mwd der
Zednfreedfe) einen Hof mit Haus und drei Getreidespeichern, im Haus neun
ZTMNCzpd?, sechs serzd und drei %wed/%e, zwölf Rinder, sieben Ochsen und fünf andere
zMnzores (Jungrinder?), 26 Schweine, zwei Schafe, sieben Gänse und vier Hühner,
1 Am häufigsten sind noch Schmiede erwähnt, die z.T. auch frei waren: TF 416 (819.05.08),
TR 17 (820.12.02/821.02.08), TF 577 (828), CO 60 (930.03.25) (Freie), TF 14b (759.11.29). TF 775
(856/60), BN 14,55, TM 39 (736/37-48) (Unfreie). Alle anderen Handwerker erscheinen nur
ganz vereinzelt und sind stets unfrei, so die scMfard (Schildmacher) in TR 17 (820.12.02/
821.02.08) und TF 1045 (908.09.13), der pisfor (Bäcker oder Müller) ebd. und der cocMS (Koch)
in TM 39 (736/37-48).
2 Urkundlich erwähnte Händler gibt es erst im späten 10. Jahrhundert: TR 212a (ca. 980/5),
D Otto II. 294—96 (983.06.05), beide aus Regensburg, dem wirtschaftlichen Zentrum Bayerns
(Karl BOSL, Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regens-
burg [Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhand-
lungen NF 63], München 1966). Der Umfang und die Bedeutung des Handels im frühen
Mittelalter wurden lange unterschätzt und werden erst in letzter Zeit stärker beachtet, vgl.
McCORMICK, Origins; Olivier BRUAND, Voyageurs et marchandises aux temps carolingiens.
Les reseaux de communication entre Loire et Meuse aux VHIe et IXe siecles (Bibliotheque du
Moyen Äge 20), Bruxelles 2002; WlCKHAM, Middle Ages; s. schon Dietrich CLAUDE, Aspekte
des Binnenhandels im Merowingerreich auf Grund der Schriftquellen, in: Untersuchungen
zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Europa, Teil III: Der Handel
des frühen Mittelalters. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde
Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1980 bis 1983, hg. v. Klaus Düwel, Herbert Jankuhn,
Harald Siems, Dieter Timpe (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen,
Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge 150), Göttingen 1985, 9-99, hier 28-38.
Keine Untersuchung über eine Gesellschaft ist vollständig, wenn sie nicht auch die
materiellen Lebensumstände der Menschen berücksichtigt, insbesondere die
Frage, auf welche Weise und mit welchen Mitteln der Lebensunterhalt gesichert
wurde. Dabei muss für vormoderne Zeiten vor allem die Landwirtschaft in den
Blick genommen werden, in der die meisten Menschen tätig waren. Dabei wurde
der größte Teil der landwirtschaftlichen Arbeit, zumindest der in den Quellen fass-
baren, in Grundherrschaften geleistet. Ein wichtiger Teil der ländlichen Wirtschaft
und auch ein Kernbestand vieler Grundherrschaften waren die Mühlen, die in
Bayern außerordentlich häufig nachzuweisen sind. Ebenfalls soll in diesem
Abschnitt der Wald als wichtiger Wirtschaftsfaktor für Weide, Bau- und Brennholz
sowie als potentielles Rodungsland untersucht werden. Im Gegensatz dazu sind
Handwerk* und HandeL - obwohl sie sicherlich in den Dörfern auch eine Rolle
spielten - in den Traditionen kaum erwähnt. Auf eine Untersuchung der Händler
und Handwerker, die rein deduktiv sein müsste, soll daher verzichtet werden.
7.1 Landwirtschaft
7.1.1 D%s uon
„(...) was wir dort in Bergkirchen fanden: des Eh/rg/'sdzcn Gzds Mwd der
Zednfreedfe) einen Hof mit Haus und drei Getreidespeichern, im Haus neun
ZTMNCzpd?, sechs serzd und drei %wed/%e, zwölf Rinder, sieben Ochsen und fünf andere
zMnzores (Jungrinder?), 26 Schweine, zwei Schafe, sieben Gänse und vier Hühner,
1 Am häufigsten sind noch Schmiede erwähnt, die z.T. auch frei waren: TF 416 (819.05.08),
TR 17 (820.12.02/821.02.08), TF 577 (828), CO 60 (930.03.25) (Freie), TF 14b (759.11.29). TF 775
(856/60), BN 14,55, TM 39 (736/37-48) (Unfreie). Alle anderen Handwerker erscheinen nur
ganz vereinzelt und sind stets unfrei, so die scMfard (Schildmacher) in TR 17 (820.12.02/
821.02.08) und TF 1045 (908.09.13), der pisfor (Bäcker oder Müller) ebd. und der cocMS (Koch)
in TM 39 (736/37-48).
2 Urkundlich erwähnte Händler gibt es erst im späten 10. Jahrhundert: TR 212a (ca. 980/5),
D Otto II. 294—96 (983.06.05), beide aus Regensburg, dem wirtschaftlichen Zentrum Bayerns
(Karl BOSL, Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regens-
burg [Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhand-
lungen NF 63], München 1966). Der Umfang und die Bedeutung des Handels im frühen
Mittelalter wurden lange unterschätzt und werden erst in letzter Zeit stärker beachtet, vgl.
McCORMICK, Origins; Olivier BRUAND, Voyageurs et marchandises aux temps carolingiens.
Les reseaux de communication entre Loire et Meuse aux VHIe et IXe siecles (Bibliotheque du
Moyen Äge 20), Bruxelles 2002; WlCKHAM, Middle Ages; s. schon Dietrich CLAUDE, Aspekte
des Binnenhandels im Merowingerreich auf Grund der Schriftquellen, in: Untersuchungen
zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Europa, Teil III: Der Handel
des frühen Mittelalters. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde
Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1980 bis 1983, hg. v. Klaus Düwel, Herbert Jankuhn,
Harald Siems, Dieter Timpe (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen,
Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge 150), Göttingen 1985, 9-99, hier 28-38.